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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Ort zu fliehn,
    Wo des Gesetzes Bann uns nicht erreichte.
    Egeus
.
    Genug, genug! Mein Fürst, Ihr habt genug;
    Ich will den Bann, den Bann auf seinen Kopf.
    Fliehn wollten sie, ja fliehn, Demetrius!
    Und wollten so berauben dich und mich,
    Dich deines Weibs, und meines Wortes mich:
    Des Wortes, das zum Weibe dir sie gab.
    Demetrius
.
    Mein Fürst, die schöne Helena verriet
    Mir ihren Plan, in diesen Wald zu flüchten;
    Und ich verfolgte sie hieher aus Wut,
    Die schöne Helena aus Liebe mich.
    Doch weiß ich nicht, mein Fürst, durch welche Macht
    (Doch eine höh’re Macht ist’s) meine Liebe
    Zu Hermia, wie Schnee zerronnen, jetzt
    Mir eines eitlen Tands Erinn’rung scheint,
    Worein ich in der Kindheit mich vergafft.
    Der Gegenstand, die Wonne meiner Augen,
    Und alle Treu’ und Tugend meiner Brust
    Ist Helena allein. Mit ihr, mein Fürst,
    War ich verlobt, bevor ich Hermia sah.
    Doch, wie ein Kranker, haßt’ ich diese Nahrung;
    Nun, zum natürlichen Geschmack genesen,
    Begehr’ ich, lieb’ ich sie, schmacht’ ich nach ihr,
    Und will ihr treu sein, nun und immerdar.
    Theseus
.
    Ihr Liebenden, ein Glück, daß ich euch traf!
    Wir setzen dies Gespräch bald weiter fort. –
    Ihr, Egeus, müßt Euch meinem Willen fügen:
    Denn schließen sollen diese Paar’ im Tempel
    Zugleich mit uns den ewigen Verein.
    Und weil der Morgen schon zum Teil verstrich,
    So bleib’ auch unsre Jagd nun ausgesetzt. –
    Kommt mit zur Stadt! Wir wollen drei selb drei
    Ein Fest begehn, das ohne Gleichen sei. –
    Komm denn, Hippolyta!
    Theseus, Hippolyta, Egeus und Gefolge ab.
    Demetrius
.
    Dies alles scheint so klein und unerkennbar,
    Wie ferne Berge, schwindend im Gewölk.
    Hermia
.
    Mir ist, ich säh’ dies mit geteiltem Auge,
    Dem alles doppelt scheint.
    Helena
.
    So ist’s auch mir.
    Ich fand Demetrius, so wie ein Kleinod,
    Mein, und auch nicht mein eigen.
    Demetrius
.
    Seid Ihr denn
    Des Wachens auch gewiß? Mir scheint’s, wir schlafen,
    Wir träumen noch. Denkt Ihr nicht, daß der Herzog
    Hier war und ihm zu folgen uns gebot?
    Hermia
.
    Ja, auch mein Vater.
    Helena
.
    Und Hippolyta.
    Lysander
.
    Und er beschied uns zu sich in den Tempel.
    Demetrius
.
    Wohl denn, wir wachen also. Auf, ihm nach!
    Und plaudern wir im Gehn von unsern Träumen.
    Ab.
    Wie sie abgehn, wacht Zettel auf.
    Zettel
. Wenn mein Stichwort kommt, ruft mich, und ich will antworten. ‹Mein nächstes ist: »All’rschönster Pyramus!«-› He! Holla! – Peter Squenz! Flaut, der Bälgenflicker! Schnauz, der Kesselflicker! Schlucker! – Sapperment! Alle davon gelaufen, und lassen mich hier schlafen! – Ich habe ein äußerst rares Gesicht gehabt. Ich hatte ’nen Traum – ’s geht über Menschenwitz, zu sagen, was es für ein Traum war. Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen läßt, diesen Traum auszulegen. Mir war, als wär’ ich – kein Menschenkind kann sagen, was. Mir war, als wär’ ich, und mir war, als hätt’ ich – aber der Mensch ist nur ein lumpiger Hanswurst, wenn er sich unterfängt, zu sagen, was mir war, als hätt, ich’s; des Menschen Auge hat’s nicht gehört, des Menschen Ohr hat’s nicht gesehen, des Menschen Hand kann’s nicht schmecken, seine Zunge kann’s nicht begreifen, und sein Herz nicht wieder sagen, was mein Traum war. – Ich will den Peter Squenz dazu kriegen, mir von diesem Traum eine Ballade zu schreiben; sie soll Zettels Traum heißen, weil sie so seltsam angezettelt ist, und ich will sie gegen das Ende des Stücks vor dem Herzoge singen. Vielleicht, um sie noch anmutiger zu machen, werde ich sie nach dem Tode singen. Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Athen. Eine Stube in Squenzens Hause.
    Squenz, Flaut, Schnauz und Schlucker kommen.
    Squenz
. Habt ihr nach Zettels Hause geschickt? Ist er noch nicht zu Haus gekommen?
    Schlucker
. Man hört nichts von ihm. Ohne Zweifel ist er transportiert.
    Flaut
. Wenn er nicht kommt, so ist das Stück zum Henker. Es geht nicht vor sich, nicht wahr?
    Squenz
. Es ist nicht möglich. Ihr habt keinen Mann in ganz Athen, außer ihm, der kapabel ist, den Pyramus herauszubringen.
    Flaut
. Nein; er hat schlechterdings den besten Witz von allen Handwerksleuten in Athen.
    Squenz
. Ja, der Tausend! und die beste Person dazu. Und was eine süße Stimme betrifft, da ist er ein rechtes Phänomen.
    Flaut
. Ein Phönix müßt Ihr sagen. Ein Phänomen (Gott behüte uns!) ist ein garstiges Ding.
    Schnock kommt.
    Schnock
. Meisters, der Herzog kommt eben vom Tempel, und noch drei oder vier

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