Saat des Himmels
auf die Gefährtin.
„Er ist von uns nicht oder nur äußerst geringfügig
beeinflusst“, erläuterte VonEtali. „Ich habe ihm lediglich
empfohlen seinerzeit, Ibrahim zu unterstützen. Mehr nicht.
Seinen Glauben, seinen Eifer und die Überzeugung,
Größeres vorzubereiten, hat er aus sich heraus entwickelt.“
„Ja, freilich. Das weiß ich. Aber wir können ihn doch jetzt
nicht im Stich lassen!“
„Das nicht“, sagte AmUlzo. Er hielt den Blick in die
Ferne gerichtet, wo in der zunehmenden Dunkelheit die
letzten Flüchtenden verschwanden. „Aber im Augenblick
uns einmischen, ihn befreien
– solange er nicht in
Lebensgefahr ist – sollten wir nicht. Wir sind gut beraten,
abzuwarten, wie weit die Okkupanten gehen in ihrem
Kampf gegen die Lehre, und – ein Märtyrer vermittelt den
Gläubigen Kraft.“
„Ich weiß ja nicht…“, sagte AusGarmi zweifelnd,
„schließlich können wir das Geschehen nicht ständig
überwachen. Und mit ‘Kopf ab’ sind die ziemlich schnell.“
„Halt – so nicht!“, rief AmUlzo plötzlich, und er griff so
harsch in die Steuerung, dass die Maschine gleichsam ein
Stück wie im freien Fall dem Boden zustürzte und die
beiden Frauen beinahe aus den Mulden geschleudert
wurden.
Die Okzidentalen hatten offenbar nicht die Absicht, an
diesem Tag noch zurückzureiten. Alle Anzeichen sprachen
dafür, dass sie auf dem Lagerplatz der Pilger zu
übernachten gedachten. Sie sammelten aus den Trümmern
der Zelte und Hütten Essbares, einige hatten ein Feuer
entzündet, andere rasteten bereits, tranken aus Krügen Wein
und begannen alsbald angetrunken herumzugrölen.
Was aber AmUlzo so erzürnt hatte, war, dass drei der
Krieger sich der etwas abseits gelegenen Hütte des Ibrahim
genähert, den ob des Geschehens wie versteinert stehenden
sehschwachen Mann gröblichst zu Boden geschubst hatten
und nun begannen, sich dessen bescheidene Vorräte
anzueignen.
Mit einem Ruck fing AmUlzo die Maschine in
unmittelbarer Bodennähe ab. Behänd rutschte er ins Freie,
folgte den drei Plünderern, und ehe die es sich versahen,
lagen sie betäubt am Boden.
Die beiden Frauen waren dem Gefährten zögernd gefolgt.
„Was willst du jetzt mit denen machen? Ich denke, wir
mischen uns nicht ein?“, fragte AusGarmi. „Wenn die zu
sich kommen…“
AmUlzo stand nachdenklich, offenbar ratlos. „Ich konnte
doch nicht zulassen…“ Er wies auf den alten Ibrahim, der
sich mühsam emporrappelte.
„Ich hab’s“, sagte VonEtali erleichtert. „Los, schnappt
euch jeder einen und folgt mir!“, ordnete sie fröhlich an und
hob den ersten der Eindringlinge mühelos empor.
Mit Unverständnis im Blick, aber von VonEtalis Frohsinn
angesteckt, erwiderte AmUlzo scherzhaft: „Du hast leicht
reden, ich bin maskulin.“ Doch er packte den nächsten der
Krieger und schloss sich ihr an.
„Streng dich an“, mahnte AusGarmi. „Aber übernimm
dich nicht – wirst noch gebraucht.“ Und sie lud sich den
letzten der drei auf.
VonEtali strebte dem Haufen der grölenden Zecher zu,
legte in deren unmittelbarer Nähe ihren Mann ab, blieb aber
mit diesem im Körperkontakt, damit er nicht in den
sichtbaren Bereich gerate. „Bring deinen ebenfalls hierher
und organisiere denen…“, sagte sie zu AusGarmi und wies
auf die Betäubten, „etwas zum Trinken.“
AusGarmi verstand.
Während VonEtali ihren Körper über die beiden
Betäubten breitete, AmUlzo seine Last ablegte, stibitzte
AusGarmi einen noch vollen Krug Weins und entleerte ihn
mit Hilfe der Gefährten in die Münder der drei Krieger.
Niemand bemerkte, dass sich auf einmal der Haufe der
Bezechten um drei anscheinend Volltrunkene vergrößert
hatte.
„Aber noch ist Ibrahim nicht völlig sicher“, gab
AusGarmi, als sie wieder am Gleiter angekommen waren,
zu bedenken.
„Wir übernachten hier und bewachen ihn, bis die
abgezogen sind“, schlug VonEtali vor.
Sie steuerten die große Stadt Jelem an. Dort, unweit der
Straße, die weiter in den Süden des Landes führte, hatte
VonEtali das letzte Mal zu dem Künder gesprochen.
Es dauerte einige Zeit, bis sie durch Befragungen über den
Mnemographen die Spur aufnehmen konnten. Danach war
Yoshua, begleitet von vier seiner Anhänger, weitergezogen
in Richtung des Sees, um dort zu den Fischern zu sprechen.
Erstaunlich war jedoch für die drei Beobachter, dass sie,
wen auch immer sie befragten, Antworten erhielten, die von
Ehrfurcht und Achtung gegenüber Yoshua und seinen
Anhängern zeugten. Nur einmal trafen sie auf
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