Sämtliche Dramen
der Gesellschaft los,
Mit eins, wie jetzt die Leidenschaft mich heißt,
So hast du nicht geliebt. – O Phöbe! Phöbe! Phöbe!
Ab.
Rosalinde
.
Ach, armer Schäfer! deine Wunde suchend,
Hab’ ich durch schlimmes Glück die meine funden.
Probstein
. Und ich meine. Ich erinnre mich, da ich verliebt war, daß ich meinen Degen an einen Stein zerstieß, und hieß ihn das dafür hinnehmen, daß er sich unterstände, nachts zu Hannchen Freundlich zu kommen; und ich erinnre mich, wie ich ihr Waschholz küßte, und die Euter der Kuh, die ihre artigen Patschhändchen gemolken hatten. Ich erinnre mich, wie ich mit einer Erbsenschote schön tat, als wenn sie es wäre, und ich nahm zwei Erbsen, gab sie ihr wieder und sagte mit weinenden Tränen: »Trage sie um meinetwillen!« Wir treuen Liebenden kommen oft auf seltsame Sprünge: wie alles von Natur sterblich ist, so sind alle sterblich Verliebten von Natur Narren.
Rosalinde
. Du sprichst klüger, als du selber gewahr wirst.
Probstein
. Nein, ich werde meinen eignen Witz nicht eher gewahr werden, als bis ich mir die Schienbeine daran zerstoße.
Rosalinde
.
O Jupiter! o Jupiter!
Dieses Schäfers Leidenschaft
Ist ganz nach meiner Eigenschaft.
Probstein
. Nach meiner auch, aber sie versauert ein wenig bei mir.
Celia
.
Ich bitte euch, frag’ einer jenen Mann,
Ob er für Gold uns etwas Speise gibt.
Ich schmachte fast zu Tode.
Probstein
.
Heda, Tölpel!
Rosalinde
.
Still, Narr! Er ist dein Vetter nicht.
Corinnus
.
Wer ruft?
Probstein
.
Vornehmere als Ihr.
Corinnus
.
Sonst wären sie auch wahrlich sehr gering.
Rosalinde
.
Still, sag’ ich Euch! – Habt guten Abend, Freund!
Corinnus
.
Ihr gleichfalls, feiner Herr, und allesamt!
Rosalinde
.
Hör’, Schäfer, können Geld und gute Worte
In dieser Wildnis uns Bewirtung schaffen,
So zeigt uns, wo wir ruhn und essen können.
Dies junge Mädchen ist vom Reisen matt
Und schmachtet nach Erquickung.
Corinnus
.
Lieber Herr,
Sie tut mir leid, und ihretwillen mehr
Als meinetwillen wünscht’ ich, daß mein Glück
Instand mich besser setzt’, ihr beizustehn.
Doch ich bin Schäfer eines andern Manns
Und schere nicht die Wolle, die ich weide.
Von filziger Gemütsart ist mein Herr
Und fragt nicht viel danach, den Weg zum Himmel
Durch Werke der Gastfreundlichkeit zu finden.
Auch stehn ihm Hütt’ und Herd’ und seine Weiden
Jetzt zum Verkauf; und auf der Schäferei
Ist, weil er nicht zu Haus, kein Vorrat da,
Wovon ihr speisen könnt: doch kommt und seht!
Von mir euch alles gern zu Dienste steht.
Rosalinde
.
Wer ist’s, der seine Herd’ und Wiesen kauft?
Corinnus
.
Der junge Schäfer, den ihr erst gesehn,
Den es nicht kümmert, irgend was zu kaufen.
Rosalinde
.
Ich bitte dich, besteht’s mit Redlichkeit,
Kauf’ du die Meierei, die Herd’ und Weiden:
Wir geben dir das Geld, es zu bezahlen.
Celia
.
Und höhern Lohn; ich liebe diesen Ort,
Und brächte willig meine Zeit hier zu.
Corinnus
.
So viel ist sicher, dies ist zu Verkauf.
Geht mit! Gefällt euch auf Erkundigung
Der Boden, der Ertrag und dieses Leben,
So will ich euer treuer Pfleger sein
Und kauf’ es gleich mit eurem Golde ein.
Alle ab.
¶
Fünfte Szene
Ein andrer Teil des Waldes.
Amiens, Jaques und andre.
Lied
Amiens
.
Unter des Laubdachs Hut
Wer gerne mit mir ruht,
Und stimmt der Kehle Klang
Zu lust’ger Vögel Sang:
Komm geschwinde! geschwinde! geschwinde!
Hier nagt und sticht
Kein Feind ihn nicht,
Als Wetter, Regen und Winde.
Jaques
. Mehr, mehr, ich bitte dich, mehr!
Amiens
. Es würde Euch melancholisch machen, Monsieur Jaques.
Jaques
. Das dank’ ich ihm. Mehr, ich bitte dich, mehr! Ich kann Melancholie aus einem Liede saugen, wie ein Wiesel Eier saugt. Mehr! mehr! ich bitte dich.
Amiens
. Meine Stimme ist rauh; ich weiß, ich kann Euch nicht damit gefallen.
Jaques
. Ich verlange nicht, daß Ihr mir gefallen sollt; ich verlange, daß Ihr singt. Kommt, noch eine Strophe! Nennt Ihr’s nicht Strophen?
Amiens
. Wie es Euch beliebt, Monsieur Jaques.
Jaques
. Ich kümmre mich nicht um ihren Namen: sie sind mir nichts schuldig. Wollt Ihr singen?
Amiens
. Mehr auf Euer Verlangen, als mir zu Gefallen.
Jaques
. Gut, wenn ich mich jemals bei einem Menschen bedanke, so will ich’s bei Euch; aber was sie Komplimente nennen, ist, als wenn sich zwei Maulaffen begegnen. Und wenn sich jemand herzlich bei mir bedankt, so ist mir, als hätte ich ihm einen Pfennig gegeben, und er sagte Gotteslohn
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