Sämtliche Dramen
der Götter Thron,
Kehrt ungehört zurück. Valerius!
(Valerius tritt auf.)
Valerius
.
Der König schickt nach euch, doch eilet nicht,
Bis sich erst seine Wuth gelegt. Als Phöbus
Den Peitschenstiel auf seinen Sonnenrossen
Zerbrach und aufschrie, war’s ein Lispeln nur,
Verglichen mit dem Aufschrei seiner Wuth!
Palämon
.
Der kleinste Hauch bläst ihn zur Flamme auf;
Doch was war jetzt der Grund?
Valerius
.
Tödliche Fehde
Entbot ihm Theseus, dessen Drohn allein
Schon Schrecken ist. Vernichten will er Theben,
Und naht sich, seinen Vorsatz auszuführen!
Arcites
.
Er möge kommen, fürchteten wir nicht
In ihm die Götter, sollt’ er uns nicht schrecken,
Obgleich er stärker ist als unsrer Drei.
Doch wer kann sich auf seine Kraft verlassen,
Wenn, was er sonst mit Ueberzeugung thäte,
Für Böses nur gethan wird?
Palämon
.
Laß das jetzt,
Um Theben handelt’s sich und nicht um Kreon!
Beiseit’ zu stehn erlaubt uns Ehre nicht,
Und gegen ihn zu streiten wär’ Verrath –
So müssen wir mit ihm bis an das Ende
Sein Schicksal theilen.
Arcites
.
Ja, das müssen wir!
Hat schon der Krieg begonnen, oder wird
Noch unterhandelt?
Valerius
.
Er hat schon begonnen!
Zu gleicher Zeit mit unserm Boten traf
Die Kriegserklärung ein.
Arcites
.
Zum König komm’!
Wär’ nur ein Viertheil von der Ehre sein,
Die seinem Feind gebührt, so wagten wir
Gesunden Aderlaß, und unser Blut
Wär’ nicht verschwendet, nein, gut angelegt.
Doch so, da wir mit unsern Händen nur,
Nicht mit den Herzen kämpfen, bringt’s nicht Heil,
Wie auch die Schläge fallen.
Palämon
.
Das verkündet
Der Richter, der nie irret, der Erfolg,
Uns, wenn wir’s selber wissen. Laßt uns jetzt
Der Stimme unsres Schicksals folgen. Kommt!
(Alle ab.)
¶
Dritte Szene
(Vor den Thoren von Athen.)
Pirithous, Hippolyta und Emilia treten auf.
Pirithous
.
Nicht weiter!
Hippolyta
.
Lebet wohl, Pirithous!
Bringt meine Grüße unserm großen Fürsten,
Sagt ihm, an seinem Siege zweifl’ ich nicht,
Doch sollte bösem Glücke er begegnen,
So wünsch’ ich ihm, daß seine Kraft es zwinge.
Eilt schnell zu ihm! man hat ja nie genug
Der treuen Helfer.
Pirithous
.
Nur ein Tropfen ist,
Was ich in seinen Ocean kann schütten,
Doch ist’s Tribut, den ich ihm schuldig bin.
(Zu Emilia.)
Mein theures Kind, bewahrt Euch im Gemüthe
Die köstlichen Gefühle, die der Himmel
Nur seinen Auserwählten senkt ins Herz!
Emilia
.
Ich dank’ Euch, lieber Herr; und grüßt von mir
Den königlichen Bruder. Beten will ich
Daß ihm Bellona günstig sei! Und da
Uns Erdgebornen Bitte ohne Gabe
Nicht ansteht, will ich ihr das Beste bringen,
Von dem man sagt, sie lieb’ es. Unsre Herzen
Sind dort bei seinem Heer – in seinem Zelt.
Hippolyta
.
In seiner Brust! Wir waren selber Krieger
Und jammern nicht, wenn unsre theuren Helden
Den Helm aufsetzen, auf die Meerfahrt ziehn,
Von aufgespießten Säuglingen erzählen,
Oder von Frauen, die die eignen Kinder
Gesalzt mit ihren Thränen selbst verschlangen.
Wenn Ihr auf solche Schwachheit von uns wartet,
So kommt Ihr, denk’ ich, niemals fort von hier!
Pirithous
.
Den Frieden wünsch’ ich Euch, und mir den Krieg,
In den ich ohne Weilen nun will ziehn.
(Ab.)
Emilia
.
Wie sehr er sich nach seinem Freunde sehnt!
Seit jener fortzog, galt ihm alles gleich:
Das Wichtigste, das seine Sorgfalt heischte,
Nachlässig that er’s, völlig unbekümmert,
Ob es zum Vortheil ausschlug oder Schaden;
Wenn ein Geschäft ihm auf den Händen lag,
So dacht’ er an ein andres, und sein Geist
Mußt’ so verschiedenart’ge Zwillinge
Zu gleicher Zeit ernähren. Habt Ihr ihn,
Seid Theseus von uns schied, beobachtet?
Hippolyta
.
Sehr aufmerksam und ihn nur mehr geliebt.
Sie beide waren Kampf- und Schlafgenossen,
Die, so in Mangel wie Gefahr vereint,
Zu mancher Zeit, an manchem Orte kämpften.
Reißende Ströme haben sie durchschwommen,
Vor deren Wuth der kühnste Schwimmer bebt,
Gefochten, wo gewisser Tod in Aussicht –
Doch brachten sie es durch. Ihr Band der Liebe
Ist so mit Kunst, so stark und fest gewebt,
Daß sich’s verschleißen, doch nicht reißen kann.
Ich meine, müßte Theseus seines Herzens
Aufricht’ge Neigung theilen, daß er selbst
Nicht würde sagen können, welche Hälfte,
Wollt’ er gerecht sein, ihm die liebre wär’.
Emilia
.
Doch eine muß es sein und die seid Ihr,
Ich wüßte keinen Grund, weswegen nicht!
Einst gab es eine Zeit, in
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