Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
verwirrt ihre Stupsnase kraus und begann zu schnuppern.
Sachiko versteifte sich augenblicklich.
Verflixt!
An dieses winzige Detail hatte sie überhaupt nicht gedacht.
Sie war so damit beschäftigt gewesen, ihre blutigen Tränen zu verbergen, dass ihr dieses kleine, aber feine Detail wahrhaftig entfallen war.
Wenn Vampire ihre wahre Liebe gefunden hatten, verströmten sie einen einzigartigen Geruch. Allerdings, und das war auch der Grund für Sachikos Nachlässigkeit, sollte dies nur der Fall sein, wenn die Liebe erwidert wurde … und zwar mit allen Konsequenzen.
Aber … aber … oh Gott, das würde ja heißen, dass Aiden …
Sachiko verbot sich jeden weiteren Gedanken daran und überlegte fieberhaft, welche Ausrede sie ihrer Mutter bieten konnte, falls sie überhaupt riechen konnte, was mit ihrer Tochter geschehen war.
„ Chiko, tenshi“, Amaya sah ihre Tochter aufmerksam an, „was ist das für ein Duft?“
Brendan Fellow zog seine widerstrebende Tochter noch einmal zu sich heran und sog ebenfalls geräuschvoll den Duft ein.
„Ach herrjeh“, kicherte Sachiko und wand sich entschlossen aus den Armen ihres Vaters, „da umarmt ihr beiden ewigen Turteltäubchen mich und glaubt, euer Paarungsduft bliebe nicht an mir haften?“
Die Augen offen auf ihre Eltern gerichtet, hielt sie die Luft an und hoffte … hoffte so sehr, dass ihre Eltern, die sich wahrhaftig noch immer aufführten wie frisch verliebte Teenager, ihre Erklärung bereitwillig aufnehmen würden … und … JA!
Brendan und Amaya atmeten sichtlich erleichtert auf.
Sofort schob ihre Mutter sich in die Arme ihres Vaters, errötete zart und kicherte wie ein junges Mädchen.
„Ist es so offensichtlich?“, fragte sie beinahe schüchtern.
Vorsichtig entließ Sachiko die Luft aus ihren Lungen, verdrehte höchst dramatisch ihre Augen und nickte heftig, während sie endlich die Treppe erreicht hatte.
„Das fragst du aber jetzt nicht ernsthaft, Oka san“, rief sie ihrer Mutter noch zu, winkte ihren Eltern und schickte ihnen einen Luftkuss, „selbst wenn ich es nicht jedes Mal riechen würde, hätte ich immer noch meine Augen.“
Sachikos Eltern beschlossen, hierauf keine Antwort mehr zu geben. Sie winkten ihrer Tochter ebenfalls zu und Sachiko floh geradezu in ihr Zimmer, wo sie sich erschöpft auf ihr Bett sinken ließ.
Kaum schloss sie ihre Augen, stand Aidens Bild vor ihr … und damit das neueste ihrer hundert Probleme.
Aiden … konnte es denn wirklich sein, dass es auch von seiner Seite aus mehr war, als nur jugendliche Verliebtheit?
Wie konnte sie denn daran auch nur einen Gedanken verschwenden?
Sachiko wusste inzwischen so viel über die Menschen – schließlich lebte sie ja selbst wie einer - dass sie sich dies nur schwer bis überhaupt nicht vorstellen mochte.
Gerade junge Männer suchten hin und wieder einen Flirt. Sie verguckten sich ab und an in hübsche Mädchen, gewiss. In der Regel verschwanden sie von der Bildfläche, sobald sie bekommen hatten, auf was sie aus waren.
Dass sie sich Hals über Kopf und auf den ersten Blick verliebten, kam doch höchstens in irgendwelchen Liebesromanen oder auf der Leinwand vor.
Und doch!
Die Tatsache, dass Sachiko diesen zarten Duft verströmte, der dazu angetan war, andere männliche Vampire darauf aufmerksam zu machen, dass sie vergeben war, sagte genau das aus.
Wenn nämlich der auserkorene Partner nicht genau so empfand, blieb der Duft aus und die anderen Jungvampire konnten in ihren Bemühungen, die Gunst der Vampirin zu erlangen, fortfahren.
Der Duft jedoch stellte eines klipp und klar fest: diese Vampirin war an einen Mann gebunden, der sie mit jeder Faser seines Herzens liebte, ihr Wohlergehen über sein eigenes stellte und – sollte es nötig sein – sein Leben für das ihre geben würde.
Mit einem Ruck setzte Sachiko sich auf.
Bei allem, was ihr heilig war … das durfte niemals geschehen.
Sie musste irgendwie aus der Geschichte herauskommen.
Und wenn sie, um Aiden vor dem größten Fehler seines Lebens zu bewahren, die Rolle der Kurraiko sausen lassen musste, dann würde sie dies eben tun.
15)
D er vorletzte Schultag kam so schnell, dass selbst Sachiko sich fragte, was sie in den letzten Tagen denn eigentlich überhaupt gemacht hatte.
Oh, natürlich hatte sie versucht, ihre Tage so zu gestalten, wie sie es vor diesem unseligen Ereignis getan hatte.
Sie ging brav zur Schule … nachdem ihre Mutter sie, wie mindestens zweimal pro Woche, um mehr als
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