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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dies nun gut gesprochen?
    Regan
.
    Ich darf’s behaupten, Herr. Was, funfzig Ritter?
    Ist’s nicht genug? Wozu bedürft Ihr mehr?
    Wozu selbst diese, da Gefahr und Last
    So viele widerrät? Kann so viel Volk
    In einem Haus, bei zweierlei Befehl,
    In Freundschaft stehn? ’s ist schwer, beinah’ unmöglich.
    Goneril
.
    Was braucht Ihr, Herr, noch andre Dienerschaft,
    Als meiner Schwester Leute, oder meine? –
    Regan
.
    Jawohl, Mylord; wenn die nachlässig wären,
    Bestraften wir sie dann. Kommt Ihr zu mir
    (Denn jetzt seh’ ich Gefahr), so bitt’ ich Euch,
    Bringt mir nur fünfundzwanzig; denn nicht mehr
    Kann ich herbergen oder zugestehn.
    Lear
.
    Ich gab euch alles –
    Regan
.
    Und zur rechten Zeit.
    Lear
.
    Macht’ euch zu meinen Pflegern und Verwaltern;
    Nur diese Anzahl zum Gefolge mir
    Behielt ich vor. Was, muß ich zu dir kommen
    Mit fünfundzwanzig, Regan? Sagst du so?
    Regan
.
    Und sag’ es noch einmal, Mylord: nicht mehr!
    Lear
.
    Solch ruchlos Wesen sieht doch hübsch noch aus,
    Sind andre noch ruchloser; nicht die Schlimmste
    Zu sein, ist dann wie Lob: –
    zu Goneril
    ich geh’ mit dir;
    Dein funfzig macht doch zweimal fünfundzwanzig,
    Und du bist zweifach ihre Liebe.
    Goneril
.
    Hört mich:
    Was braucht Ihr fünfundzwanzig, zehn, ja fünf?
    In einem Haus, wo Euch zweimal so viel
    Zu Diensten stehn?
    Regan
.
    Was braucht Ihr einen nur?
    Lear
.
    Oh, streite nicht, was nötig sei. Der schlechtste Bettler
    Hat bei der größten Not noch Überfluß.
    Gib der Natur nur das, was nötig ist,
    So gilt des Menschen Leben wie des Tiers.
    Du bist ’ne Edelfrau;
    Wenn warm gekleidet gehn schon prächtig wäre,
    Nun, der Natur tut deine Pracht nicht not,
    Die kaum dich warm hält; – doch für wahre Not –
    Gebt, Götter, mir Geduld, Geduld tut not! –
    Ihr seht mich hier, ’nen armen, alten Mann,
    Gebeugt durch Gram und Alter, zwiefach elend! –
    Seid ihr’s, die dieser Töchter Herz empört
    Wider den Vater, närrt mich nicht so sehr,
    Es zahm zu dulden; weckt mir edeln Zorn!
    O laßt nicht Weiberwaffen, Wassertropfen,
    Des Mannes Wang’ entehren! – Nein, ihr Teufel,
    Ich will mir nehmen solche Rach’ an euch,
    Daß alle Welt – will solche Dinge tun –
    Was, weiß ich selbst noch nicht; doch soll’n sie werden
    Das Grau’n der Welt. Ihr denkt, ich werde weinen?
    Nein, weinen will ich nicht.
    Wohl hab’ ich Fug zu weinen; doch dies Herz
    Soll eh’ in hunderttausend Scherben splittern,
    Bevor ich weine. – O Narr, ich werde rasend! –
    Lear, Glosler, Kent und der Narr gehn ab.
    Cornwall
.
    Gehn wir hinein, es kommt ein Sturm.
    Sturm und Gewitter von weitem.
    Regan
.
    Das Haus ist klein, es faßt den Alten nicht
    Und sein Gefolg’.
    Goneril
.
    ’s ist seine Schuld, er nahm sich selbst die Ruh’;
    Nun büßt er seine Torheit.
    Regan
.
    Was ihn betrifft, ihn nehm’ ich gerne auf;
    Doch keinen seines Zugs.
    Goneril
.
    So denk’ ich auch. –
    Wo ist Mylord von Gloster?
    Cornwall
.
    Er ging dem Alten nach; – dort kommt er wieder.
    Gloster kommt zurück.
    Gloster
.
    Der König ist in Wut.
    Cornwall
.
    Wo geht er hin?
    Gloster
.
    Er will zu Pferd’, doch weiß ich nicht, wohin.
    Cornwall
.
    Man lasse den, der selbst sich führen will.
    Goneril
.
    Mylord, ersucht ihn ja nicht, hier zu bleiben!
    Gloster
.
    O Gott, die Nacht bricht ein, der scharfe Wind
    Weht schneidend; viele Meilen rings umher
    Ist kaum ein Busch.
    Regan
.
    O Herr, dem Eigensinn
    Wird Ungemach, das er sich selber schafft,
    Der beste Lehrer. Schließt des Hauses Tor:
    Er hat verwegne Diener im Gefolg’;
    Wozu ihn die anhetzen, da so leicht
    Sein Ohr betört wird, das muß Vorsicht scheun.
    Cornwall
.
    Schließt Eure Pforte, Herr; die Nacht ist schlimm,
    Und Regan rät uns gut. Kommt aus dem Sturm!
    Sie gehn ab.
    ¶

DRITTER AUFZUG
Erste Szene
    Heide. Sturm, Donner und Blitz.
    Kent und ein Ritter von verschiedenen Seiten treten auf.
    Kent
.
    Wer ist da, außer schlechtem Wetter?
    Ritter
.
    Ein Mann, gleich diesem Wetter, höchst bewegt.
    Kent
.
    Ich kenn’ Euch; wo ist der König?
    Ritter
.
    Im Kampf mit dem erzürnten Element.
    Er heißt dem Sturm die Erde wehn ins Meer,
    Oder die krause Flut das Land ertränken,
    Daß alles wandle oder untergeh’;
    Rauft aus sein weißes Haar, das wüt’ge Windsbraut
    Mit blindem Grimm erfaßt und macht zu nichts.
    Er will in seiner kleinen Menschenwelt
    Des Sturms und Regens Wettkampf übertrotzen.
    In dieser Nacht, wo bei den Jungen gern
    Die ausgesogne Bärin bleibt, der

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