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SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller

Titel: SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Abwasserkanäle.
     
    Nach wenigen Meilen lichteten sich die Reihen der Häuser auf beiden Seiten der Straße. Immer größer wurden die Abstände zwischen den meist windschiefen, unbewohnten Holzhütten. Dunkle, finstere Löcher und halb zerfallene Dächer ließen mich trotz der zunehmenden Hitze im Wagen frösteln. Der Ring der Geisterhäuser hatte begonnen.
    Ein Bild drängte sich vor mein inneres Auge: Auch wenn die Stadt kein ›Big Apple‹ war, so hatte sie doch Ähnlichkeit mit einem Apfel, einem faulenden Apfel. Sie faulte in ihrem Zentrum, dem Kern, ebenso wie in ihren Außenbezirken, ihrer Schale. Es war lediglich eine Frage der Zeit, wann sich beide Regionen treffen und zu einem gemeinsamen Vernichtungswerk zusammenschließen würden. Amerikanischer Schwanengesang , kam mir wieder in den Sinn. Dekadenz und Verfall.
    Ich schüttelte den Kopf über meine düsteren Gedanken. Euphorie und Melancholie lagen bei mir in diesen Tagen dicht beieinander.
     
    Die Überreste einer ›Sinclair‹-Tankstelle bildeten den letzten Hinweis auf das ehemalige Vorhandensein menschlicher Zivilisation; dahinter verlor sich die grau-braune Linie der Straße in monotoner Weite.
    Ocotillo-Sträucher mit feinen roten Blüten, dürre, hoch gewachsenen Agaven sowie Peyotl-, Saguaro- und Säulenkakteen ragten aus spärlichen Grasflächen empor. Flirrende Schemen, die zeitweilig hinter kreisenden Staubfontänen verschwanden.
     
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gedankenverloren der Straße folgte. Meine Stimmung kühlte sich jedenfalls mit jeder Minute um 10 Grad ab. Die trostlose Umgebung erinnerte mich stark an den Ausblick von meiner Wohnung, nur dass hier die ›Gerippe‹ aus echten Knochen und nicht aus Metall oder Plastik waren. Seltsamerweise kam mir in diesem Zusammenhang Tascha in den Sinn. Wüste, Trümmerfeld und Tascha? Verwirrt grübelte ich über eine mögliche Verbindung nach.
    Die Erklärung kam schneller als erwartet: Nicht ›Wüste‹ und ›Trümmer‹, sondern ›Verwesung‹ und ›Unrat‹ waren die Schlüsselworte.
    Der Geruch.
    Tascha hatte die Luft derart verpestet, als wäre sie der feste, klumpige Bestandteil einer Kloake gewesen. Was war geschehen? War sie etwa krank? Und warum hatte ich diesen Gestank nicht früher wahrgenommen? Die Fragen dröhnten wie ein Schwarm wilder Hornissen in meinem Kopf.
     
    Irgendwo nahe der schmalen Rinne eines ausgetrockneten Bachbettes hielt ich an und schaltete den Motor aus. Mit verschränkten Armen beugte ich mich über das Lenkrad und schloss die Augen. Doch auch jetzt noch sah ich die gelb-orangene Glutkugel der Sonne vor mir. Was ich nicht sah, war eine Antwort auf meine Fragen.
    Tascha. Auf ihr ungepflegtes Äußere, ihre Zutraulichkeit und ihren entsetzlichen Geruch hatte ich nicht etwa mit Sorge und Anteilnahme, sondern mit Abwehr und nur teilweise verhohlenem Ekel reagiert. Nicht gerade der Inbegriff eines unsterblich Verliebten. Ganz und gar nicht.
    Ein tiefes Stöhnen entrang sich meiner Brust. In was für eine vertrackte Sache war ich da nur hineingestolpert? Schweiß lief kitzelnd über meine Stirn und tropfte von der Spitze meiner Nase auf den Fußboden. Ich stöhnte erneut. Die ständigen Selbstvorwürfe mussten doch einmal ein Ende finden.
    Ich umklammerte das kochendheiße Lenkrad, als handelte es sich dabei um eine Giftschlange, die sich jeden Augenblick befreien konnte.
    »Verdammt! Verdammt!! Verdammt!!!!«, schrie ich das imaginäre Reptil an. »Lass’ es sein! Hör’ verdammt noch mal endlich auf mit deinen weinerlichen Tiraden! Du hast es versucht, Mann. Du hast es ernsthaft versucht, aber sieh’ doch endlich ein, dass es so nicht klappt. Es ist nicht deine Schuld. Niemand ist schuld! ‚Romeo und Julia’, verstehst du? Du lebst nicht in Disneyland, Mann! Geschichten gehen nicht immer ‚glatt’ aus.«
    Zitternd vor Aufregung sprang ich aus dem Wagen. Ich brauchte Bewegungsfreiheit. Im Inneren des Chevy kam ich mir wie ein aufgespießtes Hähnchen im Heißluftgrill vor. Nahe am Straßenrand fand ich einen handtellergroßen Stein. Ich hob ihn auf und schleuderte ihn mit einem Wutschrei auf die nächstbeste Kaktee. Das Wurfgeschoss verfehlte sein Ziel um beinahe einen Meter. Ich lächelte grimmig. Wie niemals zuvor wünschte ich mir in diesem Moment eine Uzi, mit der ich jedes dieser arroganten Stachelwesen ummähen konnte. Einige Hohlköpfe machten sich daraus ja tatsächlich einen regelmäßigen Wochenendspaß. ›Saddam-Killen‹’ oder

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