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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Rührung nur dem starren Vers nicht fehlte!
    O süßes Kind, Maria, Auserwählte! –
    Die Reime da zerreiß’ ich, schreib’ in Prose.
    Biron
beiseit.
    Reime sind Schleifen an Cupidos Hose;
    Verdirb ihm nicht die Ware!
    Longaville
.
    Ja, so geht’s.
    Liest das Sonett.
    »Nur die Rhetorik deiner Himmelsblicke
    (Die Welt kann ihr nicht bündig widersprechen)
    Verführte mich zu dieses Meineids Tücke;
    Nicht sträflich ist’s, um dich den Schwur zu brechen.
    Dem Weib entsagt’ ich: doch ist sonnenklar,
    Da Göttin du, niemals entsagt’ ich dir;
    Himmlisch bist du, mein Eid nur irdisch war;
    Geheiligt dir, heilt jede Sünd’ in mir.
    Ein Schwur ist Hauch, und Hauch ist Dunst; o schein’
    Auf meine Erde, Sonne, du mein Licht,
    Zieh’ auf das Dunstgelübd’, dann ist es dein:
    Gebrochen dann, tat ich die Sünde nicht.
    Ja, bräch’ ich’s auch, kein Tor wird sich besinnen,
    Um Wortsverlust den Himmel zu gewinnen.«
    Biron
beiseit.
    O brünst’ge Liebesglut! Das nenn’ ich Ketzerei!
    Ein unreif Gänschen verehren, als ob’s ’ne Göttin sei!
    Gott helf’ uns, ach, Gott helfe! Verirrten wir uns so weit? –
    Longaville
.
    Durch wen nur send’ ich es? Halt! Gesellschaft? ich trete beiseit.
    Er tritt auf die Seite. Dumain kommt.
    Biron
beiseit.
    Versteckt in allen Ecken, ein Spiel aus Kinderzeit!
    Ich throne wie ein Halbgott, verhüllt in meiner Wolke,
    Zu strenger Aufsicht diesem höchst argen Sündervolke.
    Noch neue Säcke zur Mühle? O mehr als Hoffen verhieß!
    Dumain ist auch verwandelt: vier Schnepfen an einem Spieß!
    Dumain
.
    O Käthchen, göttlich Käthchen!
    Biron
beiseit.
    O Tropf, profaner Tropf!
    Dumain
.
    Beim Himmel! Als ein Wunder jeglichen Blick vergnügst du!
    Biron
beiseit.
    Bei der Erde, sie ist keins, o Menschenkind, dies lügst du.
    Dumain
.
    Ihr Ambrahaar beschämt den Ambra selber.
    Biron
beiseit.
    Merkwürdig genug! Ein Rab’, ein ambragelber! –
    Dumain
.
    Wie Zedern schlank!
    Biron
beiseit.
    Ist guter Hoffnung nicht
    Ihr Schulterblatt?
    Dumain
.
    Glanzvoll, wie Tageslicht! –
    Biron
beiseit.
    O ja, nur muß die Sonne just nicht scheinen.
    Dumain
.
    O hätt’ ich meinen Wunsch!
    Longaville
beiseit.
    Und ich den meinen!
    König
beiseit.
    Und ich den meinen auch, du edler Lord!
    Biron
beiseit.
    Amen, und meinen ich: das war ein trefflich Wort.
    Dumain
.
    Wo find’ ich Ruh’? Sie glüht als Fieber täglich
    Im Blut mir; sie vergessen wird unmöglich.
    Biron
beiseit.
    In deinem Blut? Dann mußt du Ader lassen,
    Und, schöner Unsinn! fängst sie auf in Tassen.
    Dumain
.
    Noch einmal les’ ich durch, was ich geschrieben.
    Biron
beiseit.
    Noch einen seh’ ich hier, verdummt durch Lieben.
    Dumain
liest.
    »Einst – o wehe, muß ich klagen! –
    In des Maies Liebestagen
    Spähte Lieb’ ein Röslein duftig,
    Wie’s am Stengel schwankte luftig;
    Durch den Samt der Blätter wehn
    Schmeichelwinde ungesehn:
    Der Geliebt’, in Todespein,
    Wünscht des Himmels Hauch zu sein.
    Luft, spricht er, küßt deine Wangen,
    Könnt’ ich den Triumph erlangen! –
    Schwur, ach! hält die Hand zurücke;
    Daß sie nicht vom Dorn dich pflücke;
    Ach, so schwört die Jugend nicht,
    Die so gerne Blüten bricht.
    Nenn’ es Sünde nicht, daß ich
    Jene Eide brach für dich.
    Dir ja hätte Zeus geschworen,
    Juno gleiche schwarzen Mohren;
    Sterblich stieg’ er selbst zur Erden,
    Um in Liebe dein zu werden.«
    Dies send’ ich, will noch klarer ihr in Bildern
    Der treuen Liebe Sehnsuchtsqualen schildern.
    O daß der Fürst, Biron und Longaville
    Auch liebten! Spielt hier jeder böses Spiel,
    Wird meiner Stirn der Makel fortgeschafft:
    Denn keiner fehlt, sind alle gleich vergafft.
    Longaville
hervortretend.
    Dumain, fern ist dein Lieben aller Gnade!
    Genossen willst du auf verliebtem Pfade? –
    Oh, sieh nur blaß; ich weiß, ich würd’ erröten,
    Fänd’ ich mich so ertappt im Übertreten.
    König
hervortretend.
    Ja, werde rot, dein Fall ist gleich so schwer!
    Du schiltst auf ihn und sündigst zweimal mehr;
    Du liebst wohl nicht Marien? Longaville
    Schrieb niemals ein Sonett im hohen Stil? –
    Hielt auf der Brust die Arme nie gefalten,
    Um nieder nur sein klopfend Herz zu halten?
    Hier im Gebüsch, das schirmend mich versteckt,
    Sah ich euch beid’ und war für beid’ erschreckt.
    Die freveln Reime last ihr recht beweglich,
    Die Seufzer dampften auf, ihr stöhntet kläglich;
    Der rief zum Zeus, der ließ ein Ach! erschallen.
    Der nannt’ ihr Haar Gold, der ihr Aug’ Kristallen,
    Der wollt’

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