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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Leben,
    Ich liebe dich, und will dies Leben wagen,
    Der Lüge den zu zeihn, der widerspricht.
    Demetrius
.
    Ich sag’, ich liebe dich weit mehr als er.
    Lysander
.
    Ha! sagst du das, so komm, beweis’ es auch!
    Demetrius
.
    Auf, komm!
    Hermia
.
    Lysander, wohin zielt dies alles?
    Lysander
.
    Fort, Mohrenmädchen!
    Demetrius
.
    Nein, o nein! er tut,
    Als bräch’ er los; er tobt, als wollt’ er folgen,
    Kommt aber nicht. O geht mir, zahmer Mensch!
    Lysander
.
    Fort, Katze, Klette! Mißgeschöpf, laß los!
    Sonst schleudr’ ich dich wie eine Natter weg.
    Hermia
.
    Wie wurdet Ihr so wild? wie so verwandelt,
    Mein süßes Herz?
    Lysander
.
    Dein Herz? Fort, fort! Hinweg!
    Zigeunerin! Fort, widerwärt’ger Trank!
    Hermia
.
    Ihr scherzet nicht?
    Helena
.
    Ja wahrlich, und Ihr auch!
    Lysander
.
    Demetrius, ich halte dir mein Wort.
    Demetrius
.
    Ich hätt’ es schriftlich gern von deiner Hand;
    Dich hält’ ne schwache Hand, ich trau’ dir nicht.
    Lysander
.
    Wie? sollt’ ich sie verwunden, schlagen, töten?
    Hass’ ich sie schon, ich will kein Leid ihr tun.
    Hermia
.
    Wie? könnt Ihr mehr mir Leid tun, als mich hassen?
    Warum mich hassen? Was geschah, Geliebter?
    Bin ich nicht Hermia? Seid Ihr nicht Lysander?
    Ich bin so schön noch, wie ich eben war.
    Ihr liebtet über Nacht mich; doch verließt Ihr
    Mich über Nacht. Und muß ich also sagen
    (Verhüten es die Götter!), Ihr verließt
    Im Ernste mich?
    Lysander
.
    Im Ernst, so wahr ich lebe!
    Und nie begehr’ ich, wieder dich zu sehn.
    Drum gib nur Hoffnung, Frage, Zweifel auf;
    Sei sicher, nichts ist wahrer, ’s ist kein Scherz:
    Ich hasse dich, und liebe Helena.
    Hermia
.
    Weh mir! – Du Gauklerin! Du Blütenwurm!
    Du Liebesdiebin! Was? du kamst bei Nacht,
    Stahlst meines Liebsten Herz?
    Helena
.
    Schön, meiner Treu!
    Hast du denn keine Scheu, noch Mädchensitte,
    Nicht eine Spur von Scham? Und zwingst du so
    Zu harten Reden meine sanften Lippen?
    Du Marionette, pfui! du Puppe, du!
    Hermia
.
    Wie? Puppe? Ha, nun wird ihr Spiel mir klar.
    Sie hat ihn unsern Wuchs vergleichen lassen –
    Ich merke schon –, auf ihre Höh’ getrotzt.
    Mit ihrer Figur, mit ihrer langen Figur
    Hat sie sich seiner, seht mir doch! bemeistert.
    Und stehst du nun so groß bei ihm in Gunst,
    Weil ich so klein, weil ich so zwerghaft bin?
    Wie klein bin ich, du bunte Bohnenstange?
    Wie klein bin ich? Nicht gar so klein, daß nicht
    Dir meine Nägel an die Augen reichten.
    Helena
.
    Ihr Herrn, ich bitt’ euch, wenn ihr schon mich höhnt,
    Beschirmt mich doch vor ihr! Nie war ich böse,
    Bin keineswegs geschickt zur Zänkerin;
    Ich bin so feig, wie irgend nur ein Mädchen.
    Verwehrt ihr, mich zu schlagen; denket nicht,
    Weil sie ein wenig kleiner ist als ich,
    Ich nähm’ es mit ihr auf.
    Hermia
.
    Schon wieder kleiner?
    Helena
.
    Seid, gute Hermia, nicht so bös auf mich,
    Ich liebt’ Euch immer, hab’ Euch nie gekränkt,
    (Und stets bewahrt, was Ihr mir anvertraut;)
    Nur daß ich, dem Demetrius zu Liebe,
    Ihm Eure Flucht in diesen Wald verriet.
    Er folgte Euch; aus Liebe folgt’ ich ihm;
    Er aber schalt mich weg und drohte, mich
    Zu schlagen, stoßen, ja zu töten gar;
    Und nun, wo Ihr mich ruhig gehen laßt,
    So trag’ ich meine Torheit heim zur Stadt,
    Und folg’ Euch ferner nicht. O laßt mich gehn!
    Ihr seht, wie kindisch und wie blöd’ ich bin.
    Hermia
.
    Gut! Zieht nur hin! Wer hindert Euch daran?
    Helena
.
    Ein töricht Herz, das ich zurück hier lasse.
    Hermia
.
    Wie? Bei Lysander?
    Helena
.
    Bei Demetrius.
    Lysander
.
    Sei ruhig, Helena! Sie soll kein Leid dir tun.
    Demetrius
.
    Sie soll nicht, Herr, wenn Ihr sie schon beschützt
    Helena
.
    Oh, sie hat arge Tück’ in ihrem Zorn.
    Sie war ’ne böse Sieben in der Schule,
    Und ist entsetzlich wild, obschon so klein.
    Hermia
.
    Schon wieder klein, und anders nicht wie klein?
    Wie duldet Ihr’s, daß sie mich so verspottet?
    Weg! Laß mich zu ihr!
    Lysander
.
    Packe dich, du Zwergin!
    Du Ecker du, du Paternosterkralle!
    Demetrius
.
    Ihr seid zu dienstgeschäftig, guter Freund,
    Zu Gunsten der, die Euren Dienst verschmäht.
    Laß mir sie gehn! Sprich nicht von Helena!
    Nimm nicht Partei für sie! Vermissest du
    Dich im geringsten, Lieb’ ihr zu bezeugen,
    So sollst du’s büßen.
    Lysander
.
    Jetzo bin ich frei:
    Nun komm, wofern du’s wagst; laß sehn, wes Recht
    An Helena, ob deins, ob meines gilt.
    Demetrius
.
    Dir folgen? Nein, ich halte Schritt mit dir.
    Lysander und Demetrius ab.
    Hermia
.
    Nun, Fräulein!

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