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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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es merkt.
    Freier
.
    Dann sollt’ ich ihr was singen.
    Doctor
.
    Thatet Ihr’s?
    Freier
.
    Ach nein!
    Doctor
.
    Das war nicht recht von Euch! Ihr müßt
    Thun, was sie will.
    Freier
.
    Ich habe keine Stimme.
    Doctor
.
    Das schadet nichts, so viel kann jeder singen.
    In allem müßt Ihr zu Willen sein,
    Und wenn sie sich mit Euch zu Bett wollt’ legen.
    Kerkermeister
.
    Oho, Herr Doctor!
    Doctor
.
    Ja, so will’s die Cur.
    Kerkermeister
.
    Wohl möglich, aber nicht die Ehrbarkeit!
    Doctor
.
    Ach, Possen! Opfert nicht der Ehrbarkeit!
    Das eigne Kind. Erst heilt sie, will sie dann
    Noch ehrbar sein, so hat sie Zeit genug.
    Kerkermeister
.
    Ich danke schön!
    Doctor
.
    Jetzt geht und holt sie her,
    Damit ich sie mir anseh’.
    Kerkermeister
.
    Gut, ich gehe
    Und sag’ ihr, daß Palämon sie erwartet.
    Herr Doctor, aber darin habt Ihr unrecht.
    (Ab.)
    Doctor
.
    Ja geht nur. Wie die Väter närrisch sind!
    Was Ehrbarkeit! Der müßt’ man eh’r was geben,
    Damit sie –
    Freier
.
    Haltet Ihr sie nicht für ehrbar?
    Doctor
.
    Wie alt ist sie?
    Freier
.
    Kaum achtzehn.
    Doctor
.
    Dann ist’s möglich,
    Daß sie’s noch ist, doch darauf kommt’s nicht an.
    Ihr Vater mag nun sagen, was er will,
    Wenn Ihr bemerkt, daß sie danach verlangt,
    Wovon ich sprach, videlicet nach Fleisch,
    So gebt es Ihr –
    Freier
.
    Ganz wohl –
    Doctor
.
    Und macht sie satt;
    Das heilt sie, und vergehen werden ihr
    Alsbald die melancholischen Humore.
    (Der Kerkermeister kehrt mit seiner Tochter und ihrem Mädchen zurück.)
    Kerkermeister
.
    Komm, liebes Kind! Palämon stehet dort,
    Schon eine Stunde wartet er auf dich.
    Tochter
.
    Schön Dank für so viel gütige Geduld,
    Er ist ein lieber Herr, ich schuld’ ihm viel.
    Sahst du den Zelter, den er mir geschenkt?
    Kerkermeister
.
    Ja wohl!
    Tochter
.
    Gefiel er dir?
    Kerkermeister
.
    Ein prächtig Thier!
    Tochter
.
    Sahst du ihn tanzen?
    Kerkermeister
.
    Nein!
    Tochter
.
    Das sollt’st du sehen!
    Er tanzt die Gigue unvergleichlich schön,
    Mit langem und mit kurzgestutztem Schwanz,
    Und dreht sich wie ein Kreisel.
    Kerkermeister
.
    Unbegreiflich!
    Tochter
.
    Auf Maurisch tanzt er zwanzig Meil’ die Stunde,
    Was ihm das beste Steckenpferd im Kirchspiel,
    Soviel ich mich darauf versteh’ nicht nachmacht;
    Und galoppirt zum Liede »Lieb’ mein Lieb’«. –
    Was meinst du zu dem Pferd?
    Kerkermeister
.
    Wenn’s so geschickt ist,
    So könnte man ja Federball ihm lehren.
    Tochter
.
    O, das wär nichts!
    Kerkermeister
.
    Versteht er auch zu lesen,
    Vielleicht sogar zu schreiben?
    Tochter
.
    Ganz vortrefflich.
    Die Rechnung über seinen Proviant
    Führt er allein. Den Stallknecht wollt’ ich sehn,
    Der ihn beschuppen kann. Die braune Stute
    Des Herzogs kennst du doch?
    Kerkermeister
.
    O ja, sehr gut!
    Tochter
.
    Das arme Vieh ist ganz verliebt in ihn,
    Doch er ist kalt und spröde wie sein Herr.
    Kerkermeister
.
    Was hat sie denn als Mitgift?
    Tochter
.
    Ei, sie hat
    Zweihundert Bündel Heu und zwanzig Maß
    Vom besten Hafer, doch er will sie nicht.
    Ach, wenn er wiehert, wie er dabei lispelt –
    Das könnte einen Müllergaul bezaubern,
    Es wird ihr Tod noch sein!
    Doctor
.
    Was sie für Unsinn
    Zu Tage bringt!
    Kerkermeister
.
    Da kommt dein Liebster, grüß’ ihn!
    Freier
.
    Wie geht es dir, mein Herz? Wie schön du bist,
    Und welch ein Knicks!
    Tochter
.
    Ganz Euch zu Diensten, Herr,
    In aller Ehrbarkeit! Sagt, liebe Freunde,
    Wie weit noch ist es, bis ans End’ der Welt?
    Doctor
.
    Das kann wohl eine Tagereise sein.
    Tochter
.
    Was meint Ihr, wollt’ Ihr mit mir gehn?
    Freier
.
    Was sollen
    Wir denn dort machen?
    Tochter
.
    Fußball spielen, ei,
    Was sonst?
    Freier
.
    Mir ist es recht, ich gehe mit,
    Vorausgesetzt, daß wir dort Hochzeit halten.
    Tochter
.
    Ja, das ist wahr! Dort finden wir gewiß
    ’nen blinden Priester, der uns trauen wird.
    Denn hier zu Lande sind sie gar zu mäklig,
    Und außerdem wird auch mein Vater morgen
    Gehängt, – das paßte doch nicht gut zusammen.
    Du bist Palämon?
    Freier
.
    Kennst du mich denn nicht?
    Tochter
.
    O ja, doch kümmerst du dich nicht um mich.
    Ich hab’ auch nichts als dieses Eine Kleid
    Und nur zwei Hemden noch.
    Freier
.
    Das macht nichts aus,
    Ich will dich einmal haben.
    Tochter
.
    Willst du wirklich?
    So lass’ zu Bett’ uns gehn!
    Freier
.
    Wann dir’s gefällt!
    (Er küßt sie.)
    Tochter
.
    Du naschest gar zu gern!
    Freier
.
    Was wischest du
    Dir meine Küsse ab?
    Tochter
.
    Sie sind so heiß
    Und räuchern vor der

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