Sämtliche Dramen
um Meineid sich den Himmel kaufen,
Der ließ den Zeus der Juno selbst entlaufen.
Wie spottet wohl Biron, wenn er erfuhr,
Gebrochen sei, was man so eifrig schwur;
Wie wird er euch verlachen, jubilieren,
Und Witze sprühn und höhnisch triumphieren!
Um alle Schätze, die ich je gesehn,
Ich möcht’ ihm so nicht gegenüber stehn.
Biron
hervortretend.
Jetzt, Heuchelei, jetzt ist’s um dich geschehn:
Verzeih’, o mein erlauchter Souverän!
Mit welchem Anstand schiltst du diese Kälber:
Sag, gutes Herz, wer liebt mehr als du selber?
Dein Aug’ ist nie ein Wagen? Wenn es weint,
Gibt’s keine Fürstin, die drin widerscheint?
Du brichst um keinen Preis den Eid, ich wette,
Und nur ein Bänkelsänger schreibt Sonette.
Schämt ihr euch nicht? Ihr schämt euch ohne Frage,
Ihr alle drei, daß dies so kam zu Tage.
Du fand’st an ihm, der Fürst an dir den Splitter;
Ich euren Balken, ihr drei Liebesritter.
O Himmel, welch ausbünd’ge Narrenszene,
Von Seufzen, Gram, von Ächzen, von Gestöhne!
Wie ernsthaft blieb ich, als vor meinem Blicke
Ein hoher Fürst sich umgeformt zur Mücke!
Als Herkules, der Held, den Kreisel drehte
Und Salomo ein Gassenliedchen krähte,
Nestor mit Kindern Seifenblasen machte
Und Läst’rer Timon über Possen lachte!
Wo schmerzt es dich, Freund Longaville, gesteh’ es?
Wo, Dumain, fließt die Quelle deines Wehes?
Wo Eurer Hoheit? Allen wohnt’s im Herzen! –
He, bringt ein Licht! –
König
.
Zu bitter wird dein Scherzen;
Sind wir durch deine Klugheit so verraten?
Biron
.
Nicht ihr durch mich, ich bin durch euch verraten:
Ich, stets so brav; ich; der’s wie Sünde scheut,
Zu brechen den von mir gelobten Eid,
Ich bin verraten, weil ich mich verband,
Menschen, so menschlich, so voll Unbestand.
Wann sah man mich ein Lied in Reime zwingen?
Um Lenen stöhnen? Wann den Tag verbringen
Mit Putzen? Wann vernahmt ihr, daß ich sang
Gedicht’ auf Hand, auf Wang’, auf Aug’ und Gang,
Figur, Natur, auf Stirn, auf Fuß und Zeh’,
Auf Lust und Brust?
Jacquenette und Schädel treten auf; als Biron sie kommen sieht, läuft er ihnen entgegen.
König
.
Wohin entläufst du? Steh!
Trabst du als Ehrlich oder Dieb so eilig?
Biron
.
Der Lieb’ entflieh’nd, nicht bei Verliebten weil’ ich.
Jacquenette
.
Gott grüß’ den König!
König
.
Bringst du was für mich? –
Schädel
.
Was von Verrat, Herr!
König
.
Wie entspann er sich? –
Schädel
.
Gesponnen ward er nicht.
König
.
Nun, wenn auch nicht gestrickt,
So seid Verrat und du nach Hause jetzt geschickt.
Jacquenette
.
Seid doch so gut, Herr König: lest, was sich begeben hat,
Dem Pfarrer schien’s bedenklich; er sagt, es sei ein Verrat.
König
.
Nimm, Biron, lies ihn vor! Wer hat ihn dir gegeben?
Jacquenette
.
Das war der Schädel da.
König
.
Wer hat ihn dir gegeben?
Schädel
.
Tonn’ Adramotte war’s, Tonn’ Adramodio.
König
.
Wie nun, was ficht dich an? Warum den Brief zerstören?
Biron
.
’s ist kein Verrat, mein König; ein Tand, das kann ich beschwören.
Longaville
.
Er bracht’ ihn ganz in Zorn, und deshalb woll’n wir ihn hören.
Dumain
.
’s ist Birons Hand, wahrhaftig, und hier sein Name dazu.
Biron
.
O Tölpel, verdammter Tropf! Mußt du mich beschämen? du?
Strafbar, mein König, strafbar; ich klage selbst mich an.
König
.
Wie das?
Biron
.
Euch fehlt ein vierter Narr: vollständig ist nun das Gespann.
Den, diesen, und Euch, mein Fürst, und mich traf gleiches Verderben;
Wir alle sind Gauner der Lieb’, und verdienen, des Todes zu sterben.
Entlaßt die edle Versammlung, und mehr noch meld’ ich Euch hier.
Dumain
.
Was ungleich, ward jetzt eben.
Biron
.
Jawohl, wir sind nun vier.
Entfliegen die Tauben nicht bald?
König
.
Was zaudert ihr noch? Geht fort! –
Schädel
.
Wir beiden Gerechten gehn, die Verräter bleiben am Ort.
Schädel und Jacquenette ab.
Biron
.
Nun, Freunde, Liebende, seid mir umarmt! –
Wir sind so treu, als Fleisch und Blut nur reicht;
See ebbt und flutet, Winterluft erwarmt,
Jung Blut zerbricht die alte Satzung leicht.
Nicht zu umgehn ist, was uns selbst geboren:
Drum war der Eid im Schwur schon falsch geschworen.
König
.
Sprach Liebe jenes Blatt? Ich wette drauf!
Biron
.
Du fragst? Wer schaut zu Rosalinen auf,
Der gleich dem wilden Sohn des Inderstrands,
Wenn sich der Ost erschließt zu Pracht und Lust,
Nicht beugt das Haupt, anbetend seinen Glanz,
Und küßt den Staub mit untertän’ger
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