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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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stürzte nun auf Paul zu und bohrte ihm einen Zeigefinger in die Brust. »Du! Ein guter, brüderlicher Tipp von mir: Du solltest dir deine Forderungen noch mal überlegen. Schraub sie ruhig höher, das bisschen, das du gerne hättest, zahlt Papi nämlich aus der Portokasse.«
    Paul wich einen Schritt zurück. »Ist ja gut, Bastian, ich verstehe, dass du dich aufregst …« Wieder ganz der fürsorgliche Kumpel. So verständnisvoll.
    Bastian wirkte, als hätte er Lust, ihm die Nase einzuschlagen, doch stattdessen wirbelte er herum und nahm Simon ins Visier.
    Iris begriff. Er tat das nicht nur, um seine aufgestaute Wut loszuwerden, sondern auch, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Vor allem Simons Aufmerksamkeit. Der hielt immer noch den Kopf schief und wirkte milde interessiert.
    Iris schauderte. Tu das nicht Bastian, provozier ihn nicht …
    »Und du! Wer bist du überhaupt? Verpiss dich, du hast mit all dem hier nichts zu schaffen!« Er baute sich drohend vor ihm auf und Simons Blick glitt nach unten, ruhte auf den Spitzen seiner Springerstiefel. Seine Finger bewegten sich, als hätte jeder von ihnen ein Eigenleben, sie malten unsichtbare Muster in die Luft.
    Geh von ihm weg, geh weg …
    »Dich anzeigen, damit habe ich nun wirklich gar kein Problem. Wie heißt du? Simon … und wie noch? Komm, sag schon, du Freak! Oder hau ab, aber mach schnell, bevor ich es mir anders überlege!« Er nahm zwei Schritte Anlauf und rammte Simon mit der Schulter, als wolle er eine Tür aufbrechen.
    Simon reagierte kaum, ließ sich zu Boden reißen und fiel ohne einen Aufschrei, ohne irgendeinen Ton von sich zu geben, um. Kam gemächlich wieder auf die Beine, blickte nun genau in Iris' Richtung.
    Das Bedürfnis aufzuspringen und wegzurennen war beinahe übermächtig, Iris unterdrückte es - nein, er sieht mich nicht, sicher nicht -, wollte die Augen schließen, doch da war etwas. In Simons Hand. Es blitzte, warum sahen die anderen es nicht, warum sah Bastian es nicht …
    »Hau ab, sofort!«, schrie er Simon an. Der hob die Hand mit dem Messer, jetzt sahen es alle, und Bastian trat zwei schnelle Schritte zurück, aus Simons Reichweite.
    Gut gemacht. Iris tastete nach ihrem eigenen Messer. Da war es, kühl, glatt, scharf. Es wartete darauf, benutzt zu werden.

 
    B astian bewegte sich vorsichtig nach links, und wie erhofft folgte Simon der Bewegung. Ein Glück. Für einige Sekunden hatte er direkt zu Iris' Versteck hinübergesehen, doch jetzt galt seine ganze Aufmerksamkeit wieder Bastian.
    »Ich mach Streifen aus dir«, sagte er lächelnd. »Hautstreifen. Aber zuerst will ich sie zurück.« Er ging auf ihn zu, viel zu rasch für Bastians Geschmack. Vollführte eine überraschende, schnelle Drehung in Pauls Richtung. Ein Fuß im Springerstiefel donnerte auf das Gitter, die Messerspitze schnellte hoch. »Du kriegst deinen Vater, ich mein Mädchen. Das war vereinbart«, sagte er und lachte heiser. »Also?« Paul hob die Schultern, schüttelte den Kopf. »Du hast mir Iris versprochen!«, brüllte Simon und schnellte auf ihn zu, blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen, die Messerspitze auf Pauls Bauch gerichtet.
    Bastian wünschte sich ebenfalls eine Waffe herbei, irgendetwas, womit er Simon so verletzen konnte, dass dieser zu beschäftigt mit seinen eigenen Schmerzen war, um noch länger an Iris denken zu können.
    Bitte bleib ruhig, rühr dich nicht, bitte, beschwor er sie in Gedanken.
    »Ich weiß, tut mir leid«, sagte Paul, wobei er schrittweise von Simon zurückwich. »Nur dummerweise ist etwas schiefgegangen. Sie ist schon weg, fort mit den anderen. Ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber -«
    »Lüg mich nicht an!« Diesmal zielte das Messer auf Pauls Schritt, doch Paul schien damit gerechnet zu haben, er sprang zur Seite und brachte die Grube zwischen sich und seinen Angreifer.
    »Hör zu«, sagte er und hob die Hände. »Ich weiß selbst, dass ich in dieser Sache Mist gebaut habe. Sorry. Ich gebe dir mehr Geld, in Ordnung? 20.000 statt 15.000. Als Entschädigung.«
    Simon schüttelte den Kopf. Wie in Zeitlupe breitete sich ein verschlagenes Lächeln auf seinen Zügen aus. »Sie ist nicht fort. Das weiß ich. Ich kann sie riechen.« Er schnüffelte in die Luft, mit geblähten Nasenflügeln. »Das konnte ich immer schon. Ich kann auch Lügen riechen. Jetzt gerade stinkt es total danach.« Er deutete mit dem Messer auf Paul. »Außerdem kann ich Iris denken hören. Wollt ihr wissen, was sie denkt? ›Simon, hol

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