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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Gattin einen kräft’gen Buben!
    Daß er der Vater war, bezweifl’ ich nicht,
    Denn sie beschwor’s, und wer mußt’ ihr nicht glauben
    Genug – zu denen, die’s gethan und plaudern,
    Gehör’ ich nicht, – noch weniger zu denen,
    Die ’s nicht gethan und doch sich dessen rühmen,
    Wie ich dagegen über die kann lachen
    Die’s hätten gern gethan, und nur nicht konnten.
    Doch jene hass’ ich, die gewährte Huld
    Mit Namensnennung unverschämt verkünden.
    So bin ich, – und beschwören kann ich es,
    Nie seufzte ein Verliebter wahrer, treuer.
    Und darum, holde Göttin, laß mich siegen
    In diesem Kampf, der treuer Liebe soll
    Den Lohn verleihn, und segne gnädig mich
    Mit einem Zeichen deines Wohlgefallens.
    (Musik läßt sich vernehmen, Tauben flattern über die Bühne. Die Ritter fallen auf ihr Angesicht und knien dann.)
    O du, die in der Brust der Sterblichen
    Von elf bis neunzig herrschest – deren Plan
    Die ganze Welt und wir ihr Wild! Ich danke
    Für dieses Zeichen, das mir Zuversicht
    Ins Herze gießt und meinen Gliedern Kraft
    Zu diesem Werk verleiht. – Steht auf und laßt
    In Ehrfurcht von der Himmlischen uns scheiden,
    Denn es ist Zeit!
    (Sie verbeugen sich und gehen ab. Die Flötenmusik dauert fort. Emilia, weiß gekleidet mit herabwallendem Haar, einen weißen Kranz auf dem Haupte, tritt auf. Eine ebenfalls weißgekleidete Jungfrau trägt ihr die Schleppe, eine andere, die ihr vorangeht, eine Hirschkuh von Silber, welche mit Weihrauch und Spezereien angefüllt ist, und stellt dieselbe auf Diana’s Altar nieder. Während die
    übrigen Jungfrauen sich um den Altar stellen, zündet Emilia den Weihrauch an.)
    Emilia
.
    Du heil’ge, keusche Königin der Nacht,
    Verächt’rin wilder Lust, stummwandelnde,
    In einsamer Betrachtung, hehre, reine,
    Du, reiner als der frischgefall’ne Schnee,
    Die ihren Dienerinnen mehr des Bluts
    Nicht zuertheilt, als zum Erröthen nöthig,
    Dem Ordenskleid, das deine Jünger tragen:
    Vor deinem Altar knie’ ich, deine Priest’rin,
    In Demuth hier! O blicke gnadenreich
    Mit deinem Auge, das Unreines flieht,
    Auf mich, die Jungfrau! Leihe, Silberreine,
    Dein Ohr, das nie unkeuschem Wort gelauscht
    Und sich unzücht’ger Rede stets verschloß,
    Dem, was ich hier mit heil’ger Bitt’ erflehe,
    Der Jungfrau letzter Opferdienst ist dies.
    Als Braut geschmückt, bin ich doch Mädchen noch;
    Bestimmt ist mir ein Gatte, aber welcher
    Von zweien weiß ich nicht. Ich soll den einen
    Von ihnen wählen und für ihn den Sieg
    Erbitten von den Göttern. Doch ich kann
    Mich dieser Wahl nicht schuldig machen; lieber
    Gäb’ ich ein Auge hin, als daß ich einen
    Von ihnen schickte in den sichern Tod.
    Darum laß du, sittsame Königin,
    Von beiden Freiern den, der mir am meisten
    In Liebe und in Treue zugethan,
    Den weißen Kranz von meinem Haupte nehmen.
    Sonst aber, Himmlische, gestatte mir,
    Daß ich der Jungfrau Stell’ und Eigenschaft,
    Die ich in deiner Schar besaß, behalte.
    (Hier versinkt die Hirschkuh in den Altar; dafür steigt aus demselben ein Rosenstock mit Einer Blüte empor.)
    Seht, was der Ebb’ und Flut Gebieterin
    Aus ihres heil’gen Altars Eingeweiden
    Erstehen läßt in feierlichem Act,
    Nur eine einz’ge Rose! Deut’ ich recht,
    So rafft der Kampf die beiden Tapfern hin,
    Und einsam soll ich jungfräuliche Blume
    Und ungepflückt verblühn.
    (Hier erschallt eine lebhafte Musik. Die Rose fällt von dem Stocke ab, der zugleich im Altar verschwindet.)
    Die Blume fiel, der Stock verschwand! O, Herrin,
    Entlassen hast du mich! So scheint es demnach
    Daß ich gepflückt soll werden? Doch dein Wille
    Ward mir nicht klar. Enthülle das Geheimniß
    Und zürne nicht! Verheißend war das Zeichen!
    (Sie verbeugen sich alle und gehen ab.)
    ¶

Zweite Szene
    (Athen; ein Zimmer im Gefängniß.)
    Der Doctor, Kerkermeister und Freier (wie Palämon gekleidet) treten auf.
    Doctor
.
    Hat ihr der Rath geholfen, den ich gab?
    Freier
.
    Bedeutend, denn sie glaubt es den Mädchen,
    Die um sie sind, daß ich Palämon sei.
    Vor einer halben Stunde fragte sie
    Mich lächelnd, was ich heute essen wollte,
    Und ob ich sie nicht küssen würde? Ich
    War gleich bereit und küßte zweimal sie.
    Doctor
.
    Ei, zwanzigmal wär’ besser noch gewesen.
    Das ist die beste Cur!
    Freier
.
    Dann sagte sie,
    Sie wolle mit mir wachen heute Nacht,
    Sie wüßte schon, wann’s mich zu packen pflege.
    Doctor
.
    I seht einmal! Nun, wenn es Euch dann packt,
    So packt sie ordentlich nur, daß sie

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