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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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den Proviant
verteilen? Es fänden sich, glaube ich, dankbare Abnehmer,
und es wäre für die Sache ein Prestigegewinn.“
„Ganz schön gerissen“, anerkannte AmUlzo. „Nehmt ihr
das Boot und schafft so viel wie möglich Essbares her.
Kommt denen dort aber nicht in die Quere.
Da ich jetzt wieder männlich bin, wäre ich euch eine
schlechte Hilfe.“ Er lachte. „Ich halte hier die Stellung.“
„Alles zu seiner Zeit – auf das Maskuline kommen wir
zurück“, konterte AusGarmi anzüglich und schickte sich an,
über die Rutsche in das angeklinkte Boot zu gleiten.
Nicht lange, nachdem die beiden Frauen gegen Norden
gestartet waren, ertönte unten ein metallenes Trommeln,
erzeugt mit Hilfe eines Holzes und einem Kochkessel, und
Yoshua stieg auf einen hochbockigen zweirädrigen Karren.
Bewegungslos stand er, bis sich der allgemeine Lärm gelegt
hatte, was verhältnismäßig schnell geschah.
Mit einer eigenartigen Mischung aus Sanftheit,
Suggestion und Energie in der Stimme bedankte sich der
Künder bei den Versammelten, dass sie gekommen waren,
um durch ihn die Botschaft des Herrn zu hören.
Und er sprach vom uralten Hoffen, vom Glauben und
davon, dass sich in dieser Einheit das Sehnen der Menschen
erfüllen werde. Und er mahnte, ein dem Herrn gefälliges
Dasein zu leben, und erläuterte in diesem Zusammenhang –
zur Überraschung AmUlzos
– zehn Gebote
des
Zusammenlebens, die aus Sicht Yoshuas der Herr vor
Zeiten den Menschen auferlegt hatte.
In solcher Prägnanz waren Regeln dieser Art AmUlzo
noch nicht untergekommen – ein Zeichen, wie sehr Yoshua
aus sich heraus sich mit dem Glauben, der Lehre – den
Überlieferungen überhaupt
– der Altvorderen vertraut
gemacht hatte. Und wie hatte VonEtali gemeint: Er würde
uns eigentlich nicht mehr benötigen…
Mit den Worten: „Seid willkommen im Reich des Herrn.
Er sei euren Seelen gnädig“, schloss Yoshua seine
Ansprache.
Die Menge hatte schweigend zugehört. Selbst die
vereinzelten Krakeeler waren verstummt. Doch nun, zum
Schrecken AmUlzos, wurden da und dort Stimmen laut, die
nach Beweisen der Herkunft Yoshuas verlangten. Noch
wurden diese Leute von anderen, offenbar im Glauben
fortgeschritteneren Pilgern im Zaum gehalten,
beschwichtigt. Aber als ein ärmlich gekleideter Mann an
zwei Krücken auf Yoshua zuhumpelte und rief: „Sieh mich
Elenden. Erlöse mich von meiner Pein, wie du andere erlöst
haben sollst, und du wirst in mir den Gläubigsten unter der
Sonne finden.“
Die Menge verstummte. Alle blickten gespannt auf
Yoshua und den Krüppel.
AmUlzo wurde es mulmig. Er griff zum Mnemographen,
in der Absicht, möglicherweise einen der beiden, Yoshua
oder den Kranken, so zu beeinflussen, dass Zeit gewonnen
würde. Gleichzeitig stellte er ungeduldig eine Verbindung
zum Boot her. Er beruhigte sich, als er erfuhr, dass die
Gefährtinnen in kurzer Zeit einträfen.
„Versuche schon, den Gebrechlichen zu isolieren.
Vielleicht kann ich etwas tun. Wir bringen übrigens eine
reichliche Ladung von Fischen und Brot. Die Verteilung
kannst du schon vorbereiten, sie wird ablenken“,
beschwichtigte AusGarmi.
Unterdessen handelte Yoshua offenbar aus seiner
Erfahrung heraus. Er bat, den Kranken in eine Hütte zu
führen.
Bevor er jedoch folgte, wandte er sich erneut an die
Menge. „Ihr hörtet“, rief er beschwörend, „ich bin der
Diener des Herrn der Welt, ich helfe durch seine Hand.
Doch bedenkt: Das Reich ist groß, die Not unendlich. Die
Barmherzigkeit des Allmächtigen ist grenzenlos. Seine
Hilfe aber fließt aus dem Glauben, und dem wird sie zuteil,
der seine Botschaft erhört und seine Gebote befolgt.
Wunder, die ihr erwartet, gebiert euer Glaube, sie entstehen
in euch selbst. Für den da…“, Yoshua wies auf die Hütte, in
die man den Kranken gebracht hatte, „erflehe ich die Gnade
des Herrn, wie auch ihr sie erflehen solltet für eure Pein und
Not.“
„Alle Achtung“, dachte AmUlzo, „er benötigt uns
wirklich kaum mehr.“ Dennoch blickte er ungeduldig zur
Uhr. Und er fühlte sich sehr erleichtert, als ein leichter Stoß
verriet, dass sich das Boot eingeklinkt hatte.
VonEtali wand sich in den Leitstand. „AusGarmi schaut
sich den Patienten an. Wir brauchen für die Speisung ein
größeres Gefäß, einen Korb oder Kasten.“
AusGarmi war, den kleinen Mnemographen in der
Vorhalte, Yoshua in die Hütte gefolgt. Wenig später trat
dieser wieder heraus, fiel vor der erwartungsvoll
schweigenden Menge auf die Knie, beugte den Kopf

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