Sämtliche Dramen
Hochzeit schon mich ein.
Ist das Arcites nicht, Eu’r Vetter?
Doctor
.
Ja!
Der überaus zufrieden, daß Palämon
Solch eine gute Wahl getroffen hat.
Tochter
.
So meint Ihr auch, er wird zur Frau mich nehmen?
Doctor
.
Gewiß!
Tochter
.
Ist das auch Eure Meinung?
Kerkermeister
.
Ja!
Tochter
.
Wir werden wohl recht viele Kinder haben.
Mein Gott, wie feist Ihr wurdet! Hoffentlich
Macht’s Euch Palämon nach; nun ist er frei,
Die schlechte Wohnung und die schmale Kost,
Sie haben ganz vom Fleische ihn gebracht,
Ich werd’ ihn aber schon zurecht mir küssen!
(Ein Bote tritt auf.)
Bote
.
Was hockt ihr hier und geht des schönsten Anblicks
Verlustig, der euch je geboten ward?!
Kerkermeister
.
So sind sie schon dabei?
Bote
.
I, freilich, freilich!
Und Ihr habt dort ein Amt.
Kerkermeister
.
Gleich will ich ihn,
Darum lebt wohl!
Doctor
.
Wir werden Euch begleiten,
So was muß ich mir ansehn.
Kerkermeister
.
Nun, was meint Ihr
Zu ihrer Krankheit?
Doctor
.
Habt nur guten Muth,
In ein paar Tagen ist sie ganz gesund.
Fahrt nur so fort und laßt sie nicht allein.
Freier
.
Gewiß nicht.
Doctor
.
Führt sie fort!
Freier
.
Jetzt komm zum Essen,
Mein liebes Herz, nach Tische spielen wir
Mit Karten.
Tochter
.
Aber küssen wir uns auch?
Freier
.
Ei freilich, hundertmal.
Tochter
.
Und zwanzigmal.
Freier
.
Und zwanzigmal.
Tochter
.
Und gehn zusammen schlafen.
Doctor
.
Nehmt es nur an.
Freier
.
Und gehn zusammen schlafen.
Tochter
.
Ihr dürft mir aber nichts zu Leide thun.
Freier
.
Nein, Herzchen, nein.
Tochter
.
Sonst fang’ ich an zu schrein.
(Alle ab.)
¶
Dritte Szene
(Ein Theil des Waldes bei Athen, nahe dem für den Kampf bestimmten Platz.)
Trompetenstöße. Theseus, Hippolyta, Emilia, Pirithous nebst Gefolge treten auf.
Emilia
.
Ich bleibe hier.
Pirithous
.
Wollt Ihr es nicht mit ansehn?
Emilia
.
Nein, lieber wollt’ ich sehn, wie ein Rothkehlchen
Die Mücke spießt, als diesem Kampf beiwohnen;
Denn jeder Schlag bedroht ein edles Leben,
Seufzt, wenn er niederfallen muß und klingt
Wie Leichenglocke mehr als Schwerterschlag.
Ich bleibe hier, genug schon, daß mein Ohr
Mit dem, was dort geschieht, bestraft soll werden,
Daß ich’s nicht stopfen kann, – mein Auge aber
Kann ich verschließen vor dem Schreckensanblick.
Pirithous
.
Herr, Eure Schwester will nicht weiter gehn.
Theseus
.
Sie muß, dort wird sie Heldenthaten sehn,
Verherrlicht wohl von Pinsel und von Meißel,
Doch hier vollbracht in ihrer Gegenwart,
Daß Ohr und Auge davon zeugen können.
Du darfst nicht fehlen, denn des Siegers Lohn
Und Preis und Krone bist du, wie du ja
Des Kampfes Anlaß warst.
Emilia
.
Verzeih’ mir, Bruder,
Wär’ ich dabei, ich schlösse doch die Augen.
Theseus
.
Du mußt dabei sein. Dieser Zweikampf ist
Wie eine Nacht und du der einz’ge Stern,
Der sie erhellt.
Emilia
.
Laß mich erloschen sein!
Unselig ist dies Licht, es zeigt den einen
Dem andern nur, so daß sich beide finden.
O Finsterniß, des Schreckens Mutter du,
Die Millionen Sterbliche verwünschen,
Wirf deinen schwarzen Mantel über sie,
Daß keiner seinen Gegner sehen möge.
So bess’re deinen Namen und thu’ Buße
Für manche Greuelthat, die du begingst.
Hippolyta
.
Komm mit uns, Schwester!
Emilia
.
Nein, ich bleibe hier.
Theseus
.
Dein Auge soll der Ritter Muth entflammen.
Du bist des Kampfes Kleinod, darfst nicht fehlen,
Du mußt den Preis ertheilen!
Emilia
.
Laß mich, Bruder!
Wer König ist, der schöpft aus sich sein Recht.
Theseus
.
Nun, wie du willst. Doch die gezwungen sind
Mit dir zu bleiben, werden ihren Dienst
Gewiß verwünschen.
Hippolyta
.
Schwester, lebe wohl!
Mich freut es nur, daß ich auf diese Weise
Doch etwas früher deinen Gatten soll
Erfahren als du selber. Mögen nun
Die Götter von den beiden dir den besten
Bescheren, darum bitt’ ich sie inbrünstig.
(Alle ab, außer Emilia und einige ihres Gefolges.)
Emilia
.
Ein würdevolles Antlitz hat Arcites!
Doch ist sein Auge wie ein schwer Geschütz,
Das nicht gerichtet ward und niemand droht,
Wie eine scharfe Waffe in der Scheide.
Auf seinem Angesicht sind Mannesmuth
Und Milde Bettgenossen. Krieg’rischer
Sieht wohl Palämon aus. Ihm ist die Stirn
Gefurcht, und wenn er sie zusammenzieht,
Begräbt er eine ganze Welt darin.
Doch ist’s nicht immer so, es ändert sich
Nach den Gedanken, die ihn grad’ beherrschen.
Lang’ weilt sein Aug’ auf einem
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