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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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jungen Pyramus
    Und Thisbe, seinem Lieb’. Spaßhafte Tragödie.«
    Kurz und langweilig? Spaßhaft und doch tragisch?
    Das ist ja glühend Eis und schwarzer Schnee.
    Wer findet mir die Eintracht dieser Zwietracht?
    Philostrat
.
    Es ist ein Stück, ein Dutzend Worte lang,
    Und also kurz, wie ich nur eines weiß;
    Langweilig wird es, weil’s ein Dutzend Worte
    Zu lang ist, gnäd’ger Fürst; kein Wort ist recht
    Im ganzen Stück, kein Spieler weiß Bescheid.
    Und tragisch ist es auch, mein Gnädigster,
    Denn Pyramus bringt selbst darin sich um.
    Als ich’s probieren sah, ich muß gestehen,
    Es zwang mir Tränen ab; doch lust’ger weinte
    Des lauten Lachens Ungestüm sie nie.
    Theseus
.
    Wer sind die Spieler?
    Philostrat
.
    Männer, hart von Faust,
    Die in Athen hier ein Gewerbe treiben,
    Die nie den Geist zur Arbeit noch geübt,
    Und nun ihr widerspenstiges Gedächtnis
    Mit diesem Stück auf Euer Fest geplagt.
    Theseus
.
    Wir wollen’s hören.
    Philostrat
.
    Nein, nein, gnäd’ger Fürst,
    Es ist kein Stück für Euch. Ich hört’ es an,
    Und es ist nichts daran, nichts auf der Welt,
    Wenn Ihr nicht Spaß an ihren Künsten findet,
    Die sie mit schwerer Müh’ sich eingeprägt,
    Euch damit aufzuwarten.
    Theseus
.
    Ich will’s hören,
    Denn nie kann etwas mir zuwider sein,
    Was Einfalt darbringt und Ergebenheit.
    Geht, führt sie her! Ihr Frauen, nehmet Platz!
    Philostrat ab.
    Hippolyta
.
    Ich mag nicht gern Armseligkeit bedrückt,
    Ergebenheit im Dienst erliegen sehn.
    Theseus
.
    Du sollst ja, Teure, nichts dergleichen sehn.
    Hippolyta
.
    Er sagt ja, sie verstehen nichts davon.
    Theseus
.
    Um desto güt’ger ist’s, für nichts zu danken.
    Was sie versehen, ihnen nachzusehn,
    Sei unsre Lust. Was armer, will’ger Eifer
    Zu leisten nicht vermag, schätzt edle Rücksicht
    Nach dem Vermögen nur, nicht nach dem Wert.
    Wohin ich kam, da hatten sich Gelahrte
    Auf wohlgesetzte Reden vorbereitet.
    Da haben sie gezittert, sich entfärbt,
    Gestockt in einer halb gesagten Phrase;
    Die Angst erstickte die erlernte Rede,
    Noch eh’ sie ihren Willkomm vorgebracht,
    Und endlich brachen sie verstummend ab.
    Sogar aus diesem Schweigen, liebes Kind,
    Glaub’ mir, fand ich den Willkomm doch heraus;
    Ja, in der Schüchternheit bescheidnen Eifers
    Las ich so viel, als von der Plapperzunge
    Vorwitzig prahlender Beredsamkeit.
    Wann Lieb’ und Einfalt sich zu reden nicht erdreisten,
    Dann, dünkt mich, sagen sie im Wenigsten am meisten.
    Philostrat kommt zurück.
    Philostrat
.
    Beliebt es Eurer Hoheit? Der Prolog
    Ist fertig.
    Theseus
.
    Laßt ihn kommen!
    Trompeten.
    Der Prolog tritt auf.
    Prolog
.
    »Wenn wir mißfallen tun, so ist’s mit gutem Willen;
    Der Vorsatz bleibt doch gut, wenn wir ihn nicht erfüllen.
    Zu zeigen unsre Pflicht durch dieses kurze Spiel,
    Das ist der wahre Zweck von unserm End’ und Ziel.
    Erwäget also denn, warum wir kommen sein:
    Wir kommen nicht, als sollt ihr euch daran ergetzen;
    Die wahre Absicht ist – zu eurer Lust allein
    Sind wir nicht hier –, daß wir in Reu’ und Leid euch setzen.
    Die Spieler sind bereit; wenn ihr sie werdet sehen,
    Versteht ihr alles schon, was ihr nur wollt verstehen.«
    Theseus
.
    Dieser Bursche nimmt’s nicht sehr genau.
    Lysander
. Er hat seinen Prolog geritten wie ein wildes Füllen; er weiß noch nicht, wo er Halt machen soll. Eine gute Lehre, gnädiger Herr: es ist nicht genug, daß man rede; man muß auch richtig reden.
    Hippolyta
. In der Tat, er hat auf seinem Prolog gespielt, wie ein Kind auf der Flöte. Er brachte wohl einen Ton heraus, aber keine Note.
    Theseus
. Seine Rede war wie eine verwickelte Kette: nichts zerrissen, aber alles in Unordnung. Wer kommt zunächst?
    Pyramus, Thisbe, Wand, Mondschein und Löwe treten als stumme Personen auf.
    Prolog
.
    »Was dies bedeuten soll, das wird euch wundern müssen,
    Bis Wahrheit alle Ding’ stellt an das Licht herfür,
    Der Mann ist Pyramus, wofern ihr es wollt wissen;
    Und dieses Fräulein schön ist Thisbe, glaubt es mir.
    Der Mann mit Mörtel hier und Leimen soll bedeuten
    Die Wand, die garst’ge Wand, die ihre Lieb’ tät scheiden.
    Doch freut es sie, drob auch sich niemand wundern soll,
    Wenn durch die Spalte klein sie konnten flüstern wohl.
    Der Mann da mit Latern’ und Hund und Busch von Dorn
    Den Mondschein präsentiert; denn, wann ihr’s wollt erwägen:
    Bei Mondschein hatten die Verliebten sich verschwor’n,
    Zu gehn nach Nini Grab, um dort der Lieb’ zu pflegen.
    Dies gräßlich wilde

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