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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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wortlos, selbst innerlich viel zu zerrissen, um etwas Kluges zu sagen.
    Er hatte sich das Gleiche gewünscht, vorhin, auf der Wendeltreppe. Er glaubte zu wissen, was Iris bewegte. Diese Mischung aus Erleichterung, schlechtem Gewissen, Angst und Abscheu - vor Simon und dem hässlichen Teil ihrer selbst.
    »Es wird gut. Alles«, sagte er, weil er das Gefühl hatte, sie wartete auf eine Antwort. »Er wird nicht sterben, wenn mein Vater sich ins Zeug wirft. Und das tut er, wie immer, wenn es um den Ruf der Familie geht.« Er drückte sie fester an sich. »Irgendwann wirst du darüber froh sein. Irgendwann werden wir beide das sein.«

    Sie schleppten Simon, der fortwährend nach Iris schrie, unter beträchtlichen Anstrengungen die Wendeltreppe hoch.
    »Er braucht schnell Hilfe. Und wir haben genau zwei Möglichkeiten«, erklärte Bastians Vater, nachdem sie oben angekommen waren. »Erstens: Wir beschließen, dass er nie hier gewesen ist. Er wird nicht lange leiden, wenn ich den Verband öffne. Es wird schnell gehen, sanft sein und ein schönerer Tod, als ihn die meisten Menschen haben.« Er blickte in die Runde. »Dass er in absehbarer Zeit gefunden würde, halte ich für unwahrscheinlich. Es bleibt ein Restrisiko, aber das ist winzig.«
    Keiner sagte ein Wort. Bastian fror, er konnte seinen Vater nicht ansehen, noch weniger aber konnte er seine eigenen Gedanken ertragen. Wenn er stirbt … ist Ruhe.
    »Zweitens«, fuhr sein Vater fort. »Wir sehen zu, dass wir möglichst schnell Hilfe bekommen. Am besten einen Hubschrauber. Dann haben wir allerdings Erklärungsbedarf. Sie werden wissen wollen, wie es zu dieser Verletzung gekommen ist und wer sie zu verantworten hat.«
    Niemand wollte derjenige sein, der zuerst sprach. Bastian, der das Schwert mitgenommen hatte, fuhr mit der Hand über den Griff. Wischte ein wenig daran herum, ließ es aber bald sein und sah Iris an, die ihre Harfentasche an sich drückte.
    »Wir holen Hilfe«, flüsterte sie. »Mir ist lieber, er folgt mir durch mein Leben als für immer durch meine Träume.«
    »Einverstanden.« Es war die einzig richtige Entscheidung, aber Bastian war froh, dass Iris sie getroffen hatte.
    Sein Vater nickte. »Dann wäre das geklärt. Wahrscheinlich ist das die bessere Idee, denn wir sind viele und einer ist meist darunter, der den Mund nicht halten kann. Wie weit müssen wir gehen, um Handyempfang zu kriegen?«
    »Ich habe ein Satellitenhandy«, sagte Paul.
    Das natürlich nicht verschwunden, sondern bestenfalls versteckt gewesen war. Bastian wandte sich ab. Versuchte, seine Wut auf Paul zu bändigen, der, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Dutzend Leute in Todesangst versetzt hatte. Nur um seine Ziele zu erreichen. Um an Geld zu kommen. Der Iris' Leben und Freiheit riskiert hatte, um einen idealen Mann für die Drecksarbeit zu haben.
    Andererseits, sagte er sich, hatte man Paul vom ersten Tag seines Lebens an betrogen. Er war mit seiner Mutter mehr schlecht als recht über die Runden gekommen und hatte nichts weiter gewollt als das, was ihm zustand.
    Es half nichts. Er hätte Paul am liebsten den Hals umgedreht.
    Schon klar, aber wenn du wütend sein willst, sei es auf deinen Vater. Was du sowieso immer bist.
    In der Gruft funktionierte das Telefon nicht, also machten sie sich auf den Weg ins Freie, zurück durch den Gang, den Bastian das erste Mal betrat. Unwillkürlich musste er lächeln, was sich fast schmerzhaft ungewohnt anfühlte. Sie hatten nach ihrem Ausweg immer oben gesucht. Über ihren Köpfen oder wenigstens auf Augenhöhe. Nie unterhalb ihrer Füße.
    Ein Fehler.
    Bastian nahm Iris die Harfentasche ab, damit sie besser zu ihm hinunterklettern konnte, und steckte Lisbeths Medaillon in eines der Fächer. Es war besser, nichts hier unten zu vergessen.
    Paul und Lars trugen Simon, auf Weisung von Bastians Vater hielten sie dabei sein rechtes Bein hoch. Der Weg durch den Tunnel schien endlos und draußen war es Nacht.
    »Wir schaffen es mit ihm nicht bis zur Straße.« Paul teilte das nicht der Gruppe mit, sondern besprach sich nur mit Bastians Vater.
    Falsch. Unserem Vater.
    »Dass er am Verbluten sein würde, hatte ich nicht eingeplant.«
    »Klar. Gib mir das Satellitenhandy.« Kurze, knappe Anweisungen, wie im OP. Bastians Vater ging einige Schritte von der Gruppe weg und wählte.
    »Ja? Hallo. Hier ist Professor Steffenberg, ich bin ein Kollege von Professor Gromann. Welcher seiner Oberärzte hat heute Nacht Dienst?«
    Er entfernte sich noch etwas weiter

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