Sämtliche Dramen
hinzustrecken auf dies kalte Kissen;
Früh morgens werd’ ich dich zu finden wissen.
Legt sich nieder und entschläft. Helena tritt auf.
Helena
.
O träge, lange Nacht, verkürze dich!
Und Tageslicht, laß mich nicht länger schmachten!
Zur Heimat führe weg von diesen mich,
Die meine arme Gegenwart verachten.
Du, Schlaf, der oft dem Grame Lind’rung leiht,
Entziehe mich mir selbst auf kurze Zeit!
Schläft ein.
Droll
.
Dreie nur! – Fehlt eins noch hier:
Zwei von jeder Art macht vier.
Seht, sie kommt ja, wie sie soll:
Auf der Stirn Verdruß und Groll.
Amor steckt von Schalkheit voll,
Macht die armen Weiblein toll.
Hermia tritt auf.
Hermia
.
Wie matt! wie krank! Zerzaust von Dornensträuchen,
Vom Tau beschmutzt und tausendfach in Not;
Ich kann nicht weiter gehn, nicht weiter schleichen,
Mein Fuß vernimmt nicht der Begier Gebot.
Hier will ich ruhn; und soll’s ein Treffen geben,
O Himmel, schütze nur Lysanders Leben!
Schläft ein.
Droll
.
Auf dem Grund
Schlaf’ gesund!
Gießen will
Ich dir still
Auf die Augen Arzenei.
Träufelt den Saft auf Lysanders Augen.
Wirst du wach,
O so lach’
Freundlich der,
Die vorher
Du geliebt, und bleib’ ihr treu!
Dann geht es, wie das Sprüchlein rühmt:
Gebt jedem das, was ihm geziemt.
Hans nimmt sein Gretchen.
Jeder sein Mädchen;
Find’t seinen Deckel jeder Topf,
Und allen geht’s nach ihrem Kopf.
Ab.
¶
VIERTER AUFZUG
Erste Szene
Der Wald.
Titania und Zettel mit einem Gefolge von Elfen.
Oberon im Hintergrunde, ungesehn.
Titania
.
Komm, laß uns hier auf Blumenbetten kosen!
Beut, Holder, mir die zarte Wange dar:
Den glatten Kopf besteck’ ich dir mit Rosen,
Und küsse dir dein schönes Ohrenpaar.
Zettel
. Wo ist Bohnenblüte?
Bohnenblüte
. Hier.
Zettel
. Kratz’ mir den Kopf, Bohnenblüte! – Wo ist Musje Spinnweb?
Spinnweb
. Hier.
Zettel
. Musje Spinnweb, lieber Musje, kriegen Sie Ihre Waffen zur Hand, und schlagen Sie mir eine rotbeinige Biene auf einem Distelkopfe tot, und, lieber Musje, bringen Sie mir den Honigbeutel! Tummeln Sie sich nicht allzusehr bei dieser Verrichtung, Musje; und, lieber Musje, haben Sie acht, daß der Honigbeutel nicht entzwei geht; es würde mir leid tun, Signor, wenn Sie sich mit einem Honigbeutel beschütteten. Wo ist Musje Senfsamen?
Senfsamen
. Hier.
Zettel
. Geben Sie die Pfote, Musje Senfsamen: ich bitte Sie, lassen Sie die Reverenzen, lieber Musje.
Senfsamen
. Was befehlen Sie?
Zettel
. Nichts, lieber Musje, als daß Sie dem Kavalier Bohnenblüte kratzen helfen. Ich muß zum Balbier, Musje; denn mir ist, als wär’ ich gewaltig haarig um’s Gesicht herum, und ich bin ein so zärtlicher Esel: wenn mein Haar mich nur ein bißchen kitzelt, gleich muß ich kratzen.
Titania
. Willst du Musik vernehmen, süßer Freund?
Zettel
. Ich hab’ ein räsonabel gutes Ohr für Musik; spielt mir ein Stück auf der Maultrommel!
Titania
. Sag, süßer Freund, was hast du Lust zu essen?
Zettel
. Ja, meiner Seel’! Eine Krippe voll Futter. Ich könnte auch guten trocknen Hafer käuen. Mir ist, als hätte ich großen Appetit nach einem Bunde Heu, gutes Heu, süßes Heu hat seines Gleichen auf der Welt nicht.
Titania
.
Ich hab’ ’nen dreisten Elfen, der nach Nüssen
Im Magazin des Eichhorns suchen soll.
Zettel
. Ich hätte lieber ein oder zwei Handvoll trockner Erbsen. Aber ich bitt’ Euch, laßt keinen von Euren Leuten mich stören. Es kommt mir eine Exposition zum Schlaf an.
Titania
.
Schlaf’ du! Dich soll indes mein Arm umwinden.
Ihr Elfen, weg! Nach allen Seiten fort! –
So lind umflicht mit süßen Blütenranken
Das Geißblatt; so umringelt, weiblich zart,
Das Efeu seines Ulmbaums rauhe Finger. –
Wie ich dich liebe! wie ich dich vergött’re!
Sie schlafen ein. Oberon tritt vor. Droll kommt.
Oberon
.
Willkommen, Droll! Siehst du dies süße Schauspiel?
Jetzt fängt mich doch ihr Wahnsinn an zu dauern.
Denn da ich eben im Gebüsch sie traf,
Wie sie für diesen Tropf nach Düften suchte,
Da schalt ich sie und ließ sie zornig an.
Sie hatt’ ihm die behaarte Schläf’ umwunden
Mit einem frischen, würz’gen Blumenkranz.
Derselbe Tau, der sonst wie runde Perlen
Des Morgenlandes an den Knospen schwoll,
Stand in der zarten Blümchen Augen jetzt,
Wie Tränen, trauernd über eigne Schmach.
Als ich sie nach Gefallen ausgeschmält
Und sie voll Demut um Geduld mich bat,
Da fodert’ ich von ihr das Wechselkind.
Sie gab’s mir gleich und sandte ihren
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