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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ist seither noch nicht zu viel Zeit
verflossen. Seine Muskeln sind nicht allzu sehr degeneriert.
Ansonsten hätte er noch eine Weile therapiert werden
müssen. Ein halbes Wunder nur wäre es dann gewesen“,
setzt sie anzüglich, mit einem Blick auf AmUlzo, hinzu.

4.
    „Yoshisch befindet sich in einem Gewahrsam der
Okzidentalen in Jelem“, berichtete AusGarmi. „Es
war nicht leicht, ihn ausfindig zu machen. Diese
Einrichtungen benutzen sie, um sich unliebsamer
Mitmenschen zu entledigen. Den dort Festgesetzten ergeht
es – erbärmlich.“
    „Und – ist es möglich, ihn zu befreien?“, fragte VonEtali.
„Möglich sicher…“, beantwortete sie sich selbst die Frage.
„Ein wenig aufwendig, wenn wir kein Aufsehen erregen
wollen. Wir müssen uns der Schlüssel bemächtigen. Das
ginge nur, wenn wir die Wachen ausschalten und schnell
handeln.“
„Was meinst du, AmUlzo?“ VonEtali wandte sich an den
Gefährten.
Anstelle einer Antwort fragte der Angesprochene: „Wie
verhalten sich denn die, die er getauft, in die er Hoffnung
gesetzt hat?“
„Es gibt Unruhen. Etliche rotteten sich zusammen und
forderten seine Freilassung…“
„Na bitte“, warf AmUlzo ein.
„Sie wurden allerdings rigoros von den Kriegern
vertrieben.“
„Unruhen, sagst du. Wir sollten beobachten, wie solches
sich entwickelt, auf keinen Fall aber eingreifen – jetzt noch
nicht. Wie wäre es, wenn wir uns eine Weile trennen:
AusGarmi geht zurück nach Jelem, nimmt das Boot. Wir
beide, VonEtali und ich, kümmern uns weiter um Yoshua.“
„Wenn sich welche Beine brechen oder sonstige
Gebrechen vorweisen, ruft ihr mich immer wieder als
Wundermacher. Und weil der Anmarsch dauert, kommt der
eigentliche Wundertäter in Bedrängnis“, spottete
AusGarmi.
„Hm“, brummte AmUlzo.
„Da gehe besser ich nach Jelem“, schlug VonEtali vor.
„Dass wir uns verteilen, finde ich schon gut – wenigstens
vorübergehend.“ Ein wenig Bedauern schwang in ihrer
Stimme mit.
Es klang leicht resignierend, als AmUlzo sagte: „Ja, so
wäre es vernünftiger.“
    Sie lagerten auf einem mit stachligen Palmen bewachsenen
Hügel, der zum Strand des Meeres abfiel und an dessen
Hang sich einige niedrige Fischerhütten duckten.
    Yoshua und seine Getreuen rasteten im Schatten auf den
Strand gezogener Boote. In respektvoller Entfernung
standen einige Frauen und Kinder, die ehrfurchtsvoll zu den
Ruhenden hinübersahen. Ansonsten wirkte der kleine
Weiler wie ausgestorbenen; ein magerer Hund strich um die
Häuser. Möwen stelzten träge in den auslaufenden kleinen
Wellen. Ein friedvolles Bild.
    Aber noch vor wenigen Stunden hatte am Ort helle
Aufregung geherrscht, zum Zeitpunkt, als die Männer zum
Abendfischfang rüsteten. Einer von ihnen war plötzlich
beim Fieren des Bootes leblos zusammengebrochen. Man
schleppte ihn unter Wehklagen in den Schatten und bettete
ihn auf einen Haufen Netze, rief aufgeregt. Frauen eilten
hinzu.
    Ein alter Fischer, der offenbar Vertrauen genoss, hatte den
Daliegenden untersucht, an dessen Brust gehorcht, ihm
jedoch nach einer Weile die Augen geschlossen und sich
unter allen Anzeichen der Hilflosigkeit erhoben.
Wehgeschrei war ausgebrochen.
    Plötzlich hatte eine Frau hysterisch gerufen: „Ist das nicht
dieser Künder, der vom Allmächtigen gesandt sein will? Er
soll es beweisen. Mach meinen Bruder lebendig, oder du
bist vor aller Welt ein Scharlatan.“
    Mit lang ausgestrecktem Arm hatte sie auf Yoshua
gewiesen, der zwar höchst aufmerksam das Geschehen bei
den Booten beobachtet, es als Fremdling aber vorgezogen
hatte, sich zurückzuhalten. Dann aber, solchermaßen
provoziert, war er, gefolgt von seinen Begleitern, auf die
erregte Frau zugegangen, hatte sie jedoch kaum beachtet,
sondern sich dem Leblosen genähert.
    Die Leute waren stumm zur Seite getreten.
„O weh“, hatte VonEtali besorgt geseufzt. „Jetzt wird es
ernst! Ruf du AusGarmi; sie soll schnell kommen. Ich
schaue, ob ich dort etwas machen kann.“
„Und wenn er – unwiederbringlich tot ist?“ AmUlzo war
verunsichert.
„Dann – dann… nehmen wir ihn auf in unser Reich“,
hatte die Gefährtin makaber gespottet, den Erste-HilfeKoffer und den Mnemographen aufgenommen und war
behänd den Hang hinuntergeglitten.
Yoshua kniete vor dem Mann, offenbar betete er.
Die Leute standen im weiten Kreis, sodass VonEtali keine
Mühe hatte, sich ganz nah an den Leblosen
heranzubegeben.
Herzstillstand, hatte sie diagnostiziert. So viel Kenntnisse
hatte sie sich von AusGarmi

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