Sachiko - Blutige Tränen (German Edition)
in ihrer Brust hüpfte, dass sie erschrocken ihre Hand darauf presste. Und dann hatten sie für lange lange Zeit ihre Lippen nicht voneinander lösen können … und sie hatte ihn nicht leer gesaugt …
***
Aiden fühlte genau, was im Kopf seiner kleinen Vampirin vorging, und einmal mehr war er froh über die Gabe der Schauspielkunst, die ihn davon abhielt, an Sachikos Seite zu eilen, sie in seine Arme zu reißen und zu küssen, dass ihr Hören und Sehen verginge.
Aber das musste er ja auch gar nicht. Schließlich konnte er inzwischen seine Gedanken spielerisch leicht in ihr Köpfchen transportieren … sogar mit hübschen Bildern ausgeschmückt, die all das zeigten, was er liebend gerne mit seiner Hanii zu tun gedachte.
AIDEN!
Sachikos gedanklicher Ruf war eine Mischung aus Entsetzen und ihrem entzückenden Kichern.
Aiden grinste. Er wusste genau, dass sie genauso oft an ihn und das, was sie seit dieser Nacht im Park miteinander teilten, dachte, wie er.
Inzwischen trafen sie sich jeden Abend nach Anbruch der Dunkelheit dort.
Zu Sachiko nach Hause hätten sie nicht gehen können. Amaya wäre ausgeflippt!
Aidens Zimmer in der Pension war auch keine Option … schließlich wollten sie ihre junge Liebe so lange es eben ging für sich behalten.
Die Parkbank war zwar recht unbequem, aber das war letztlich gut so. Immerhin wurden sie dadurch davon abgehalten, ihren heftig tobenden Hormonen nachzugeben.
Zu sagen, es täte mir leid, wäre gelogen.
Sachiko verdrehte ihre Augen, als sie Aidens kichernde Stimme vernahm und konzentrierte sich wieder auf das Drehbuch, das John Spade mit ihr besprach.
„Denken Sie, das bekommen Sie hin?“, fragte er, wobei er von einer Szene sprach, die geradezu grotesk und an falschen Weisheiten kaum noch zu überbieten war.
„ Selbstverständlich“, beeilte sie sich dennoch, die Frage des Regisseurs zu beantworten und das unterdrückte Lachen Aidens in ihrem Kopf zauberte rosa Flecken auf ihr Gesicht.
***
„Aiden! Lauf!“
Sachikos Schrei gellte ihm noch lange in den Ohren.
Jetzt saß Aiden auf dem Bett in seinem Pensionszimmer und fuhr sich mit bebenden Fingern durch seine strubbeligen Haare, während er die letzten Minuten noch einmal Revue passieren ließ.
Er hatte sich mit Sachiko wieder im Park getroffen. Sie hatten sich geküsst, zärtlich, innig. Doch dann wurden die Küsse immer sehnsüchtiger, immer verzweifelter … und im nächsten Augenblick hörte er ein Knurren, das tief aus Sachikos Kehle zu kommen schien.
Plötzlich spürte er einen winzigen Schmerz an seiner Unterlippe … und dann schubste sie ihn auch schon mit schier unmenschlicher Kraft von sich, dass er sich auf dem Hosenboden sitzend zehn Meter von ihr entfernt wiederfand.
„ Aiden! Lauf!“
Er brauchte keine Sekunde, um zu wissen, was passiert war.
Aiden nahm die Beine in die Hand und lief. Sicherlich hatte er einen neuen Weltrekord aufgestellt, doch das alles war zweitrangig.
Seine Sorge um Sachiko war es, die ihn fast in den Wahnsinn trieb.
Seit einer Stunde bereits versuchte er, geistigen Kontakt mit ihr aufzunehmen.
Hoffentlich hatte sie keine Dummheiten gemacht
Es geht mir gut, Aiden
Hanii! Oh mein Gott, Kleines …
Wie geht es dir, Aiden. Hab‘ ich dich verletzt?
Mir geht es gut, Hanii. Es ist nichts passiert.
Lügner!
Nein, Hanii, wirklich. Du hast nicht mal die Haut verletzt.
Himmel!
Aiden fühlte, dass Sachiko weinte. Er wollte bei ihr sein, jetzt, sofort!
Nein, Aiden, bleib … bitte … ich habe es zwar wieder unter Kontrolle, aber ich weiß nicht, was geschieht, wenn du bei mir bist!
Aiden biss die Zähne zusammen, dass es knirschte.
Was sollen wir nur tun, Aiden?
Es wird uns etwas einfallen, Hanii.
Ich muss mich von dir fern halten, wir dürfen uns nur zu den Dreharbeiten sehen.
Aidens Herz zog sich schmerzhaft zusammen, doch er schaffte es, zu nicken … er wusste, dass es bei Sachiko ankam.
Sachiko, versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust, ja? Bitte!
Der winzige Moment des Zögerns ließ ihn den Atem anhalten. Doch dann kam ihre Antwort.
Ich verspreche es, Aiden … ich werde nichts Unüberlegtes tun!
Wieso Aiden dennoch ein ungutes Gefühl hatte, konnte er sich nicht erklären. Möglicherweise wollte er es aber auch nicht.
Sachiko hatte es versprochen und nur das zählte.
26)
N iedergeschlagen und den Tränen nahe schloss Sachiko die Tür von Johns Büro-Trailer hinter sich.
Was hatte sie denn erwartet?
Aidens enttäuschtes Gesicht
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