Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
schob sich vor ihre Augen, als sie ihm seine Bitte abschlug, ihn zu seinem Urgroßvater Jacy zu begleiten.
Sie hatten den heutigen Drehtag mit Bravour hinter sich gebracht.
Aiden und sie hatten sich beide an ihre Abmachung gehalten. Sie würden sich in nächster Zeit nicht mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit treffen.
Das Argument, ein Besuch bei seinem Urgroßvater fände ja sozusagen unter Zeugen statt, war zwar zutreffend. Dennoch erteilte sie ihm eine Absage … auch wenn sie seinen Schmerz so deutlich fühlte, als sei es ihr eigener.
Oh, sie war sich durchaus darüber im Klaren, dass ihre Worte ihn tief verletzt haben mussten. Aiden, dein Grampi ist dement. Er erkennt nicht mal dich, was soll ich denn also da?
Der Kloß in ihrer Kehle war zu einem riesigen Ball angeschwollen und Sachiko konnte Aiden nicht in die Augen sehen. Die schier unmenschliche Überwindung, die es ihn gekostet haben musste, sie nicht anzuschreien … oder schlimmer noch, sie einfach in die Wüste zu schicken … und seine verständnisvollen Worte, mit denen er ihr sagte, dass er sie verstehen könne, machten die Sache nicht gerade besser.
Im Gegenteil! Sachiko fühlte sich wie der allerletzte Dreck!
Doch es war die einzige Möglichkeit, die letzte Möglichkeit, alleine mit dem Regisseur zu sprechen. Niemals würde Aiden zulassen, dass sie sich alleine aufmachte, um nach einer Lösung für das Problem zu suchen, das sich unaufhaltsam zu einer turmhohen Mauer zwischen ihnen aufzubauen begann.
Seit gestern Nacht nämlich spürte Sachiko, dass nicht nur die Hormone das Kommando über ihren Körper übernahmen, sondern sie auch ihre Fänge nicht mehr so gut unter Kontrolle halten konnte wie bisher.
Immer häufiger hatte sie Aiden bereits in den Tagen zuvor wegstoßen müssen, um ihn nicht zu verletzen.
Was gestern geschehen war, war der vorläufige Höhepunkt gewesen … oder, von ihrer Warte aus betrachtet … der absolute Tiefpunkt!
Aiden war, wie immer, verständnisvoll gewesen.
„ Wir werden eine Lösung finden, Hanii . Wir schaffen das … gemeinsam! Tu bitte nichts Unüberlegtes!“
Das hatte Sachiko ihm sogar versprechen können und dabei ihre Worte sehr sorgfältig gewählt.
Nun stand sie hier in der Dunkelheit und war um eine weitere Enttäuschung reicher.
Natürlich hatte sie sich denken können, dass ihr Wunsch, zwei freie Tage zu ergattern, nach erst so kurzer Drehzeit nicht erfüllt werden würde. Doch sie war verzweifelt genug, es zumindest zu versuchen.
Das kategorische „Nein!“ mit dem Spade ihre Bitte abgeschmettert hatte, lies ihren Plan zusammenkrachen wie ein Kartenhaus.
Wobei es nicht einmal ein richtiger Plan war. Selbst wenn John Spade ihr diese verdammten achtundvierzig Stunden gewährt hätte, wäre da immer noch das winzige Problem, wie sie schnell genug an eine Chartermaschine kommen sollte, die sie an den einzigen Ort bringen würde … zu dem einzigen Mann/Vampir, was auch immer … von dem sie sich Hilfe erhoffte.
Es war pures Glück, dass sie Aiden bisher nicht verletzt hatte. Doch auf dieses mehr als wacklige Gebilde wollte Sachiko sich nicht weiter verlassen. Sie traute dem Frieden nicht.
„ Na? Kein Glück gehabt, hm?“
Sachiko erschrak zutiefst, als Mia plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte.
Mia Langston war die Letzte, die Sachiko in diesem Moment zu sehen wünschte. Bisher hatte sie mit allen Mitteln immer wieder versucht, ihr das Leben schwer zu machen. Hübsch verpackt, ja, aber ihre Absichten waren eindeutig.
„ Lass‘ mich einfach in Ruhe, Mia!“
„ Hey!“ Mia tat entrüstet. „Du solltest etwas netter zu mir sein!“
Sachiko verdrehte die Augen. Netter zu Mia? Sie unterdrückte ein Schnauben, als Mia auch schon fortfuhr.
„ Ja, Sachiko, du solltest die Hand nicht beißen, die dich füttern kann …“
Sachiko schaffte es irgendwie, nicht wütend zu knurren.
Mia hatte schon immer ein Faible für blumige Redensarten und sonnte sich geradezu in ihren nicht immer tiefgründigen Sprüchen. Ganz davon abgesehen, dass sie generell am eigentlichen Sinn der Sache vorbei gingen.
„ Als ob du mir helfen würdest … selbst wenn du es könntest!“, schnaubte Sachiko nun doch.
„ Was …“, Mia legte eine Kunstpause ein und schnippte sich mit ihren knallrot lackierten Fingernägeln einen imaginären Staubfussel von ihrer weißen Seidenbluse, „was, wenn ich aber genau das kann?“
Sachiko keuchte in einer Mischung zwischen Wut, Verzweiflung und einem
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