Sämtliche Dramen
Kleinste.
Stephano
.
Ist es so ’ne schmucke Dirne?
Caliban
.
Ja, Herr, sie wird wohl anstehn deinem Bett,
Das schwör’ ich dir, und wackre Brut dir bringen.
Stephano
. Ungeheuer, ich will den Mann umbringen; seine Tochter und ich, wir wollen König und Königin sein (es lebe unsre Hoheit!), und Trinculo und du, ihr sollt Vizekönige werden. – Gefällt dir der Handel, Trinculo?
Trinculo
. Vortrefflich!
Stephano
. Gib mir deine Hand! Es tut mir leid, daß ich dich schlug: aber hüte dich dein Lebelang vor losen Reden!
Caliban
.
In einer halben Stund’ ist er im Schlaf:
Willst du ihn dann vertilgen?
Stephano
.
Ja, auf meine Ehre!
Ariel
beiseit.
Dies meld’ ich meinem Herrn.
Caliban
.
Du machst mich lustig, ich bin voller Freude:
So laßt uns jubeln! Wollt Ihr’ s Liedlein trallern,
Das Ihr mich erst gelehrt?
Stephano
. Auf dein Begehren, Ungeheuer, will ich mich dazu verstehn, mich zu allem verstehn. Wohlan, Trinculo, laß uns singen!
Neckt sie und zeckt sie, und zeckt sie und neckt sie!
Gedanken sind frei!
Caliban
. Das ist die Weise nicht.
Ariel spielt die Melodie mit Trommel und Pfeife.
Stephano
. Was bedeutet das?
Trinculo
. Es ist die Weise unsers Liedes, vom Herrn Niemand aufgespielt.
Stephano
. Wo du ein Mensch bist, zeige dich in deiner wahren Gestalt; bist du ein Teufel, so tu’, was du willst!
Trinculo
. O vergib mir meine Sünden!
Stephano
. Wer da stirbt, zahlt alle Schulden. Ich trotze dir. – Gott sei uns gnädig!
Caliban
. Bist du in Angst?
Stephano
. Nein, Ungeheuer, das nicht.
Caliban
.
Sei nicht in Angst! Die Insel ist voll Lärm,
Voll Tön’ und süßer Lieder, die ergötzen
Und niemand Schaden tun. Mir klimpern manchmal
Viel tausend helle Instrument’ ums Ohr,
Und manchmal Stimmen, die mich, wenn ich auch
Nach langem Schlaf erst eben aufgewacht,
Zum Schlafen wieder bringen: dann im Traume
War mir, als täten sich die Wolken auf
Und zeigten Schätze, die auf mich herab
Sich schütten wollten, daß ich beim Erwachen
Aufs neu’ zu träumen heulte.
Stephano
. Dies wird mir ein tüchtiges Königreich werden, wo ich meine Musik umsonst habe.
Caliban
. Wenn Prospero vertilgt ist.
Stephano
. Das soll bald geschehn: ich habe die Geschichte noch im Kopf.
Trinculo
. Der Klang ist im Abzuge. Laßt uns ihm folgen und dann unser Geschäft verrichten!
Stephano
. Geh voran, Ungeheuer, wir wollen folgen. – Ich wollte, ich könnte diesen Trommelschläger sehn; er hält sich gut.
Trinculo
. Willst kommen? Ich folge, Stephano.
Alle ab.
¶
Dritte Szene
Eine andre Gegend der Insel.
Alonso, Sebastian, Antonio, Gonzalo, Adrian, Francisco und andre.
Gonzalo
.
Bei unsrer Frauen, Herr, ich kann nicht weiter.
Die alten Knochen schmerzen mir; das heiß’ ich
Ein Labyrinth durchwandern, grade aus
Und in geschlungnen Wegen! Mit Erlaubnis,
Ich muß notwendig ausruhn.
Alonso
.
Alter Herr,
Ich kann dich drum nicht tadeln, da ich selbst
Von Müdigkeit ergriffen bin, die ganz
Die Sinne mir betäubt: setz’ dich und ruh’!
Hier tu’ ich mich der Hoffnung ab und halte
Nicht länger sie als meine Schmeichlerin.
Er ist ertrunken, den zu finden so
Wir irre gehn, und des vergebnen Suchens
Zu Lande lacht die See. Wohl, fahr’ er hin!
Antonio
beiseit zu Sebastian.
Mich freut’s, daß er so ohne Hoffnung ist.
Gebt eines Fehlstreichs wegen nicht den Anschlag,
Den Ihr beschlossen, auf!
Sebastian
.
Den nächsten Vorteil
Laßt ja uns recht ersehn!
Antonio
.
Es sei zu Nacht.
Denn nun, bedrückt von der Ermüdung, werden
Und können sie sich nicht so wachsam halten
Als wie bei frischer Kraft.
Sebastian
.
Zu Nacht, sag’ ich: nichts weiter!
Feierliche und seltsame Musik, und Prospero in der Höhe, unsichtbar.
Alonso
.
Welch eine Harmonie? Horcht, gute Freunde!
Gonzalo
.
Wundersam liebliche Musik!
Verschiedne seltsame Gestalten kommen und bringen eine besetzte Tafel. Sie tanzen mit freundlichen Gebärden der Begrüßung um dieselbe herum, und indem sie den König und die übrigen einladen zu essen, verschwinden sie.
Alonso
.
Verleih’ uns gute Wirte, Gott! Was war das?
Sebastian
.
Ein lebend Puppenspiel. Nun will ich glauben,
Daß es Einhörner gibt, daß in Arabien
Ein Baum des Phönix Thron ist und ein Phönix
Zur Stunde dort regiert.
Antonio
.
Ich glaube beides;
Und was man sonst bezweifelt, komme her,
Ich schwöre drauf, ’s ist wahr. Nie logen Reisende,
Schilt gleich zu Haus der Tor sie.
Gonzalo
.
Meldet’ ich
Dies nun
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