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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Geröll und aus der Ebene ragende Riffe zu
umgehen.
AmUlzo hatte nicht die geringste Mühe, die
Nachtwanderer zu verfolgen, oft nur weniges über deren
Köpfen, manchmal auch aus größerer Höhe, dann wenn er
den Gleiter nicht der Gefahr aussetzen wollte, das Gestein
zu streifen.
Es dauerte auch nicht lange, bis Yoshua gebot, anzuhalten
und das Nachtlager zu bereiten. Eine überkragende
Felsplatte bildete das Dach einer flachen Höhle. Im Licht
einer mühsam entzündeten Fackel, bestehend aus ertastetem
Gestrüpp, nahmen sie eine dürftige Schütte aus trockenem
Gras und Laub wahr: die Übernachtungsstätte eines Hirten
vielleicht oder von Wanderern.
Es dauerte nur Augenblicke, bis jeder der Gruppe sein
Lager gefunden hatte. Auf felsigem Grund erlosch die
ablegte Fackel.
„Zeit für uns auch, was sollen wir jetzt noch machen“,
bemerkte AusGarmi.
AmUlzo schaute sie einen Augenblick gedankenverloren
an, dann signalisierte er Zustimmung, ließ die Maschine
steigen, manövrierte und setzte sie auf ein kleines Plateau
unmittelbar über dem Schlafplatz der Yoshua-Gruppe.
„Ein interessanter Tag“, bemerkte AusGarmi, als sie,
nachdem VonEtali die Ereignisse dokumentiert und
eingespeichert, AmUlzo die Routineüberprüfung der
Maschine abgeschlossen, sie selbst verschiedene Odem
zum Verzehr vorbereitet hatte, die Gefährten zum Mahl
einlud.
Sie ruhten um den niedrigen Tisch in der kleinen
Steuerzentrale des Gleiters, dem einzigen Raum, der ihnen
in etwas wohnlicher Atmosphäre zum Aufenthalt und als
Schlafraum diente. Die Rückwand zierten als bescheidener
Luxus zwei Hologramme: Parklandschaften auf OZEANA.
Dort – gleichsam in die virtuellen Gebilde integriert – hatte
man den provisorischen Schlafplatz eingerichtet. Ansonsten
dienten auch hier die wenigen Einrichtungen und Möbel der
Steuerung und Überwachung der Flugapparatur und zur
Aufbewahrung technischen Geräts und von Vorräten. Fürs
Wohnen war das Fluggerät nicht konstruiert worden.
„Morgen wird wieder so ein Tag und übermorgen noch
einer und…“ Es klang unernst, wie VonEtali es sagte, aber
es war, als schwinge leichtes Resignieren mit.
„Na, wir werden den Yoshua doch wohl nicht tagtäglich
verfolgen, oder, AmUlzo – wie siehst du das?“, fragte
Der Angesprochene antwortete nicht sofort. „Vorerst
schon“, sagte er dann, „bis wir wissen, wie er seinen
eigenen Weg gestaltet.“
„Und die Wunder?“, fragte VonEtali.
„Wunder dürfen nicht zum Alltag werden, dann sind es
nämlich keine mehr. Es wird genügen, wenn einer von uns
gelegentlich den Kontakt herstellt – oder dazu bereit ist –
und das Notwendige veranlasst. Ansonsten widmen wir uns
schon dem, dessentwegen wir offiziell hier geblieben sind.
Wir werden die Menschen auf allen Kontinenten dieses
wundervollen Planeten weiter beobachten, immer wieder
Neues entdecken, es speichern und für unsere Nachfahren –
wie abgesprochen – im ewigen Südeis deponieren – eben
unsere große, selbstlose…“, ein wenig Ironie schwang in
AmUlzos Worten mit, „Aufgabe erfüllen. Und ich bleibe
natürlich dabei.“ Er wurde ernst. „Nie hat jemand unserer
Spezies eine größere Aufgabe gehabt. Das andere – er – ist
sozusagen die Würze, die selbstorganisierte Belohnung für
unsere Arbeit, unseren Verzicht auf die Heimat, unsere…
Einsamkeit vielleicht.“ Die letzten Worte sprach er leise,
nachdenklich. Doch dann, als habe er sich selber zur
Ordnung gerufen, setzte er optimistisch hinzu: „Sieht es so
aus, als ob wir drei uns langweilen würden?“
„Bis jetzt sieht’s nicht so aus“, sagte AusGarmi unernst
und ein wenig zweideutig. „Aber wer kann schon die
Zukunft voraussehen, und wer weiß, was uns noch alles so
anficht…“
    Im Raum wäre es absolut finster gewesen, wenn nicht die
wenigen Bereitschafts-Kontrollleuchten vom Cockpit her
einen winzigen Lichtschimmer verbreitet hätten.
    VonEtali lag mit offenen Augen. Leise Furcht hinderte sie
am Einschlafen. AmUlzos Worte klangen in ihr nach. Wäre
etwas zu bereuen, würde Langeweile von ihnen Besitz
ergreifen, sie der Alltag, so interessant er sich auch
gestalten mochte, in quälende, zerstörerische Einsamkeit
eineisen? Oder sollte die Sorge um Yoshua dieses
verhindern, und wenn, wie lange? Wie lange könnte er sich
denn überhaupt mit seiner – ja, seiner! – Mission behaupten
in einer Welt der Vielgötterei, umgeben von Gewalt und
Menschenverachtung? Er trägt die Fahne, trägt seine Haut
zu Markte. Was

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