Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
sich zu drücken und ihr zu sagen, wie sehr sie sie liebte.
Allerdings hätte Amaya Fellow dann sofort gewusst, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war mit ihrer Tochter.
Also verkniff Sachiko sich diesen Drang, schloss die Haustür hinter sich und lief leichtfüßig und schweren Herzens in den Park … schwankend zwischen Hoffnung und Furcht, dass Aiden es sich anders überlegt hätte und nicht gekommen wäre.
***
Rückblickend konnte sich Sachiko ihr Handeln nur damit erklären, dass Aiden der Mann war, der ihr vom Schicksal vorherbestimmt war … der ihr Herz so schnell gefangen genommen hatte, dass sie alle Warnungen und Prophezeiungen in den Wind schlug.
Die leise Stimme in ihrem Kopf, die sie für einen winzigen, kaum merklichen Moment hatte zögern lassen, als Aiden sie darum bat, sie sehen zu dürfen, hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, sich durchzusetzen. Ihr Herz hatte das Kommando übernommen.
Und so wurden ihre Füße immer schneller, je näher sie dem Park kam.
Ihre Augen, die im Dunklen ebenso gut sahen, wie bei Tageslicht, erblickten Aiden bereits, als er, unruhig hin und her schreitend, nervös seine Hände knetete.
Würde sie tatsächlich kommen?
„ Aiden …“
Sachiko hatte nur andächtig geflüstert, doch Aiden hatte sie gehört … oder hatte er ihre Nähe gespürt?
Sein Kopf flog in die Richtung, aus der er Sachikos Stimme vernommen hatte und im selben Augenblick liefen beide aufeinander zu … um abrupt voreinander stehen zu bleiben.
Doch nur für den Zeitraum eines Wimpernschlags.
Dann floh Sachiko in Aidens ausgebreitete Arme und atmete tief seinen unvergleichlichen Duft ein …
***
„Du bist gekommen.“
Aidens Worte zeigten Sachiko einmal mehr, wie gut er sie doch kannte.
„Ich dachte daran, es nicht zu tun“, gab sie leise zu und spürte unvermittelt die Anspannung in seinem Körper.
Aiden sog tief den unvergleichlichen Duft in seine Lungen, der Sachikos Haaren entströmte.
„Ich weiß“, sagte er nur.
„ Aiden, wir müssen reden.“
„ Auch das weiß ich.“
„ Lass‘ uns dort drüben auf die Bank setzen, ja?“
Sachiko hatte die Bank, die zwischen zwei riesigen Sequoia-Bäumen in undurchdringlicher Finsternis stand, schon entdeckt. An Aidens zusammengekniffenen Augen erkannte sie, dass er mit ihren Adleraugen nicht mithalten konnte. Doch da zog sie ihn bereits mit sich.
„Wie … wie konntest du … natürlich, du bist ja hier zuhause. Selbstverständlich kennst du dich hier aus.“
Sachiko bemerkte, dass Aiden darum bemüht war, sich selbst die nahe liegendste Antwort zu geben und war geneigt, ihn genau das, was er sich zurecht gelegt hatte, auch glauben zu machen.
Nein! Das würde sie nicht tun. Sie würde Aiden nicht belügen.
„Nein, Aiden, ich habe die Bank gesehen.“
„Aber, Hanii, es ist stockfinster hier“, murmelte Aiden, während Sachiko ihn neben sich auf die Bank zog.
„ Ich kann alles so gut sehen, als wäre es helllichter Tag“, flüsterte Sachiko und knetete nervös ihre zartgliedrigen Finger.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
Aiden versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen. Dann drehte er sich zu Sachiko hin.
„Wer bist du, meine kleine Sachiko?“
23)
S achiko gelang es nicht, so ruhig zu atmen, obwohl die Tatsache, dass Aiden wer bist du und nicht etwa was bist du, gesagt hatte, sie innerlich jubeln ließ. Sie holte tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Wasser.
Hoffentlich würde sie nicht untergehen ...
„ Denkst du, es könnte tatsächlich Vampire geben?“
Die Stille, die nach ihren Worten einsetzte, war ohrenbetäubend.
Hatte man bis gerade eben noch das Rascheln der Blätter oder winziger Tierchen hören können, so waren diese Geräusche nun verstummt.
Es war so still, dass sie seinen galoppierenden Herzschlag hören konnte.
Aiden war nicht so dumm zu glauben, Sachikos Frage wäre nur so dahin geplappert, gewissermaßen eine nette Einleitung zum Smalltalk. Dazu glaubte er sie bereits zu gut zu kennen.
Nein, dazu kannte er sie definitiv bereits zu gut.
„ Ich weiß“, begann er, seine Worte sorgfältig wählend, „dass es sehr viele Dinge gibt, von denen wir nichts wissen … nichts wissen dürfen.“
„Zum Beispiel?“ Sachiko war froh, dass Aiden nicht sofort schreiend das Weite gesucht, oder, noch schlimmer, sie als komplett verrückt abgestempelt hatte. Also ging sie auf sein Angebot eines Frage- und Antwortspielchens ein.
„
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