Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
Detail nachdenken konnte.
„ Lass uns was trinken, hm?“
Sachiko ließ sich von Aidens beinahe gelangweiltem Blick nicht in die Irre führen.
Ihr war nur allzu klar, dass er ihre Notlüge durchschaut hatte.
Mittlerweile wusste sie, dass Aiden auch Dingen gegenüber aufgeschlossen war, die nicht so leicht zu erklären waren.
Wenn er jetzt seine eigenen Überlegungen anstellte … wer weiß, was ihm zu diesem Thema einfallen würde.
Sachiko wollte darüber nicht nachdenken.
Schließlich kam ihr der Zufall in Gestalt von Mia zu Hilfe.
„ Aiden, mein Lieber, das war ja wirklich eine unglaubliche Idee, es so aussehen zu lassen, als hätte Kurraiko dich gebissen …“
Nicht gut! Gar nicht gut!
Hatte Sachiko sich erhofft, Mias dämliches hirnloses Geplapper würde Aiden davon abhalten, sich weitere Gedanken über das Geschehene zu machen, so konnte sie die Gedanken nun förmlich hinter seiner Stirn rattern sehen.
Was würde er wohl antworten?
Würde er verraten, dass er nichts von dieser angeblichen Idee wusste?
Nein!
Auch wenn es so war.
Niemals würde Aiden Mia gegenüber irgendetwas sagen, was sie möglicherweise irgendwann einmal gegen Sachiko verwenden konnte.
Schließlich griff Aiden einfach nach Sachikos Hand.
„Wir wollten gerade etwas trinken gehen, Mia. Außerdem sollte Sachiko sich das Kunstblut aus dem Mund spülen. Das Zeug schmeckt eklig, kann ich dir sagen.“
„ Ich komme um vor Durst“, ließ Mia sich vernehmen und hängte sich völlig ungeniert und … vor allen Dingen unerwünscht … bei Aiden ein. Es war offensichtlich, dass Mia sich nicht abwimmeln lassen würde.
Sachiko ließ sich fast widerstandslos von Aiden mitziehen.
Hatte sie bisher auch noch die leiseste Hoffnung gehegt, dass Aiden nicht hinter ihr Geheimnis kommen würde, so wusste sie nun mit absoluter Gewissheit, dass sie sich irrte.
Aidens Worte, oder vielmehr die Worte, die er nicht aussprach, ließen nicht an Deutlichkeit mangeln.
Er hatte etwas bemerkt und so, wie Sachiko ihn inzwischen kannte, wusste sie, dass er nicht eher aufgeben würde, als bis er ihr Geheimnis gelüftet hätte.
21)
D er Rest des Drehtages verlief dann ruhig bis ereignislos.
Sachiko hatte es erfolgreich vermeiden können, nach Drehschluss gemeinsam mit den anderen Darstellern in die kleine Kneipe mitzukommen.
„Ich bin noch nicht volljährig“, hatte sie ernsthaft verkündet … und zu keinem Zeitpunkt war sie ob dieser Tatsache glücklicher gewesen.
Nun saß sie in ihrem Zimmer vor ihrem Frisiertisch. Ihr Kopf schien zu platzen von den tausend Gedanken, die durch ihr Hirn tobten wie ein Schwarm Hummeln.
Was sollte sie denn nur tun, wenn Aiden sie mit seinen Fragen konfrontieren würde?
Sachiko war zwar eine ganz passable Schauspielerin, aber eine grottenschlechte Lügnerin.
Natürlich hatte auch sie hin und wieder kleine Notlügen erfinden müssen, und sie war damit bisher auch immer durchgekommen.
Doch Aiden kannte sie nach wenigen Wochen bereits so viel besser, als ihre eigenen Eltern nach all den Jahren.
Ja, beinahe war es beängstigend, wie gut er ihre Gefühle einzuschätzen vermochte.
Sachiko gab sich erst gar nicht der Hoffnung hin, dass Aiden eben nur ein besonders feinfühliger junger Mann war.
Klar, das war er auf jeden Fall, unbestreitbar.
Aber seine Feinfühligkeit schien sich bei ihr noch um ein Vielfaches zu erhöhen.
Und um zu erkennen, woran dies lag, musste man kein Sherlock Holmes sein!
Verzweifelt fuhr sie sich mit ihren feingliedrigen Fingern in ihre Haare, um ihre Kopfhaut zu massieren und ihrem von Schmerzen zermarterten Gehirn ein wenig Ruhe zu schenken.
Der Spiegel zeigte Sachiko ein wunderschönes, aber leichenblasses Gesicht mit pflaumenfarbenen Schatten unter veilchenblauen Augen.
Nur einen Wimpernschlag später wurde das Gesicht im Spiegel noch bleicher.
Es geht dir nicht gut … ich fühle es …
Aidens Stimme tauchte plötzlich und ohne Vorwarnung in ihrem Kopf auf.
Oh Gott!
Die rasenden Kopfschmerzen ließen es nicht zu, dass Sachiko ihre Schutzmauern aufrechterhielt.
Konnte es denn tatsächlich sein, dass Aiden sie nicht nur hören konnte – was er damals, als sie so unvorsichtig gewesen war, bereits unter Beweis gestellt hatte - sondern auch ihre Zerrissenheit und ihren Kummer spürte?
Dass es ihm möglich war, ihr auch bewusst mentale Nachrichten zu schicken?
Du kannst mich also tatsächlich wahrnehmen?
Sachiko war viel zu angespannt und aufgeregt, um sich noch
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