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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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einen
Skeptiker, der ihn als einen weltfremden Phantasten
bezeichnete.
    Die Sonne hatte den Zenit schon beträchtlich überschritten,
als sie, einem kleinen, fast ausgetrockneten Flusslauf
folgend, vor sich eine größere Baumgruppe erblickten, in
deren Schatten sie alsbald eine Siedlung ausmachten.
    Dürftige Anpflanzungen, dem Ödland abgetrotzt, gingen
in saftige Felder über, Dattelpalmen und üppige Büsche
verdeckten die Sicht auf die Behausungen der Menschen.
    Merkwürdig aber war, dass keine auf den Feldern – wie
oft schon gesehen – arbeiteten und sich auch sonst nicht
anderweitig beschäftigt sehen ließen. Ein Schöpfwerk stand
still; das zugehörige Zugtier lag träge wiederkäuend noch
angeschirrt am Spill.
    Wenige Augenblicke später erkannten sie den Grund für
die Vereinsamung der Felder: Im Hain tat sich eine fast
kreisrunde Lichtung auf – der zentrale Platz. Und dort
hatten sich offenbar mehr als die gesamte
Dorfbewohnerschaft versammelt.
    Es wimmelte von Menschen, Kinder tummelten sich
quirlig, Frauen und Männer wiegten sich im Rhythmus von
melodischen Geräuschen, die drei Männer mit Hilfe von
handlichen Instrumenten verursachten.
    Am Rande des Platzes aber war ein großer Teppich
gebreitet. Repräsentativ hatten sich darauf ein junges
geschmücktes Paar, einige würdige ältere Leute und eine
Gruppe jüngerer, meist bärtiger Männer niedergelassen,
deren Äußeres
– abgetragene Kleider, ramponierte
Sandalen, zumeist ausgemergelte Gesichter
– nicht so
richtig in die festliche Umgebung passen wollte.
    Einer der jungen Männer aus dieser Gruppe hob sich
jedoch heraus: Auch sein Gewand zeigte deutliche Spuren
langen Tragens. Sein Haupt mit einer überaus hohen Stirn
umrahmte langes, dunkles, aber nicht schwarzes, leicht
gewelltes Haar. Der gestutzte Bart ließ ebenmäßige
Gesichtszüge erkennen, die von großen, weitstehenden
Augen dominiert wurden. Und dieses Zusammenwirken
von Antlitz und Blick strahlte charismatisch in hohem
Maße Güte und Klugheit, Autorität und Frohsinn aus,
zeugte von Würde und Erhabenheit und vielleicht einer
Spur von einer Art Verinnerlichung.
    „Das ist er“, raunte VonEtali. Es schien, als sei auch sie
von Anblick und Wirkung ihres Schützlings gefangen.
Ausgebreitet auf dem Teppich standen Schüsseln mit
Speisen und Krüge mit Getränken, lagen Früchte in
schmückenden Blütenkränzen.
„Sie feiern eine Hochzeit“, erläuterte AusGarmi das
Geschehen.
AmUlzo blickte fasziniert auf das bunte Treiben,
versenkte sich in den Anblick Yoshuas.
Die beiden Frauen verständigten sich mit einem Blick,
schwiegen… Ihnen wurde bewusst, es war das erste Mal
war, dass ihr Gefährte dieses menschliche Wesen sah, das
nach seinem Wollen in diese Region hineingeboren wurde,
um sie – vielleicht grundlegend – zu verändern.
Unvermittelt sagte AmUlzo: „Ich danke dir, AusGarmi…“
Die Angesprochene sah ihn erstaunt an.
„Du hast, als du die Zeugungssubstanz ausgewählt hast,
genau das getroffen, worauf es ankam. Ich hätte nicht
gedacht, dass es dir so vollkommen gelänge. Schließlich ist
diese Spezies physiologisch mit uns in keinem Punkt
identisch, und du hattest wenig Zeit, sie kennen zu lernen.“
„Na wenn schon“, antwortete AusGarmi. Ihre
Überraschung vom unvermittelten Lob versuchte sie erst
gar nicht zu verbergen.
„Ich habe solches jahrelang studiert“, erklärte sie leicht
verwirrt. „Und wenn die äußeren Erscheinungsformen von
Lebewesen sich noch so sehr voneinander unterscheiden
mögen, die DNS-Strukturen sind weitgehend identisch. Es
kommt im Wesentlichen nur darauf an, wie viele und wie
einzelne Bausteine miteinander verkettet sind. Und wenn
man deren Funktion im Verbund kennt und versteht, sie zu
manipulieren…“
„Schon gut, schon gut, halt ein!“ AmUlzo lachte.
„Jedenfalls können Miriam und Jussup auf ihren Sohn stolz
sein.“
„Aber sieh ihn dir an“, bemerkte VonEtali. „Er würde uns
nicht brauchen.“
Das muntere Geschehen auf dem Platz nahm die weitere
Aufmerksamkeit der drei Beobachter voll in Anspruch.
Die Braut hatte sich erhoben. Erst jetzt kam ihr prächtiges
Hochzeitsgewand richtig zur Geltung: Bunte Stickereien
und aufgenähte Münzen schmückten es. Wie ein Wölkchen
umschwebte ein federleichtes Tuch, gehalten von einem
glitzernden Stirnband, ihr schmales Gesicht mit dem
hennarot leuchtenden Mund.
Zögernd, ehrfurchtsvoll näherte sie sich Yoshua,
offensichtlich durch Hand- und Kopfbewegungen von
einem

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