Sämtliche Dramen
Kriegsmann!
Kommt! –
Gehn ab.
¶
DRITTER AUFZUG
Erste Szene
Eine Ebene in Syrien.
Ventidius tritt auf, wie nach einem Siege; mit ihm Silius und andre römische Hauptleute und Soldaten; vor ihnen wird der Leichnam des Pacorus getragen.
Ventidius
.
So, kühnes Parthien, schlug ich dich, und so
Erwählte mich das Glück, des Crassus Tod
Zu rächen. Tragt den toten Königssohn
Dem Heer voran! Orodes, dein Pacorus
Zahlt dies für Crassus.
Silius
.
Würdiger Ventidius!
Weil noch vom Partherblute raucht dein Schwert,
Folge den flücht’gen Parthern schnell durch Medien,
Mesopotamien und in alle Schluchten,
Wohin die Flucht sie trieb: Dann hebt dein Feldherr
Antonius auf den Siegeswagen dich
Und kränzt dein Haupt mit Lorbeern.
Ventidius
.
Silius, Silius! –
Ich tat genug. Ein Untergebner, merk’ es,
Glänzt leicht zu hell; denn wisse dies, o Silius: –
Besser nichts tun, als zu viel Ruhm erwerben
Durch tapfre Tat, wenn unsre Obern fern.
Cäsar und Marc Anton gewannen stets
Durch Diener mehr als durch sich selber. Sossius,
Sein Hauptmann (der vor mir in Syrien stand),
Verlor, weil ihn zu schnell der Ruf erhob,
Den er erlangt im Umsehn, seine Gunst.
Wer mehr im Krieg tut, als sein Feldherr kann,
Wird seines Feldherrn Feldherr; und der Ehrgeiz,
Des Kriegers Tugend, wählt Verlust wohl lieber,
Als Sieg, der ihn verdunkelt.
Ich könnte mehr tun zu Antonius’ Vorteil,
Doch würd’s ihn kränken; und in seiner Kränkung
Verschwände mein Bemühn.
Silius
.
Du hast, Ventidius,
Was, fehlt es ihm, den Krieger und sein Schwert
Kaum unterscheiden läßt. – Schreibst du dem Marc Anton?
Ventidius
.
Ich meld’ in Demut, was in seinem Namen,
Dem mag’schen Feldgeschrei, uns dort gelang:
Wie sein Panier, sein wohlbezahltes Heer
Die nie besiegte parth’sche Reiterei
Mit Schmach vom Feld gejagt.
Silius
.
Wo ist er jetzt?
Ventidius
.
Er wollte nach Athen: und dort mit so viel Eil’,
Als unsers Zugs Beschwer vergönnen will,
Erscheinen wir vor ihm. Nun vorwärts, Leute! weiter!
Ab.
¶
Zweite Szene
Rom. Ein Vorzimmer in Cäsars Hause.
Agrippa und Enobarbus begegnen einander.
Agrippa
.
Wie! trennten sich die Brüder?
Enobarbus
.
Sie sind eins mit Pompejus; er ist fort,
Die andern unterzeichnen. Octavia weint,
Von Rom zu gehn; Cäsar ist traurig; Lepidus
(Wie Menas sagt) hat seit Pompejus’ Schmaus
Die Bleichsucht.
Agrippa
.
Ei, du wackrer Lepidus! –
Enobarbus
.
Ausbündigstes Gemüt! Wie liebt er Cäsarn! –
Agrippa
.
Und wie entzückt ihn vollends Marc Anton! –
Enobarbus
.
Cäsar? Das ist der Jupiter der Menschheit!
Agrippa
.
Und Marc Anton? Der Gott des Jupiter! –
Enobarbus
.
Spracht Ihr vom Cäsar? Oh, der nie Erreichte! –
Agrippa
.
Und Marc Anton? Der Phönix aus Arabien!
Enobarbus
.
Cäsarn zu loben sprecht: »Cäsar!« Nichts mehr! –
Agrippa
.
Ja, beiden spendet er erhabnes Lob.
Enobarbus
.
Doch Cäsarn mehr. Zwar liebt er auch Anton:
Nicht Herz, Wort, Griffel, Schreiber, Bard’ und Dichter,
Denkt, spricht, malt, schreibt, singt, reimt, was er empfindet
Für Marc Anton: doch nennt Ihr Cäsarn, kniet,
Kniet nieder, kniet und staunt!
Agrippa
.
Er liebt sie beide.
Enobarbus
.
Sie sind ihm schwere Flügel, er ihr Käfer. –
Trompetenstoß.
So
Das heißt zu Pferd! Leb wohl, edler Agrippa! –
Agrippa
.
Viel Glück, mein wackrer Krieger, und lebt wohl! –
Es treten auf Cäsar, Antonius, Lepidus und Octavia.
Antonius
.
Nicht weiter, Herr! –
Cäsar
.
Ihr nehmt von mir ein groß Teil von mir selbst;
Ehrt mich in ihm! Schwester, sei solch ein Weib,
Wie dich mein Herz gedacht, mein höchstes Pfand
Dir Bürgschaft leisten möchte. Mein Anton,
Laß nie dies Stärkungsmittel – zwischen uns
Als unsrer Liebe Mörtel eingesetzt,
Sie fest zu gründen, – Mauerbrecher werden,
Sie zu zerschmettern. Besser dann für uns
Wir liebten ohne sie, wenn beide nicht
Dies Mittel heilig achten.
Antonius
.
Kränkt mich nicht
Durch Mißtraun!
Cäsar
.
Nun genug.
Antonius
.
Nie geb’ ich Euch,
So fein Ihr prüfen mögt, den kleinsten Anlaß
Zu solcher Furcht. So schützen dich die Götter,
Und lenken deinem Wunsch die Herzen Roms! –
Wir scheiden hier! –
Cäsar
.
Leb wohl, geliebte Schwester, lebe wohl!
Die Elemente sei’n dir hold, sie stärken
Mit frohem Mut dein Herz! Gehab’ dich wohl!
Octavia
.
Mein edler Bruder! –
Antonius
.
April ist dir im Aug’, der Liebe Lenz,
Und Tränen sind der Regen, die
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