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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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opfern,
    Mars’ tapf’re Söhne, dessen Geist in euch
    Jedwede Furcht und Bangigkeit verscheucht,
    Laßt jetzt uns vor den Gott, den wir bekennen,
    Gemeinsam treten, und des Löwen Herz,
    Des Tigers Wuth, Furchtlosigkeit und Schnelle,
    Der Schlange List und Klugheit uns erflehn.
    Ihr wißt, der Preis, um den ich werbe, muß
    Mit Blut errungen werden; großer Thaten
    Bedarf’s, den Kranz mir auf das Haupt zu setzen,
    In welchem sie als schönste Blume prangt.
    Drum lasset uns an jenen Gott uns wenden,
    Der auf der Wahlstatt, roth vom Blut der Kämpfer,
    Gebietend waltet. Steht mir dazu bei
    Und beugt im Geiste auch vor seiner Macht!
    (Sie treten vor den Altar des Mars, fallen auf das Angesicht und knien dann.)
    Gewaltiger, der du der Meere Grün
    In Purpurroth verwandelst; dessen Nah’n
    Kometen uns verkünden, dessen Fuß
    Auf weitem Blachfeld Spuren der Verwüstung
    Und bleichende Gebeine hinterläßt;
    Dess’ Athem Ceres’ Kinder niedermäht
    Und dessen starke Hand aus luft’ger Höhe,
    Der Thürme Zinnen stürzt, volkreicher Städte
    Steingürtel baut und gleich der Erde macht:
    Verleihe deinem Zögling, mir, dem Jüngsten,
    Der deinem Schlachtruf folgte, Kraft und Weisheit,
    Daß er zu deiner Ehr’ sein Fähnlein schwinge,
    Und du als Held des Tags ihn krönen kannst.
    Gib, großer Mars, ein Zeichen deiner Gunst!
    (Hier fallen alle wie vorher auf das Angesicht. Man vernimmt Waffengeklirr und kurzes Donnerrollen, worauf alle sich gegen den Altar verbeugen.)
    Du, der die Zeit, die aus den Fugen ging,
    Von neuem wieder fügst, – entnervte Reiche
    Zertrümmerst, – über Staub und alte Rechte
    Gericht hältst, – wenn die Erde krank, mit Blut
    Sie heilest und vor Uebervölk’rung
    Die Welt bewahrst: ich nehme dies, dein Zeichen,
    Als glückverheißend an und gehe kühn
    In deinem Namen an mein Werk. Kommt alle!
    (Arcites und die Ritter ab.)
    (Palämon und seine Ritter treten wieder auf.)
    Palämon
.
    In neuem Glanze müssen unsre Sterne
    Aufgehen heute oder ganz verlöschen.
    Um Liebe kämpfen wir, und wem die Göttin
    Die Braut bestimmt, dem gibt sie auch den Sieg.
    So eint euch jetzt, die ihr aus Edelmuth
    Um meinetwillen kämpfen, wagen wollt’,
    Im Geist mit mir. Laßt das, was wir beginnen,
    Der Göttin Venus Gnade uns empfehlen
    Und ihre starke Hülfe uns erflehn!
    (Sie treten vor den Altar der Venus, fallen auf das Angesicht und knien dann.)
    Heil dir, geheimnißvolle Herrscherin,
    Die du die Macht hast, des Tyrannen Wuth
    Zu bänd’ gen, daß er wie ein Mädchen weint, –
    Mit einem einz’gen Winke deines Auges
    Mars’ Trommel läßt verstummen und den Lärm
    Der Schlacht zu leisem Flüstern sich verlieren.
    Den Krüppel läßt du seine Krücke schwingen
    Und heilest trotz Apollo ihn. Den König
    Machst du zum Unterthanen seines eignen
    Vasallen, – lässest steife Gravität
    Im Tanz sich drehen, – läßt den Hagelstolz,
    Dess’ Jugend deine Flamme übersprang
    (Wie wilde Buben über Freudenfeuer),
    Mit siebzig Jahren spät noch Feuer fangen
    Und, wie zum Spotte seiner heisern Kehle,
    Verliebte Lieder singen. Welche Macht,
    Wie groß auch, könnte deiner sich vergleichen?!
    Die Flammen Phöbus’ mehrst du mit den deinen,
    Die heißer noch als seine Flammen glühn.
    Das Himmelsfeuer sengte ihm den Sohn,
    Den sterblichen, doch du versengst ihn selbst.
    Diana, doch bekannt als streng und kalt,
    Warf hin den Bogen und begann zu seufzen.
    – In Gnaden nimm mich an als deinen Jünger!
    Geduldig hab’ ich stets dein Joch getragen,
    Wie einen Kranz von Rosen, ob es schwerer
    Als Blei auch war und mehr als Nesseln sticht.
    Nie hab’ ich wider dein Gesetz gegrollt,
    Geheimes nie verrathen, denn mir war
    Ja nichts bekannt, doch hätt’s auch nicht gethan,
    Wenn alles offenbar mir wär’ gewesen.
    Nie hab’ ich eines andern Weib verführt,
    Vielmehr bin ich erröthet, wenn ich sah,
    Wie andre es versuchten. Heftig frug ich
    Und zürnend dann: Habt ihr denn keine Mutter?
    Ich hatte eine und sie war ein Weib,
    Wie also könnet ihr ein Weib beleid’gen?
    Dabei erzählt’ ich, daß ich einen Mann
    Von achtzig Jahren hätt’ gekannt, der sich
    Mit einer Jungfrau hätt’ vermählt von Vierzehn,
    Denn so verjünget deine Macht den Staub!
    Des Alters Krämpfe hatten seine Füße
    Verborgen, Gicht die Finger ihm gekrümmt;
    Die stieren Augen hatten heft’ge Schmerzen
    Aus ihren Höhlen ihm herausgetrieben,
    Was in ihm Leben war, war eitel Qual.
    Und doch erzielte diese halbe Leiche
    Mit ihrer

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