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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ihrer Hieherkunft zuvorkommen, und sagen, daß Ihr nicht aufgelegt seid.
    Hamlet
. Nicht im geringsten. Ich trotze allen Vorbedeutungen: es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings. Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft; geschieht es nicht in Zukunft, so geschieht es jetzt; geschieht es jetzt nicht, so geschieht es doch einmal in Zukunft. In Bereitschaft sein ist alles. Da kein Mensch weiß, was er verläßt, was kommt darauf an, frühzeitig zu verlassen? Mag’s sein!
    Der König, die Königin, Laertes, Herren vom Hofe, Osrick und andres Gefolge mit Rapieren u.s.w.
    König
. Kommt, Hamlet, kommt! nehmt diese Hand von mir!
    Der König legt die Hand des Laertes in die des Hamlet.
    Hamlet
.
    Gewährt Verzeihung, Herr; ich tat Euch Unrecht,
    Allein verzeiht um Eurer Ehre willen!
    Der Kreis hier weiß, Ihr hörtet’s auch gewiß,
    Wie ich mit schwerem Trübsinn bin geplagt.
    Was ich getan,
    Das die Natur in Euch, die Ehr’ und Sitte,
    Hart aufgeregt, erklär’ ich hier für Wahnsinn.
    War’s Hamlet, der Laertes kränkte? Nein.
    Wenn Hamlet von sich selbst geschieden ist,
    Und, weil er nicht er selbst, Laertes kränkt,
    Dann tut es Hamlet nicht, Hamlet verleugnet’s.
    Wer tut es denn? Sein Wahnsinn. Ist es so,
    So ist er ja auf der gekränkten Seite:
    Sein Wahnsinn ist des armen Hamlets Feind.
    Vor diesen Zeugen, Herr,
    Laßt mein Verleugnen aller schlimmen Absicht
    So weit vor Eurer Großmut frei mich sprechen,
    Als ich den Pfeil nur sandte übers Haus
    Und meinen Bruder traf.
    Laertes
.
    Mir ist genug geschehn für die Natur,
    Die mich in diesem Fall am stärksten sollte
    Zur Rache treiben. Doch nach Ehrenrechten
    Halt’ ich mich fern und weiß nichts von Versöhnung,
    Bis ältre Meister von geprüfter Ehre
    Zum Frieden ihren Rat und Spruch verleihn,
    Für meines Namens Rettung: bis dahin
    Empfang’ ich Eure dargebotne Liebe
    Als Lieb’, und will ihr nicht zu nahe tun.
    Hamlet
.
    Gern tret’ ich bei, und will mit Zuversicht
    Um diese brüderliche Wette fechten.
    Gebt uns Rapiere, kommt!
    Laertes
.
    Kommt, einen mir!
    König
.
    Gebt ihnen die Rapiere, junger Osrick!
    Ihr wißt doch, Vetter Hamlet, unsre Wette?
    Hamlet
.
    Vollkommen: Eure Hoheit hat den Ausschlag
    Des Preises auf die schwächre Hand gelegt.
    König
.
    Ich fürcht’ es nicht, ich sah euch beide sonst;
    Er lernte zu, drum gibt man uns voraus.
    Laertes
.
    Der ist zu schwer, laßt einen andern sehn!
    Hamlet
.
    Der steht mir an: sind alle gleicher Länge?
    Sie bereiten sich zum Fechten.
    Osrick
.
    Ja, bester Herr.
    König
.
    Setzt mir die Flasche Wein auf diesen Tisch!
    Wenn Hamlet trifft zum ersten oder zweiten,
    Wenn er beim dritten Tausch den Stoß erwidert,
    Laßt das Geschütz von allen Zinnen feuern:
    Der König trinkt auf Hamlets Wohlsein dann,
    Und eine Perle wirft er in den Kelch,
    Mehr wert, als die vier Kön’ge nacheinander
    In Dänmarks Krone trugen. Gebt die Kelche:
    Laßt die Trompete zu der Pauke sprechen,
    Die Pauke zu dem Kanonier hinaus,
    Zum Himmel das Geschütz, den Himmel zur Erde:
    »Jetzt trinkt der König Hamlet zu.« – Fangt an,
    Und ihr, die Richter, habt ein wachsam Aug’!
    Hamlet
.
    Kommt, Herr!
    Laertes
.
    Wohlan, mein Prinz!
    Sie fechten.
    Hamlet
.
    Eins!
    Laertes
.
    Nein!
    Hamlet
.
    Richterspruch!
    Osrick
.
    Getroffen, offenbar getroffen!
    Laertes
.
    Gut, noch einmal!
    König
.
    Halt! Wein her! – Hamlet, diese Perl’ ist dein,
    Hier auf dein Wohl! Gebt ihm den Kelch!
    Trompetenstoß und Kanonenschüsse hinter der Szene.
    Hamlet
.
    Ich fecht’ erst diesen Gang, setzt ihn beiseit’!
    Kommt!
    Sie fechten.
    Wiederum getroffen; was sagt Ihr?
    Laertes
.
    Berührt! berührt! Ich geb’ es zu.
    König
.
    Unser Sohn gewinnt.
    Königin
.
    Er ist fett und kurz von Atem.
    Hier, Hamlet, nimm mein Tuch, reib’ dir die Stirn!
    Die Königin trinkt auf dein Glück, mein Hamlet.
    Hamlet
.
    Gnädige Mutter –
    König
.
    Gertrud, trink’ nicht!
    Königin
.
    Ich will es, mein Gemahl; ich bitt’, erlaubt mir!
    König
beiseit.
    Es ist der gift’ge Kelch; es ist zu spät.
    Hamlet
.
    Ich darf jetzt noch nicht trinken, gnäd’ge Frau:
    Sogleich.
    Königin
.
    Komm, laß mich dein Gesicht abtrocknen!
    Laertes
.
    Mein Fürst, jetzt treff’ ich ihn.
    König
.
    Ich glaub’ es nicht.
    Laertes
beiseit.
    Und doch, beinah’ ist’s gegen mein Gewissen.
    Hamlet
.
    Laertes, kommt zum dritten nun: Ihr tändelt.
    Ich bitt’ Euch, stoßt mit Eurer ganzen Kraft;
    Ich fürchte, daß Ihr mich zum besten

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