Sämtliche Dramen
Ihr seid schuld an all dem Lärm.
Ei, bleibt doch stehn!
Helena
.
Nein, nein! ich will nicht traun,
Noch länger Eu’r verhaßtes Antlitz schaun.
Sind Eure Hände hurtiger zum Raufen,
So hab’ ich längre Beine doch zum Laufen.
Ab.
Hermia
.
Ich staun’, und weiß nicht, was ich sagen soll.
Sie läuft der Helena nach.
Oberon
.
Das ist dein Unbedacht! Stets irrst du dich,
Wenn’s nicht geflißne Schelmenstreiche sind.
Droll
.
Ich irrte diesmal, glaubt mir, Fürst der Schatten.
Gabt Ihr denn nicht von dem bestimmten Mann
Mir die Athenertracht als Merkmal an?
Und so weit bin ich ohne Schuld, daß jener,
Den ich gesalbt, doch wirklich ein Athener;
Und so weit bin ich froh, daß so sich’s fügt,
Weil diese Balgerei mich sehr vergnügt.
Oberon
.
Du siehst zum Kampf bereit die hitz’gen Freier:
Drum eile, Droll, wirf einen nächt’gen Schleier,
Bedecke die gestirnte Feste schnell
Mit Nebeln, düster wie Cozytus’ Quell,
Und locke sie auf falsche Weg’ und Stege,
Damit sie nicht sich kommen ins Gehege.
Bald borg’ die Stimme vom Demetrius,
Und reize keck Lysandern zum Verdruß;
Bald schimpf’ und höhne wieder wie Lysander,
Und bringe so sie weiter auseinander,
Bis ihre Stirnen Schlaf, der sich dem Tod vergleicht,
Mit dichter Schwing’ und blei’rnem Tritt beschleicht.
Zerdrück’ dies Kraut dann auf Lysanders Augen:
Die Zauberkräfte seines Saftes taugen,
Von allem Wahn sie wieder zu befrein
Und den gewohnten Blick ihm zu verleihn.
Wenn sie erwachen, ist, was sie betrogen,
Wie Träum’ und eitle Nachtgebild’ entflogen;
Dann kehren wieder nach Athen zurück
Die Liebenden, vereint zu stetem Glück.
Derweil dies alles deine Sorgen sind
Bitt’ ich Titanien um ihr indisch Kind;
Ich bann’ ihr vom betörten Augenlide
Des Unholds Bild, und alles werde Friede.
Droll
.
Mein Elfenfürst, wir müssen eilig machen.
Die Nacht teilt das Gewölk mit schnellen Drachen;
Auch schimmert schon Auroras Herold dort,
Und seine Näh’ scheucht irre Geister fort
Zum Totenacker: banger Seelen Heere,
Am Scheideweg begraben und im Meere;
Man sieht ins wurmbenagte Bett sie gehn.
Aus Angst, der Tag möcht’ ihre Schande sehn,
Verbannt vom Lichte sie ihr eigner Wille,
Und ihnen dient die Nacht zur ew’gen Hülle.
Oberon
.
Doch wir sind Geister andrer Region.
Oft jagt’ ich mit Aurorens Liebling schon,
Darf, wie ein Weidmann, noch den Wald betreten,
Wenn flammend sich des Ostens Pforten röten
Und, aufgetan, der Meeresfluten Grün
Mit schönem Strahle golden überglühn.
Doch zaudre nicht! Sei schnell vor allen Dingen!
Wir können dies vor Tage noch vollbringen.
Oberon ab.
Droll
.
Hin und her, hin und her,
Alle führ’ ich hin und her.
Land und Städte scheun mich sehr.
Kobold, führ’ sie hin und her!
Hier kommt der eine.
Lysander tritt auf.
Lysander
.
Demetrius! Wo bist du, Stolzer, du?
Droll
.
Hier, Schurk’, mit bloßem Degen; mach’ nur zu!
Lysander
.
Ich komme schon.
Droll
.
So laß uns mit einander
Auf ebnen Boden gehn.
Lysander ab, als ginge er der Stimme nach.
Demetrius
tritt auf.
Antworte doch, Lysander!
Ausreißer! Memme! Liefst du so mir fort?
In welchem Busche steckst du? Sprich ein Wort!
Droll
.
Du Memme, foderst hier heraus die Sterne,
Erzählst dem Busch, du föchtest gar zu gerne,
Und kömmst doch nicht? Komm, Bübchen! komm doch her!
Ich geb’ die Rute dir. Beschimpft ist der,
Der gegen dich nur zieht.
Demetrius
.
He, bist du dort?
Droll
.
Folg’ meinem Ruf: zum Kampf ist dies kein Ort.
Droll und Demetrius ab. Lysander kommt zurück.
Lysander
.
Stets zieht er vor mir her mit lautem Drohen,
Komm’ ich, wohin er ruft, ist er entflohen.
Behender ist der Schurk’ im Lauf als ich:
Ich folgt’ ihm schnell, doch schneller mied er mich,
So daß ich fiel auf dunkler rauher Bahn,
Und hier nun ruhn will. –
Legt sich nieder.
Holder Tag, brich an!
Sobald mir nur dein graues Licht erscheint,
Räch’ ich den Hohn und strafe meinen Feind.
Entschläft.
Droll und Demetrius kommen zurück.
Droll
.
Ho, ho! du Memme, warum kommst du nicht?
Demetrius
.
Steh, wenn du darfst, und sieh mir ins Gesicht!
Ich merke wohl, von einem Platz zum andern
Entgehst du mir und läßt umher mich wandern.
Wo bist du nun?
Droll
.
Hieher komm! Ich bin hier.
Demetrius
.
Du neckst mich nur, doch zahlst du’s teuer mir,
Wenn je der Tag dich mir vors Auge bringt.
Jetzt zieh’ nur hin, weil Müdigkeit mich zwingt,
Mich
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