Sämtliche Dramen
fehl,
So sucht er andre Weg’, Euch umzubringen:
Ich habe ihn belauscht und seinen Anschlag.
Kein Wohnort ist dies Haus, ’ne Mördergrube;
Verabscheut, fürchtet es, geht nicht hinein!
Orlando
.
Sag, wohin willst du, Adam, daß ich gehe?
Adam
.
Gleichviel wohin, ist es nur hieher nicht.
Orlando
.
Was? willst du, daß ich gehn und Brot soll betteln?
Wohl gar mit schnödem, tollem Schwert erzwingen
Auf offner Straße dieb’schen Unterhalt?
Das muß ich tun, sonst weiß ich nichts zu tun,
Doch will ich dies nicht, komme, was da will.
Ich setze mich der Bosheit lieber aus
Des abgefallnen Bluts und blut’gen Bruders.
Adam
.
Nein, tut das nicht: ich hab’ fünfhundert Kronen.
Den schmalen Lohn; erspart bei Eurem Vater;
Ich legt’ ihn bei, mein Pfleger dann zu sein,
Wann mir der Dienst erlahmt in schwachen Gliedern
Und man das Alter in die Ecke wirft.
Nehmt das, und der die jungen Raben füttert,
Ja, sorgsam für den Sperling Vorrat häuft,
Sei meines Alters Trost! Hier ist das Gold,
Nehmt alles! Laßt mich Euren Diener sein:
Seh’ ich gleich alt, bin ich doch stark und rüstig;
Denn nie in meiner Jugend mischt’ ich mir
Heiß und aufrührerisch Getränk ins Blut,
Noch ging ich je mit unverschämter Stirn
Den Mitteln nach zu Schwäch’ und Unvermögen.
Drum ist mein Alter wie ein frischer Winter,
Kalt, doch erquicklich: laßt mich mit Euch gehn!
Ich tu’ den Dienst von einem jüngern Mann
In aller Eurer Notdurft und Geschäften.
Orlando
.
O guter Alter, wie so wohl erscheint
In dir der treue Dienst der alten Welt,
Da Dienst um Pflicht sich mühte, nicht um Lohn!
Du bist nicht nach der Sitte dieser Zeiten,
Wo niemand mühn sich will als um Beförd’rung,
Und kaum daß er sie hat, erlischt sein Dienst
Gleich im Besitz. So ist es nicht mit dir.
Doch, armer Greis, du pflegst den dürren Stamm,
Der keine Blüte mehr vermag zu treiben
Für alle deine Sorgsamkeit und Müh’.
Doch komm, wir brechen mit einander auf,
Und eh’ wir deinen Jugendlohn verzehrt,
Ist uns ein friedlich kleines Los beschert.
Adam
.
Auf, Herr! und bis zum letzten Odemzug
Folg’ ich Euch nach, ergeben ohne Trug.
Von siebzehn Jahren bis zu achtzig schier
Wohnt’ ich, nun wohn’ ich ferner nicht mehr hier.
Um siebzehn ziemt’s, daß mit dem Glück man buhle,
Doch achtzig ist zu alt für diese Schule.
Könnt’ ich vom Glück nur diesen Lohn erwerben,
Nicht Schuldner meines Herrn und sanft zu sterben!
Ab.
¶
Vierte Szene
Der Wald.
Rosalinde als Knabe, Celia wie eine Schäferin gekleidet, und Probstein treten auf.
Rosalinde
. O Jupiter! wie matt sind meine Lebensgeister!
Probstein
. Ich frage nicht nach meinen Lebensgeistern, wenn nur meine Beine nicht matt wären.
Rosalinde
. Ich wäre imstande, meinen Mannskleidern eine Schande anzutun, und wie ein Weib zu weinen. Aber ich muß das schwächere Gefäß unterstützen, denn Wams und Hosen müssen sich gegen den Unterrock herzhaft beweisen. Also Herz gefaßt, liebe Aliena!
Celia
. Ich bitte dich, ertrage mich, ich kann nicht weiter.
Probstein
. Ich für mein Teil wollte Euch lieber ertragen als tragen. Und doch trüge ich kein Kreuz, wenn ich Euch trüge: denn ich bilde mir ein, Ihr habt keinen Kreuzer in Eurem Beutel.
Rosalinde
. Gut, dies ist der Ardenner Wald.
Probstein
. Ja, nun bin ich in den Ardennen, ich Narr; da ich zu Hause war, war ich an einem bessern Ort, aber Reisende müssen sich schon begnügen.
Rosalinde
. Ja, tut das, guter Probstein! – Seht, wer kommt da? Ein junger Mann und ein alter in tiefem Gespräch.
Corinnus und Silvius treten auf.
Corinnus
.
Dies ist der Weg, daß sie dich stets verschmäht.
Silvius
.
O wüßtest du, Corinnus, wie ich liebe!
Corinnus
.
Zum Teil errat’ ich’s, denn einst liebt’ ich auch.
Silvius
.
Nein, Freund, alt wie du bist, errätst du’s nicht,
Warst du auch jung ein so getreuer Schäfer,
Als je aufs mitternächt’ge Kissen seufzte.
Allein, wenn deine Liebe meiner glich –
Zwar glaub’ ich, keiner liebte jemals so –,
Zu wie viel höchlich ungereimten Dingen
Hat deine Leidenschaft dich hingerissen?
Corinnus
.
Zu tausenden, die ich vergessen habe.
Silvius
.
Oh, dann hast du so herzlich nie geliebt!
Entsinnst du dich der kleinsten Torheit nicht,
In welche dich die Liebe je gestürzt,
So hast du nicht geliebt;
Und hast du nicht gesessen, wie ich jetzt,
Den Hörer mit der Liebsten Preis ermüdend,
So hast du nicht geliebt;
Und brachst du nicht von
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