Sämtliche Dramen
in dem folgenden; es erträgt die nähere Beleuchtung nicht: A sollte folgen, aber O folgt.
Fabio
. Und mit O wird’s endigen, hoff’ ich.
Junker Tobias
. Ja, oder ich will ihn prügeln, bis er O schreit.
Malvolio
. Und dann kommt I hinterdrein.
Fabio
. I daß dich!
Malvolio
. M.O.A.I. – Diese Anspielung ist nicht so klar wie die vorige. Und doch, wenn man es ein wenig handhaben wollte, so würde sich’s nach mir bequemen: denn jeder von diesen Buchstaben ist in meinem Namen. Seht, hier folgt Prosa. – »Wenn dies in deine Hände fällt, erwäge: Mein Gestirn erhebt mich über dich, aber sei nicht bange vor der Hoheit. Einige werden hoch geboren, einige erwerben Hoheit, und einigen wird sie zugeworfen. Dein Schicksal tut dir die Hand auf; ergreife es mit Leib und Seele! Und um dich an das zu gewöhnen, was du Hoffnung hast zu werden, wirf deine demütige Hülle ab und erscheine verwandelt! Sei widerwärtig gegen einen Verwandten, mürrisch mit den Bedienten; laß Staatsgespräche von deinen Lippen schallen; lege dich auf ein Sonderlingsbetragen. Das rät dir die, so für dich seufzt. Erinnre dich, wer deine gelben Strümpfe lobte und dich beständig mit kreuzweise gebundnen Kniegürteln zu sehen wünschte: ich sage, erinnre dich! Nur zu! Dein Glück ist gemacht, wo du es wünschest. Wo nicht, so bleib’ nur immer ein Hausverwalter, der Gefährte von Lakaien und nicht wert, Fortunas Hand zu berühren. Leb wohl! Sie, welche die Dienstbarkeit mit dir tauschen möchte, die Glücklich-Unglückselige.«
Das Sonnenlicht ist nicht klarer! Es ist offenbar. Ich will stolz sein; ich will politische Bücher lesen; ich will Junker Tobias ablaufen lassen; ich will mich von gemeinen Bekanntschaften säubern; ich will aufs Haar der rechte Mann sein. Ich habe mich jetzt nicht selbst zum besten, daß ich mich etwa von der Einbildung übermannen ließe. Sie lobte neulich meine gelben Strümpfe, sie rühmte meine Kniegürtel; und hier gibt sie sich meiner Liebe kund, und nötigt mich mit einer feinen Wendung zu diesen Trachten nach ihrem Geschmack. Ich danke meinen Sternen, ich bin glücklich. Ich will fremd tun, stolz sein, gelbe Strümpfe tragen und die Kniegürtel kreuzweise binden, so schnell sie sich nur anlegen lassen. Die Götter und meine Sterne sei’n gepriesen! – Hier ist noch eine Nachschrift: »Du kannst nicht umhin, mich zu erraten. Wenn du meine Liebe begünstigst, so laß es in deinem Lächeln sichtbar werden. Dein Lächeln steht dir wohl, darum lächle stets in meiner Gegenwart, ich bitte dich!« – Götter, ich danke euch! Ich will lächeln, ich will alles tun, was du verlangst. Ab.
Fabio
. Ich wollte meinen Anteil an diesem Spaße nicht für den reichsten Jahrgehalt vom großen Mogul hingeben.
Junker Tobias
. Ich könnte die Dirne für diesen Anschlag zur Frau nehmen.
Junker Christoph
. Das könnte ich auch.
Junker Tobias
. Und wollte keine andre Aussteuer von ihr verlangen als noch einen solchen Schwank.
Junker Christoph
. Ich auch nicht.
Maria kommt.
Fabio
. Hier kommt unsre herrliche Vogelstellerin.
Junker Tobias
. Willst du deinen Fuß auf meinen Nacken setzen?
Junker Christoph
. Oder auch auf meinen?
Junker Tobias
. Soll ich meine Freiheit beim Damenspiel gegen dich setzen und dein Sklave werden?
Junker Christoph
. Ja wahrhaftig, soll ich’s auch?
Junker Tobias
. Du hast ihn in solch einen Traum gewiegt, daß er toll werden muß, wenn ihn die Einbildung wieder verläßt.
Maria
. Nein, sagt mir im Ernst, wirkt es auf ihn?
Junker Tobias
. Wie Branntewein auf eine alte Frau.
Maria
. Wenn ihr denn die Frucht von unserm Spaß sehn wollt, so gebt acht auf seine erste Erscheinung bei dem gnädigen Fräulein: Er wird in gelben Strümpfen zu ihr kommen, und das ist eine Farbe, die sie haßt; die Kniegürtel kreuzweise gebunden, eine Tracht, die sie nicht ausstehn kann; und er wird sie anlächeln, was mit ihrer Gemütsverfassung so schlecht übereinstimmt, da sie sich der Melancholie ergeben hat, daß es ihn ganz bei ihr heruntersetzen muß. Wenn ihr es sehn wollt, so folgt mir!
Junker Tobias
. Bis zu den Pforten der Hölle, du unvergleichlicher Witzteufel.
Junker Christoph
. Ich bin auch dabei.
Alle ab.
¶
DRITTER AUFZUG
Erste Szene
Olivias Garten.
Viola und der Narr mit einer Trommel.
Viola
. Gott grüß’ dich, Freund, und deine Musik! Stehst du dich gut bei deiner Trommel?
Narr
. Nein, Herr, ich stehe mich gut bei der Kirche.
Viola
. Bist du ein Kirchenvorsteher?
Narr
. Das
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