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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ihn künden!
    Blick heiter!
    Octavia
.
    Oh, sorge doch für meines Gatten Haus,
    Und ...
    Cäsar
.
    Wie, Octavia?
    Octavia
.
    ... heimlich sag’ ich’s dir.
    Antonius
.
    Ihr Mund gehorcht dem Herzen nicht, noch kann
    Das Herz die Zunge meistern: wie des Schwans
    Flaumfeder steht auf hochgeschwellter Flut
    Und sinkt auf keine Seite.
    Enobarbus
.
    Wird Cäsar weinen?
    Agrippa
.
    Wolken stehn im Auge! –
    Enobarbus
.
    Das wäre schlimm genug, wär’ er ein Pferd;
    So mehr für einen Mann.
    Agrippa
.
    Wie, Enobarbus?
    Antonius, als er Cäsarn sah erschlagen,
    Da schluchzt’ er bis zum Schrei, und weinte auch
    Über des Brutus Leiche bei Philippi.
    Enobarbus
.
    Nun, in dem Jahre hatt’ er wohl den Schnupfen!
    Was er mit Lust zerstört, netzt’ er mit Tränen?
    Das glaubt, wenn ich auch weine!
    Cäsar
.
    Nein, teure Schwester!
    Stets sollst du von mir hören; keine Zeit
    Soll dein Gedächtnis tilgen.
    Antonius
.
    Kommt nun, kommt!
    Laßt mich mit Euch in Kraft der Liebe ringen,
    Seht, so noch halt’ ich Euch: so lass’ ich los,
    Und gebe Euch den Göttern.
    Cäsar
.
    Geht! Seid glücklich! –
    Lepidus
.
    Die ganze Schar der Stern’ umleuchte dir
    Den heitern Pfad! –
    Cäsar
.
    Leb wohl! Leb wohl!
    Umarmt Octavia.
    Antonius
.
    Leb wohl!
    Trompetenstoß. Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Alexandria. Ein Zimmer im Palast.
    Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas.
    Cleopatra
.
    Wo ist der Mensch?
    Alexas
.
    Er fürchtet sich, zu kommen.
    Cleopatra
.
    Nur zu, nur zu: tritt näher, Freund!
    Bote tritt auf.
    Alexas
.
    Monarchin,
    Herodes von Judäa scheut dein Auge,
    Wenn du nicht lächelst.
    Cleopatra
.
    Des Herodes Haupt
    Verlang’ ich: aber wie? wer kann mir’s schaffen,
    Seit Marc Anton nicht hier ist? – Komm, nur näher!
    Bote
.
    Huldreiche Majestät ...
    Cleopatra
.
    Hast du Octavien
    Selber gesehn?
    Bote
.
    Ja, Herrin.
    Cleopatra
.
    Wo?
    Bote
.
    In Rom.
    Ich sah ihr ins Gesicht; sah sie geführt
    Von ihrem Bruder und vom Marc Anton.
    Cleopatra
.
    Ist sie so groß als ich?
    Bote
.
    Nein, gnäd’ge Fürstin.
    Cleopatra
.
    Und ihre Sprache? Ist tief sie oder hell?
    Bote
.
    Ich hörte, wie sie sprach: mit tiefer Stimme.
    Cleopatra
.
    Dann klingt’s nicht gut, dann liebt er sie nicht lang’.
    Charmion
.
    Sie lieben? Nun, bei Isis, ganz unmöglich!
    Cleopatra
.
    Das hoff’ ich, Charmion! dumpf von Stimm’ und zwerghaft!
    Ist Majestät in ihrem Gang? Besinn’ dich,
    Wenn du je Majestät gesehn!
    Bote
.
    Sie kriecht;
    Ihr Stillstehn und Bewegen sind fast eins;
    Sie zeigt sich mehr ein Körper als ein Leben,
    Mehr Bildnis als beseelt.
    Cleopatra
.
    Ist das gewiß?
    Bote
.
    Sonst fehlt mir Scharfblick.
    Charmion
.
    Drei in ganz Ägypten
    Bemerken besser nicht.
    Cleopatra
.
    Er zeigt Verstand,
    Das seh’ ich wohl. Von der ist nicht zu fürchten: –
    Der Mensch hat gutes Urteil.
    Charmion
.
    Ausgezeichnet! –
    Cleopatra
.
    Wie alt wohl mag sie sein?
    Bote
.
    Sie war
    Schon Witwe, Fürstin.
    Cleopatra
.
    Witwe? Charmion, hörst du? –
    Bote
.
    Auf dreißig schätz’ ich sie.
    Cleopatra
.
    Schwebt dir ihr Antlitz vor? lang oder rund?
    Bote
.
    Ganz übertrieben rund.
    Cleopatra
.
    Solche Gesichter
    Verraten meist auch Einfalt. Was für Haar? –
    Bote
.
    Braun, Fürstin, und so niedrig ihre Stirn,
    Wie man’s nur sehn mag.
    Cleopatra
.
    Nimm, da hast du Gold! –
    Du mußt mein Eifern von vorhin vergessen; –
    Ich geb’ dir Briefe mit zurück; du scheinst mir
    Sehr brauchbar in Geschäften. Mach’ dich fertig;
    Die Briefe sind bereit.
    Bote ab.
    Charmion
.
    Ein hübscher Mann! –
    Cleopatra
.
    Das ist er auch; und ich bereue sehr,
    Daß ich ihn so gerauft. Nun, so nach ihm
    Kann das Geschöpf nicht viel bedeuten.
    Charmion
.
    Gar nichts.
    Cleopatra
.
    Er sah doch Majestät, und muß sie kennen.
    Charmion
.
    Ob er sie sah! Nun, Isis mög’ ihm helfen,
    So lang’ in Euerm Dienst! –
    Cleopatra
.
    Ich muß ihn eins noch fragen, gute Charmion:
    Doch tut es nichts. Geh, bring’ ihn auf mein Zimmer,
    Da will ich schreiben. Noch vielleicht gelingt’s!
    Charmion
.
    Fürstin, verlaßt Euch drauf!
    Gehn ab.
    ¶

Vierte Szene
    Athen. Zimmer in Antonius’ Hause.
    Antonius und Octavia treten auf.
    Antonius
.
    Nein, nein, Octavia; ’s ist nicht das allein;
    Das wär’ verzeihlich: das und tausend andres
    Von gleicher Art. Doch neuen Krieg begann er
    Wider Pompejus; las sein Testament
    Dem Volke vor;
    Sprach leicht von mir, und mußt’ er mein durchaus
    Ruhmvoll erwähnen, tat er’s doch nur kalt
    Und

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