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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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brauchte eine andere Umgebung; Abstand, um nachdenken zu können. Ziellos steuerte ich den Chevy durch das Gewirr der staubigen Straßen. Es gab so viel Neues zu verarbeiten. Wo sollte ich beginnen?
    Ich entschloss mich dazu, zuerst die realen, fassbaren Fakten in eine gewisse Ordnung zu bringen. Vor einer roten Ampel schweifte mein Blick hinüber zu einem großen Werbeplakat, auf dem zwei nackte, farbige Arme einen menschlichen Knochen umfassten. Trotz der brutalen Anblicks musste ich lächeln. Seit dem heutigen Tag war ich also wieder im Geschäft, Donelly–sei–Dank. Und ich war mehr noch als das. ›Blue Sky‹ hatte mich gleichermaßen als Fotografen und Art-Director engagiert. Neue Horizonte taten sich auf.
    Eine dröhnende Hupe ließ meinen Ego-Trip roh zerplatzen. Erschrocken zuckte ich zusammen und gelangte gerade noch vor einem erneuten Signalwechsel über die Kreuzung.
    Während der folgenden Fahrt achtete ich nun bewusster auf die bunten Plakate, die die Straße zu beiden Seiten in langen Reihen säumten. Schöne Frauen, die Strümpfe, Seife oder Mineralwasser anpriesen, lächelten mich an. Ich sah auch vierschrötige Typen, die ein ›echtes Männer-Bier‹ lobten oder eine dicke Mittvierzigerin, die sich selbst ein ›Diet-Creme-Dessert‹ als Diät verschrieben hatte. Meist jedoch waren es schneeweiße Zähne, makellose Haut, schlanke Körper, feste, nicht zu große Brüste (geschickt verdeckt), volle, rote Lippen, die an den Autofahrern vorbeihuschten.
    Perfekte, sterile Ästhetik. Modellkörper aus der Retorte. Unerreichbare Illusionen. Denn selbst dort, wo die Natur jenen neuzeitlichen Modegöttinnen einen kleinen Streich gespielt hatte, waren diese ›Makel‹ wie kleine Fältchen, ungleiche Brüste oder zu knochige Beine vom Computer retuschiert worden. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Und das Beste daran: Jeder, auch diejenigen, die sich vor der Werbung gefeit glaubten, ließ sich von diesen ›Kunst-Bildern‹ überrumpeln. Das Wissen um die Manipulierbarkeit der Fotos schützte nicht vor deren Wirkung.
    Was nützte es mir, wenn ich als Insider wusste, dass Julia Roberts Beine auf dem Pretty-Woman-Plakat in Wahrheit einem Body-Double namens Donna Scoggins gehörten? Die Frau strahlte daher kaum weniger natürliche Erotik aus. Das menschliche Unterbewusstsein war eben deutlich hinter der Entwicklung des Geistes zurückgeblieben. Der Verstand mochte überquellen vor akademischen Fakten, das urtümliche ›alte Innere‹ nahm davon kaum Kenntnis.
    Hinderte es etwa jemanden daran, Flugangst zu bekommen, wenn man wusste, dass die statistische Wahrscheinlichkeit, mit dem Auto zu verunglücken, 50 oder 100 mal höher lag? Nein. Irrationale Ängste, aber eben auch Wünsche, ließen sich auf diese Weise nicht verdrängen. Kopf und Herz gingen nur in den seltensten Fällen einen gemeinsamen Weg. Viele Branchen – meine eingeschlossen – lebten von dieser menschlichen Unzulänglichkeit.
    Wahllos bog ich einmal links, einmal rechts ab. Flache, grauweiße Appartementhäuser wechselten sich mit den groben Quadern einstöckiger Adobe–Backsteinbauten ab. Verrostete Schilder gaben Auskunft über die jeweiligen Mieter: ›BESTPRINT–Druck, Entwurf, Satz, DTP‹ las ich auf einem, ›DAYTON-STEEL–Hohl-, Blank-, Stab- u. Bandstahl‹ auf einem anderen. Hinter den hohen, zumeist verstaubten Fenstern verbargen sich die unterschiedlichsten Firmen, von ›Burnes & Sons‹, die Toyota Gabelstapler vertrieben, bis hin zu ›Get Quit!‹, umweltbewusste Kammerjäger gegen Termiten, Ratten, Kakerlaken und ähnlich erfreuliche Zeitgenossen, war beinahe jede Sparte vertreten. Die Häuser und vor allem die Schilder zeigten aber, wie bescheiden die jeweiligen Unternehmen momentan florierten.
    Alles nur eine Frage des richtigen Marketings , dachte ich. Selbst mit einem so unangenehmen Thema wie Schädlingsbekämpfung ließen sich gewiss potentielle Kunden ansprechen. Schon sah ich riesige, furchterfüllte Comic-Ratten, wie sie auf Bussen und U-Bahnen vor einem bestimmten Firmen-Logo die Flucht ergriffen. Erst als mich erneut eine Ampel zum Anhalten zwang, gebot ich meiner wild ausufernden Fantasie Einhalt. Wenn ich schon derart vor Ideen überzusprudeln schien, konnte ich meine Einfälle auch gewinnbringender umsetzen. ›Blue Sky‹ ist dein Thema , erinnerte ich mich eindringlich. Fliegen. Unbeschwertes Reisen in luftiger Höhe. Und nicht das zermürbende Durchkriechen stinkender, rattenverseuchter

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