Saat des Himmels
bis
zum Erdboden und verharrte in dieser Stellung. Allmählich
erhob sich Gemurmel, aber jeder blieb auf seinem Platz. Es
war, als ob knisternde Spannung die Menschen in Atem
hielt.
AusGarmi – eilig – hatte Mühe, den Gleiter zu erreichen,
ohne jemanden zu berühren. „Ich hoffe, es wird
funktionieren“, sagte sie. „Ich brauche Gerät. Nein…“,
wehrte sie das Hilfeangebot VonEtalis ab, „ich schaffe es
allein, aber es wird dieses Mal etwas länger dauern.“
Dann, später: Langsam und unterwürfig näherte sich eine
Frau mit zwei schmächtigen Kindern dem noch immer
meditierenden Yoshua. „Herr“, bat sie, „meine Kinder
hungern. Ich kann sie nicht speisen. Bitte…“ Sie fiel auf die
Knie.
Yoshua hob zögernd den Kopf. „Meine Freunde und ich
haben fünf Brote und zwei Fische. Wir werden sie mit dir
und den anderen teilen.“ Er sagte es traurig.
VonEtali stand neben ihm. „Verlange einen Korb und lege
deine Speisen hinein“, flüsterte sie über den
Mnemographen.
Und abermals registrierte AmUlzo, der die Szene erregt
beobachtete, mit Verwunderung die Reaktion Yoshuas. Er
zeigte sich keineswegs überrascht, stand auf, wandte sich zu
der Bewohnerin der Hütte, vor der er stand, und sagte:
„Frau, gib mir einen Korb für meine Speisen!“
„Einen großen…“, flüsterte VonEtali.
„Einen großen Korb“, wiederholte der Künder.
Die Frau eilte zu einen kleinen Anbau.
„AmUlzo, du musst helfen“, rief VonEtali. „Die Esswaren
sind im Boot. Wir werfen sie nach und nach aus dem
Unsichtbaren in den Korb. Von dort kann Yoshua sie
verteilen.“
Die Frau schleppte das Gefäß heran.
Einer von Yoshuas Begleitern entfaltete ein Tragetuch, in
dem sich die Brote und zwei große Dörrfische befanden.
Ohne Hast, und als sei es das Selbstverständlichste von
der Welt, legte Yoshua ein Stück nach dem anderen auf den
Boden des Korbes. Und er musste sich dazu tief in das
Behältnis hineinbeugen.
Als er als Letztes den zweiten Fisch ablegte, ließ AmUlzo
das, was er bislang am Körper gehalten hatte – Fische und
Brot –, in den Korb gleiten, darauf achtend, dass der
Übergang ins Sichtbare unterhalb des Randes erfolgte.
Nur einen Augenblick lang huschte ein Hauch des
Staunens über Yoshuas Gesicht. Dann nahm er mit Bedacht
einen der getrockneten Fische auf, zerbrach ihn über seinem
Knie und reichte die Hälfte der Frau. Den anderen Teil gab
er einem daneben stehenden ausgemergelten Mann.
Gleiches machte er mit einem, dem Korb entnommenen
Brot.
Und es streckten sich ihm auf einmal Hände entgegen,
und Yoshua bediente sie in stoischer Ruhe – ein Stück Brot,
ein Stück Fisch –, sodass AmUlzo und VonEtali unbeachtet
und ohne jede Mühe den Vorrat immer wieder auffüllen
konnten.
Stumm, eigenartig diszipliniert und ernst
– höchstens
einen unterwürfigen Dank murmelnd
–, defilierten die
Menschen an der Ausgabe vorbei, offenbar sicher im
Glauben, dass alle, die kommen, auch bedacht werden
würden.
Da VonEtali und AusGarmi bei den Okzidentalen sehr
reichlich in die Furage eingegriffen hatten und auch nicht
alle, die sich versammelt hatten, Yoshuas Almosen in
Anspruch nahmen
– einige hatten sich Proviant
mitgebracht, andere mochten vielleicht keinen Dörrfisch –,
reichten die Vorräte für alle Bedürftigen. Und natürlich war
das Erstaunen riesig, als längst die ursprünglichen fünf
Brote und zwei Fische verteilt waren und Yoshua
unermüdlich weiter verabreichte. Und auch die letzten
Zweifler an seiner Herkunft waren verstummt. Dankbar
haschten Frauen nach dem Gewand, den Händen des
Messias, und viele sanken vor ihm auf die Knie.
Etliche kauten noch am zähen Trockenfisch, als die
Huldigungen ihren Höhepunkt erreichten: Schwankend
zwar und sich stützend an der Wand der Hütte, trat der
vordem Gebrechliche ohne seine Krücken aus dem Haus.
Die Menge jubelte, und die Dankgebete nahmen kein
Ende.
Der Mann selbst warf sich in den Staub und versuchte
Yoshuas Füße zu küssen, was dieser nicht duldete. Aber
behutsam half er dem Weinenden auf die Beine, ermahnte
ihn, weiterhin auf den Allmächtigen zu vertrauen, dann
würde sich die endgültige Genesung auch einstellen.
Im allgemeinen Trubel schleppte AusGarmi ihre
Instrumente zurück und glitt erschöpft in ihre Mulde. „Uff“,
sagte sie. „Es war diesmal ein schweres Stück Arbeit.“
„Was war?“, fragte VonEtali.
„Eine Lähmung, verursacht von einem eingeklemmten
Nerv – vermutlich nach einem Sturz.
Glücklicherweise
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