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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Vater.
    Brabantio
.
    Nimmer geb’ ich’s zu.
    Othello
.
    Noch ich.
    Desdemona
.
    Noch ich; nicht gern verweilt’ ich dort
    Und reizte meines Vaters Ungeduld,
    Wär’ ich ihm stets vor Augen. – Güt’ger Fürst,
    Leiht meinem Vortrag ein geneigtes Ohr,
    Und laßt mir Eure Gunst als Freibrief gelten,
    Mein schüchtern Wort zu kräft’gen!
    Herzog
.
    Was wünscht Ihr, Desdemona?
    Desdemona
.
    Daß ich den Mohren liebt’, um ihm zu leben,
    Mag meines Glücks gewaltsam jäher Sturm
    Der Welt zurufen: ja, mein Herz ergab sich
    Ganz unbedingt an meines Herrn Beruf.
    Mir war Othellos Antlitz sein Gemüt,
    Und seinem Ruhm, und seinem Heldensinn
    Hab’ ich die Seel’ und irdisch Glück geweiht.
    Drum, würd’ge Herrn, läßt man mich hier zurück,
    Als Friedensmotte, weil er zieht ins Feld,
    So raubt man meiner Liebe teures Recht,
    Und läßt mir eine schwere Zwischenzeit,
    Dem Liebsten fern: drum laßt mich mit ihm ziehn!
    Othello
.
    Stimmt bei, ihr Herrn: ich bitt’ euch drum; gewährt
    Ihr freie Willkür!
    Der Himmel zeuge mir’s, dies bitt’ ich nicht,
    Den Gaum zu reizen meiner Sinnenlust,
    Noch heißem Blut zu Liebe (jungen Trieben
    Selbstsücht’ger Lüste, die jetzt schweigen müssen), –
    Nur ihrem Wunsch willfährig hold zu sein;
    Und Gott verhüt’, eu’r Edeln möchten wähnen,
    Ich werd’ eu’r ernst und groß Geschäft versäumen,
    Weil sie mir folgt – Nein, wenn der leere Tand
    Des flücht’gen Amor mir mit üpp’ger Trägheit
    Des Geistes und der Tatkraft Schärfe stumpft,
    Und mich Genuß entnervt und schwächt mein Wirken,
    Mach’ eine Hausfrau meinen Helm zum Kessel,
    Und jedes niedre und unwürd’ge Zeugnis
    Erstehe wider mich und meinen Ruhm! –
    Herzog
.
    Es sei, wie ihr’s mitsammen festgesetzt:
    Sie folg’ Euch, oder bleibe; das Geschäft
    Heischt dringend Eil’ – zu Nacht noch müßt Ihr fort.
    Desdemona
.
    Heut nacht, mein Fürst?
    Herzog
.
    Heut nacht.
    Othello
.
    Von ganzem Herzen.
    Herzog
.
    Um neun Uhr früh versammeln wir uns wieder.
    Othello, laßt ’nen Offizier zurück,
    Der Eure Vollmacht Euch kann überbringen,
    Und was noch sonst Eu’r Amt und Dienstverhältnis
    Betrifft.
    Othello
.
    Gefällt’s Eu’r Hoheit, hier mein Fähndrich;
    Er ist ein Mann von Ehr’ und Redlichkeit.
    Und seiner Führung lass’ ich meine Frau,
    Und was Eu’r Hoheit sonst für nötig achtet,
    Mir nachzusenden.
    Herzog
.
    So mag es sein. – Gut’ Nacht jetzt insgesamt!
    Zu Brabantio.
    Und, würd’ger Herr,
    Wenn man die Tugend muß als schön erkennen,
    Dürft Ihr nicht häßlich Euern Eidam nennen.
    Erster Senator
.
    Lebt wohl, Mohr! Liebt und ehret Desdemona!
    Brabantio
.
    Sei wachsam, Mohr! Hast Augen du zu sehn:
    Den Vater trog sie, so mag dir’s geschehn!
    Herzog und Senatoren ab.
    Othello
.
    Mein Kopf für ihre Treu’! Hör’, wackrer Jago,
    Ich muß dir meine Desdemona lassen;
    Ich bitt’ dich, gib dein Weib ihr zu Gesellschaft,
    Und bringe sie mir nach, sobald du kannst. –
    Komm, Desdemona: nur ein Stündchen bleibt,
    Der Lieb’ und unserm häuslichen Geschäft
    Zu widmen uns: laß uns der Zeit gehorchen!
    Othello und Desdemona ab.
    Rodrigo
. Jago. –
    Jago
. Was sagst du, edles Herz? –
    Rodrigo
. Was werd’ ich jetzt tun, meinst du?
    Jago
. Nun, zu Bette gehn und schlafen.
    Rodrigo
. Auf der Stelle ersäufen werd’ ich mich.
    Jago
. Nun, wenn du das tust, so ist’s mit meiner Freundschaft auf ewig aus. Ei, du alberner, junger Herr!
    Rodrigo
. Es ist Albernheit, zu leben, wenn das Leben eine Qual wird, und wir haben die Vorschrift, zu sterben, wenn Tod unser Arzt ist.
    Jago
. O über die Erbärmlichkeit! Ich habe der Welt an die viermal sieben Jahre zugesehn, und seit ich einen Unterschied zu finden wußte zwischen Wohltat und Beleidigung, bin ich noch keinem begegnet, der’s verstanden hätte, sich selbst zu lieben. Eh’ ich sagte, ich wollte mich einem Puthühnchen zu Liebe ersäufen, eh’ tauscht’ ich meine Menschheit mit einem Pavian.
    Rodrigo
. Was soll ich tun? Ich gestehe, es macht mir Schande, so sehr verliebt zu sein; aber meine Tugend reicht nicht hin, dem abzuhelfen.
    Jago
. Tugend! Abgeschmackt! – In uns selber liegt’s, ob wir so sind, oder anders. Unser Körper ist ein Garten, und unser Wille der Gärtner, so daß, ob wir Nesseln drin pflanzen wollen oder Salat bauen, Ysop aufziehn oder Thymian ausjäten, ihn dürftig mit einerlei Kraut besetzen oder mit mancherlei Gewächs aussaugen, ihn müßig verwildern lassen oder fleißig in

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