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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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widersteht mir auch.
    Flink
. In deiner Meinung?
    Lanz
. Nein, selbst in meinen Handlungen; denn sieh, ich lehne mich so rücklings auf ihn, und so widersteht mir mein Stock.
    Flink
. So steht er dir entgegen, das ist wahr.
    Lanz
. Nun, widerstehn und entgegenstehn ist doch wohl dasselbe.
    Flink
. Aber sage mir die Wahrheit, gibt es eine Heirat?
    Lanz
. Frage meinen Hund; wenn er ja sagt, gibt’s eine; wenn er nein sagt, gibt’s eine; wenn er den Schwanz schüttelt und nichts sagt, gibt’s eine.
    Flink
. Der Schluß ist also, daß es eine gibt.
    Lanz
. Du sollst niemals solch ein Geheimnis anders von mir herausbringen als durch ein Gleichnis.
    Flink
. Es ist mir recht, daß ich es so heraus bringe. Aber, Lanz, was sagst du, daß mein Herr so ein tüchtiger Reimsinger geworden ist?
    Lanz
. Ich habe ihn nie anders gekannt.
    Flink
. Als wie?
    Lanz
. Als einen tüchtigen Weinschlinger, wie du ihn eben rühmst.
    Flink
. Ei, du nichtsnutziger Esel, du verdrehst mir alles im Maul.
    Lanz
. Ei, Narr, ich meinte ja nicht, daß du das Glas am Maul hast, sondern dein Herr.
    Flink
. Ich sage dir, mein Herr ist ein eifriger Reimsänger geworden.
    Lanz
. Nun, ich sage dir, es ist mir gleich, wenn er sich auch die Lunge aus dem Halse singt. Willst du mit mir ins Bierhaus gehn: gut; wo nicht, so bist du ein Hebräer, ein Jude, und nicht wert, ein Christ zu heißen.
    Flink
. Warum?
    Lanz
. Weil du nicht so viel Nächstenliebe in dir hast, mit einem Christen zu Biere zu gehn; willst du gehen?
    Flink
. Wie du befiehlst.
    Beide gehen ab.
    ¶

Sechste Szene
    Zimmer.
    Proteus tritt auf.
    Proteus
.
    Verlass’ ich meine Julia, ist es Meineid;
    Lieb’ ich die schöne Silvia, ist es Meineid;
    Kränk’ ich den Freund, das ist der höchste Meineid;
    Dieselbe Macht, die erst mich schwören ließ,
    Sie reizt mich jetzt, dreifachen Schwur zu brechen;
    Die Liebe zwang zum Eid und zwingt zum Meineid.
    O Liebe, süß verführend, wenn du sündigst,
    So lehr’ auch den Verführten sich entschuld’gen!
    Erst huldigt’ ich dem schimmernden Gestirn,
    Jetzt bet’ ich an den Glanz der Himmelssonne.
    Man bricht bedachtsam unbedacht Gelübde,
    Und dem fehlt Witz, dem echter Wille fehlt,
    Den Witz zu brauchen, gut für schlecht zu wählen. –
    Pfui dir, du Lästerzunge! schlecht zu nennen,
    Die du als höchstes Gut so oft gepriesen
    Mit zwanzigtausend seelverbürgten Eiden.
    Nicht meiden kann ich Lieb’, und doch geschieht’s;
    Doch meid’ ich dort sie, wo ich lieben sollte.
    Julia verlier’ ich, und den Freund verlier’ ich;
    Und sind sie mein, muß ich mich selbst verlieren;
    Verlier’ ich sie, find’ ich durch den Verlust,
    Für Valentin, mich selbst; für Julia, Silvia.
    Ich bin mir selber näher als der Freund,
    Und Lieb’ ist in sich selbst am köstlichsten.
    Denn Silvia, – zeug’, o Himmel, der sie schuf! –
    Stellt Julia mir als dunkle Mohrin dar.
    Vergessen will ich denn, daß Julia lebt,
    Nur denken, mein Gefühl für sie sei tot;
    Und Valentin will ich als Feind betrachten,
    Daß Silvia ich, den süßern Freund, erwerbe.
    Ich kann die Treu’ mir selber nicht bewahren,
    Begeh’ ich nicht Verrat an Valentin. –
    Die Nacht denkt er auf seilgeknüpfter Leiter
    Der Göttin Silvia Fenster zu ersteigen;
    Ich, der Vertraute, bin sein Nebenbuhler.
    Gleich will ich nun dem Vater Kunde geben
    Von dem Betrug und der beschloßnen Flucht;
    Der wird, im Zorn, dann Valentin verbannen,
    Da er die Tochter Thurio will ermählen.
    Doch, Valentin entfernt, durchkreuz’ ich schnell
    Durch schlaue List des plumpen Thurio Werbung.
    Leih’, Liebe, Schwingen, rasch zum Ziel zu streben,
    Wie du mir Witz gabst, diese List zu weben!
    Geht ab.
    ¶

Siebente Szene
    Zimmer.
    Julia und Lucetta treten auf.
    Julia
.
    Rat’ mir, Lucetta; hilf mir, liebes Kind!
    Und bei der Liebe selbst beschwör’ ich dich, –
    Du bist das Blatt, dem alle meine Wünsche
    In klaren Zügen eingeschrieben sind:
    Nun steh mir bei und nenne mir die Mittel,
    Wie ich mit Ehren unternehmen mag,
    Zu meinem teuren Proteus hinzureisen.
    Lucetta
.
    Ach! sehr beschwerlich ist der Weg und lang.
    Julia
.
    Der wahrhaft fromme Pilger bleibt entschlossen,
    Mit müdem Schritt Provinzen zu durchmessen:
    Wie mehr denn sie, beschwingt mit Liebesfittig,
    Und strebt der Flug zu dem so hoch geliebten,
    Göttlich begabten Mann, zu Proteus hin!
    Lucetta
.
    Doch harren lieber, bis er wiederkehrt.
    Julia
.
    Du weißt, sein Blick ist meiner Seele Nahrung;
    Dich jammert nicht der Mangel, der mich

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