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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Hunden gäb’ ich lieber seine Leiche.
    Hermia
.
    Hinweg, du Hund! Du treibst durch deine Streiche
    Mich armes Weib zur Wut. Hast du ihn umgebracht:
    Nie werde mehr für einen Mann geacht’t!
    Sprich einmal wahr, sprich mir zu Liebe wahr!
    Hätt’st du, wenn er gewacht, ihm wohl ein Haar
    Gekrümmt? und hast ihn, weil er schlief, erschlagen?
    O Kühnheit! eine Natter konnt’ es wagen.
    Ja, eine Natter tat’s; die ärgste sticht
    Zweizüngiger als du, o Schlange, nicht.
    Demetrius
.
    An einen Wahn verschwend’st du deine Wut.
    Ich bin nicht schuldig an Lysanders Blut;
    Auch mag er wohl, so viel ich weiß, noch leben.
    Hermia
.
    Und geht’s ihm wohl? Kannst du mir Nachricht geben?
    Demetrius
.
    Und könnt’ ich nun, was würde mir dafür?
    Hermia
.
    Mich nie zu sehn, dies Vorrecht schenk’ ich dir.
    Und so verlass’ ich deine schnöde Nähe:
    Tot sei er, oder nicht, wenn ich nur dich nicht sehe.
    Ab.
    Demetrius
.
    Ihr folgen ist vergebliches Bemühn
    In diesem Sturm; so will ich hier verziehn.
    Noch höher wird des Grames Not gesteigert,
    Seit sich sein Schuldner Schlaf zu zahlen weigert.
    Vielleicht empfang’ ich einen Teil der Schuld,
    Erwart’ ich hier den Abtrag in Geduld.
    Er legt sich nieder.
    Oberon
.
    Was tatest du? Du hast dich ganz betrogen.
    Ein treues Auge hat den Liebessaft gesogen;
    Dein Fehlgriff hat den treuen Bund gestört
    Und nicht den Unbestand zur Treu’ bekehrt.
    Droll
.
    So siegt das Schicksal denn, daß gegen einen Treuen
    Millionen falsch auf Schwüre Schwür’ entweihen.
    Oberon
.
    Streif’ durch den Wald behender als der Wind
    Und suche Helena, das schöne Kind:
    Sie ist ganz liebekrank und blaß von Wangen,
    Von Seufzern, die ihr sehr ans Leben drangen.
    Geh, locke sie durch Täuschung her zu mir;
    Derweil sie kömmt, bezaubr’ ich diesen hier.
    Droll
.
    Ich eil’, ich eil’, sieh, wie ich eil’:
    So fliegt vom Bogen des Tataren Pfeil.
    Ab.
    Oberon
.
    Blume mit dem Purpurschein,
    Die Cupidos Pfeile weihn,
    Senk’ dich in sein Aug’ hinein!
    Wenn er sieht sein Liebchen fein,
    Daß sie glorreich ihm erschein’,
    Wie Cyther’ im Sternenreih’n. –
    Wachst du auf, wenn sie dabei;
    Bitte, daß sie hülfreich sei.
    Droll kommt zurück.
    Droll
.
    Hauptmann unsrer Elfenschar,
    Hier stellt Helena sich dar.
    Der von mir gesalbte Mann
    Fleht um Liebeslohn sie an.
    Wollen wir ihr Wesen sehn?
    Oh, die tollen Sterblichen!
    Oberon
.
    Tritt beiseit’! Erwachen muß
    Von dem Lärm Demetrius.
    Droll
.
    Wenn dann zwei um eine frein:
    Das wird erst ein Hauptspaß sein.
    Gehn die Sachen kraus und bunt,
    Freu’ ich mich von Herzensgrund.
    Lysander und Helena treten auf.
    Lysander
.
    Pflegt Spott und Hohn in Tränen sich zu kleiden?
    Wie glaubst du denn, ich huld’ge dir zum Hohn?
    Sieh, wenn ich schwöre, wein’ ich: solchen Eiden
    Dient zur Beglaubigung ihr Ursprung schon.
    Kannst du des Spottes Reden wohl verklagen,
    Die an der Stirn des Ernstes Siegel tragen?
    Helena
.
    Stets mehr und mehr wird deine Schalkheit kund.
    Wie teuflisch fromm, mit Schwur den Schwur erlegen!
    Beschwurst du nicht mit Hermia so den Bund?
    Wäg’ Eid an Eid, so wirst du gar nichts wägen.
    Die Eid’ an sie und mich, wie Märchen leicht,
    Leg’ in zwei Schalen sie, und keine steigt.
    Lysander
.
    Verblendung war’s, mein Herz ihr zu versprechen.
    Helena
.
    Verblendung nenn’ ich’s, jetzt den Schwur zu brechen.
    Lysander
.
    Demetrius liebt sie; dich liebt er nicht.
    Demetrius
erwachend.
    O Huldin! Schönste! Göttin meiner Wahl!
    Womit vergleich’ ich deiner Augen Strahl?
    Kristall ist trübe. Oh, wie reifend schwellen
    Die Lippen dir, zwei küssende Morellen!
    Und jenes dichte Weiß, des Taurus Schnee,
    Vom Ostwind rein gefächelt, wird zur Kräh’,
    Wenn du die Hand erhebst. Laß mich dies Siegel
    Der Wonne küssen, aller Reinheit Spiegel!
    Helena
.
    O Schmach! O Höll’! Ich seh’, ihr alle seid
    Zu eurer Lust zu plagen mich bereit.
    Wär’ Sitt’ und Edelmut in euch Verwegnen,
    Ihr würdet mir so schmählich nicht begegnen.
    Könnt ihr mich denn nicht hassen, wie ihr tut,
    Wenn ihr mich nicht verhöhnt in frechem Mut?
    Wär’t ihr in Wahrheit Männer, wie im Schein,
    So flößt’ ein armes Weib euch Mitleid ein.
    Ihr würdet nicht mit Lob und Schwüren scherzen,
    Da ich doch weiß, ihr hasset mich von Herzen;
    Als Nebenbuhler liebt ihr Hermia,
    Wetteifernd nun verhöhnt ihr Helena.
    Ein tapfres Stück, ein männlich Unternehmen,
    Durch Spott ein armes Mädchen zu beschämen,
    Ihr Tränen

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