Sämtliche Dramen
ihn künden!
Blick heiter!
Octavia
.
Oh, sorge doch für meines Gatten Haus,
Und ...
Cäsar
.
Wie, Octavia?
Octavia
.
... heimlich sag’ ich’s dir.
Antonius
.
Ihr Mund gehorcht dem Herzen nicht, noch kann
Das Herz die Zunge meistern: wie des Schwans
Flaumfeder steht auf hochgeschwellter Flut
Und sinkt auf keine Seite.
Enobarbus
.
Wird Cäsar weinen?
Agrippa
.
Wolken stehn im Auge! –
Enobarbus
.
Das wäre schlimm genug, wär’ er ein Pferd;
So mehr für einen Mann.
Agrippa
.
Wie, Enobarbus?
Antonius, als er Cäsarn sah erschlagen,
Da schluchzt’ er bis zum Schrei, und weinte auch
Über des Brutus Leiche bei Philippi.
Enobarbus
.
Nun, in dem Jahre hatt’ er wohl den Schnupfen!
Was er mit Lust zerstört, netzt’ er mit Tränen?
Das glaubt, wenn ich auch weine!
Cäsar
.
Nein, teure Schwester!
Stets sollst du von mir hören; keine Zeit
Soll dein Gedächtnis tilgen.
Antonius
.
Kommt nun, kommt!
Laßt mich mit Euch in Kraft der Liebe ringen,
Seht, so noch halt’ ich Euch: so lass’ ich los,
Und gebe Euch den Göttern.
Cäsar
.
Geht! Seid glücklich! –
Lepidus
.
Die ganze Schar der Stern’ umleuchte dir
Den heitern Pfad! –
Cäsar
.
Leb wohl! Leb wohl!
Umarmt Octavia.
Antonius
.
Leb wohl!
Trompetenstoß. Alle ab.
¶
Dritte Szene
Alexandria. Ein Zimmer im Palast.
Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas.
Cleopatra
.
Wo ist der Mensch?
Alexas
.
Er fürchtet sich, zu kommen.
Cleopatra
.
Nur zu, nur zu: tritt näher, Freund!
Bote tritt auf.
Alexas
.
Monarchin,
Herodes von Judäa scheut dein Auge,
Wenn du nicht lächelst.
Cleopatra
.
Des Herodes Haupt
Verlang’ ich: aber wie? wer kann mir’s schaffen,
Seit Marc Anton nicht hier ist? – Komm, nur näher!
Bote
.
Huldreiche Majestät ...
Cleopatra
.
Hast du Octavien
Selber gesehn?
Bote
.
Ja, Herrin.
Cleopatra
.
Wo?
Bote
.
In Rom.
Ich sah ihr ins Gesicht; sah sie geführt
Von ihrem Bruder und vom Marc Anton.
Cleopatra
.
Ist sie so groß als ich?
Bote
.
Nein, gnäd’ge Fürstin.
Cleopatra
.
Und ihre Sprache? Ist tief sie oder hell?
Bote
.
Ich hörte, wie sie sprach: mit tiefer Stimme.
Cleopatra
.
Dann klingt’s nicht gut, dann liebt er sie nicht lang’.
Charmion
.
Sie lieben? Nun, bei Isis, ganz unmöglich!
Cleopatra
.
Das hoff’ ich, Charmion! dumpf von Stimm’ und zwerghaft!
Ist Majestät in ihrem Gang? Besinn’ dich,
Wenn du je Majestät gesehn!
Bote
.
Sie kriecht;
Ihr Stillstehn und Bewegen sind fast eins;
Sie zeigt sich mehr ein Körper als ein Leben,
Mehr Bildnis als beseelt.
Cleopatra
.
Ist das gewiß?
Bote
.
Sonst fehlt mir Scharfblick.
Charmion
.
Drei in ganz Ägypten
Bemerken besser nicht.
Cleopatra
.
Er zeigt Verstand,
Das seh’ ich wohl. Von der ist nicht zu fürchten: –
Der Mensch hat gutes Urteil.
Charmion
.
Ausgezeichnet! –
Cleopatra
.
Wie alt wohl mag sie sein?
Bote
.
Sie war
Schon Witwe, Fürstin.
Cleopatra
.
Witwe? Charmion, hörst du? –
Bote
.
Auf dreißig schätz’ ich sie.
Cleopatra
.
Schwebt dir ihr Antlitz vor? lang oder rund?
Bote
.
Ganz übertrieben rund.
Cleopatra
.
Solche Gesichter
Verraten meist auch Einfalt. Was für Haar? –
Bote
.
Braun, Fürstin, und so niedrig ihre Stirn,
Wie man’s nur sehn mag.
Cleopatra
.
Nimm, da hast du Gold! –
Du mußt mein Eifern von vorhin vergessen; –
Ich geb’ dir Briefe mit zurück; du scheinst mir
Sehr brauchbar in Geschäften. Mach’ dich fertig;
Die Briefe sind bereit.
Bote ab.
Charmion
.
Ein hübscher Mann! –
Cleopatra
.
Das ist er auch; und ich bereue sehr,
Daß ich ihn so gerauft. Nun, so nach ihm
Kann das Geschöpf nicht viel bedeuten.
Charmion
.
Gar nichts.
Cleopatra
.
Er sah doch Majestät, und muß sie kennen.
Charmion
.
Ob er sie sah! Nun, Isis mög’ ihm helfen,
So lang’ in Euerm Dienst! –
Cleopatra
.
Ich muß ihn eins noch fragen, gute Charmion:
Doch tut es nichts. Geh, bring’ ihn auf mein Zimmer,
Da will ich schreiben. Noch vielleicht gelingt’s!
Charmion
.
Fürstin, verlaßt Euch drauf!
Gehn ab.
¶
Vierte Szene
Athen. Zimmer in Antonius’ Hause.
Antonius und Octavia treten auf.
Antonius
.
Nein, nein, Octavia; ’s ist nicht das allein;
Das wär’ verzeihlich: das und tausend andres
Von gleicher Art. Doch neuen Krieg begann er
Wider Pompejus; las sein Testament
Dem Volke vor;
Sprach leicht von mir, und mußt’ er mein durchaus
Ruhmvoll erwähnen, tat er’s doch nur kalt
Und
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