Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
und nickten.
„ Nun denn“, erscholl jetzt wieder Direktor Panflows Bass, „dann lassen Sie uns doch ein altes Sprichwort etwas abwandeln und vor der Arbeit noch ein bisschen Vergnügen haben!“
Über seinen Gag selbst am meisten kichernd, schlug der Direktor Aiden freundschaftlich aufmunternd auf die Schulter und schubste ihn beinahe die drei Stufen von der Bühne herunter.
„Gehen Sie … gehen Sie schon, Mr. Burnett … vermutlich haben Sie noch zwei, drei Dinge mit Miss Fellow zu besprechen!“
Aiden war mehr als dankbar für diese unerwartete Schützenhilfe, nickte dem Direktor noch einmal höflich zu und schlenderte gemächlich, wenn auch wie von unsichtbaren Fäden gezogen, zu Sachiko zurück.
Kaum hatte er sie erreicht, erklang auch schon wieder sanfte Schmusemusik.
Diesmal fragte Aiden nicht um Erlaubnis.
Mit den Worten „Wo waren wir gerade stehengeblieben?“ zog er Sachiko, die sich nicht im Mindesten wehrte, in seinen Arm, um den unterbrochenen Tanz fortzusetzen … und, wenn es nach ihm ginge … durften noch einige Tänze folgen.
18)
Z um Glück für Sachiko – zum Pech für Aiden – erschien um Punkt Mitternacht Sachikos Vater auf der Bildfläche, um sein hübsches Töchterchen unversehrt nach Hause zu bringen.
Aiden war gerade von ungefähr fünfzig Schülerinnen umringt worden, die ihn Wimpern klimpernd um ein Autogramm baten.
„Alles klar, Kleines? Amüsierst du dich gut?“
Brendan Fellow drückte seiner Tochter einen schnellen Kuss auf den Scheitel, wobei er kurzzeitig irritiert und beinahe angewidert die Nase rümpfte.
„Dem Himmel sei Dank, dass deine Mutter und ich nicht hiergeblieben sind, Schatz. Wie hältst du diese Ansammlung von unterschiedlichen Düften nur aus. Ich befürchte beinahe, dass deine Mom dich sofort unter die Dusche stecken wird, so intensiv riechst du danach.“
Sachiko zog es vor, nicht auf die Worte ihres Vaters einzugehen.
„Entschuldigst du mich bitte noch kurz, ich möchte mich nur noch von meinen Freunden verabschieden?!“
„ Geh nur, mein Kind! Ich warte draußen auf dich!“
Brendan Fellow floh rasch vor die Tür, wo er gierig frische Luft in seine Lungen sog.
Sachiko suchte Lea und Nell … und fand sie natürlich inmitten der anderen Mädchen, die Aiden umringten.
Aidens Augen baten stumm um Hilfe und Sachiko grinste.
„Mädels, so leid es mir tut, aber ich muss euch Aiden entführen. Ich habe noch einige Fragen und da mein Dad gerade angekommen ist, um mich nach Hause zu bringen, kann das leider auch nicht warten.“
„Oh … natürlich … das geht selbstverständlich vor … Aiden … kommen Sie nochmal zurück?“
Alle Mädchen plapperten wild durcheinander und keinem einzigen schien aufzufallen, dass es keine Antwort bekam.
Aufatmend und dankbar ergriff Aiden Sachikos ausgestreckte Hand und folgte ihr nach draußen. Das andere Gefühl, das ihn bei dieser unschuldigen Geste durchströmte, wollte er jetzt nicht näher analysieren. Um nichts in der Welt würde er die letzten Stunden kaputt machen.
„ Ich wollte mich nur verabschieden, Aiden, und dir danken für den wunderschönen Abend“, begann Sachiko, doch Aiden unterbrach sie.
„ Nein, Sachiko, ich habe zu danken. Ich habe mich ausgesprochen wohl gefühlt, was nicht zuletzt an dir liegt …“
Mist! Jetzt hatte er es doch getan!
„Nicht … bitte, Aiden …“
Ein kurzes, aber lautes Hupen machte Sachikos Gestammel ein schnelles Ende.
„Ich muss gehen, Aiden!“ Sachiko hatte sich wieder gefasst. „Daddy wird schnell ungeduldig. Ich wünsche dir eine gute Nacht! Komm gut nach Hause! Wir sehen uns dann am Montag, ja?“
Bevor Aiden etwas erwidern konnte oder sich auch nur der leisen Hoffnung auf einen winzig kleinen Abschiedskuss hingeben konnte, drehte Sachiko sich auf dem Absatz um und eilte zum Wagen ihres Vaters, der bereits den Motor gestartet hatte.
Sekunden später fuhren sie an Aiden, der noch immer mit hängenden Schultern auf demselben Platz stand, vorbei, und Sachikos Herz schrie vor Pein.
***
Amaya reagierte genau so, wie ihr Gatte es vorhergesagt hatte.
„ Um Himmels Willen, tenshi“, rief sie und hielt sich mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu, „ich bin zwar neugierig, zu erfahren, was du alles erlebt hast, heute Nacht … aber dieser Gestank ist nun wirklich nicht zum Aushalten!“
Angewidert schob sie ihre Tochter Richtung Badezimmer.
„Morgen wirst du mir alles haarklein erzählen, ja?“
Sachiko nickte
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