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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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weiß, wo man hin will, so kommt man am weitesten. – Gehabt Euch wohl! Ab.
    Herzog
.
    Laßt uns, ihr andern! –
    Curio und Gefolge ab.
    Einmal noch, Cesario,
    Begib dich zu der schönen Grausamkeit:
    Sag, meine Liebe, höher als die Welt,
    Fragt nicht nach weiten Strecken staub’gen Landes;
    Die Gaben, die das Glück ihr zugeteilt,
    Sag ihr, sie wiegen leicht mir wie das Glück.
    Das Kleinod ist’s, der Wunderschmuck, worein
    Natur sie faßte, was mich an sie zieht.
    Viola
.
    Doch, Herr, wenn sie Euch nun nicht lieben kann?
    Herzog
.
    Die Antwort nehm’ ich nicht.
    Viola
.
    Ihr müßt ja doch.
    Denkt Euch, ein Mädchen, wie’s vielleicht eins gibt,
    Fühl’ eben solche Herzenspein um Euch
    Als um Olivien Ihr; Ihr liebt sie nicht,
    Ihr sagt’s ihr: muß sie nicht die Antwort nehmen?
    Herzog
.
    Nein, keines Weibes Brust
    Erträgt der Liebe Andrang, wie sie klopft
    In meinem Herzen; keines Weibes Herz
    Umfaßt so viel; sie können nicht beharren.
    Ach, deren Liebe kann Gelust nur heißen
    (Nicht Regung ihres Herzens, nur des Gaums),
    Die Sattheit, Ekel, Überdruß erleiden;
    Doch meine ist so hungrig wie die See,
    Und kann gleich viel verdaun; vergleiche nimmer
    Die Liebe, so ein Weib zu mir kann hegen,
    Mit meiner zu Olivien!
    Viola
.
    Ja, doch ich weiß –
    Herzog
.
    Was weißt du? Sag mir an!
    Viola
.
    Zu gut nur, was ein Weib für Liebe hegen kann.
    Fürwahr, sie sind so treuen Sinns wie wir.
    Mein Vater hatt’ eine Tochter, welche liebte,
    Wie ich vielleicht, wär’ ich ein Weib, mein Fürst,
    Euch lieben würde.
    Herzog
.
    Was war ihr Lebenslauf?
    Viola
.
    Ein leeres Blatt,
    Mein Fürst. Sie sagte ihre Liebe nie,
    Und ließ Verheimlichung, wie in der Knospe
    Den Wurm, an ihrer Purpurwange nagen.
    Sich härmend, und in bleicher, welker Schwermut,
    Saß sie wie die Geduld auf einer Gruft,
    Dem Grame lächelnd. Sagt, war das nicht Liebe?
    Wir Männer mögen leicht mehr sprechen, schwören,
    Doch der Verheißung steht der Wille nach.
    Wir sind in Schwüren stark, doch in der Liebe schwach.
    Herzog
.
    Starb deine Schwester dann an ihrer Liebe?
    Viola
.
    Ich bin, was aus des Vaters Haus an Töchtern
    Und auch von Brüdern blieb; und doch, ich weiß nicht –
    Soll ich zum Fräulein?
    Herzog
.
    Ja, das ist der Punkt.
    Auf! eile! Gib ihr dieses Kleinod; sage,
    Daß ich noch Weigern, noch Verzug ertrage.
    Beide ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Olivias Garten.
    Junker Tobias, Junker Christoph und Fabio treten auf.
    Junker Tobias
. Komm dieses Wegs, Signor Fabio!
    Fabio
. Freilich werd’ ich kommen. Wenn ich einen Gran von diesem Spaß verlorengehn lasse, so will ich in Melancholie zu Tode gebrüht werden.
    Junker Tobias
. Würdest du dich nicht freun, den knauserigen hundsföttischen Spitzbuben in Schimpf und Schande gebracht zu sehen?
    Fabio
. Ja, Freund, ich würde triumphieren; Ihr wißt, er brachte mich einmal um die Gunst des gnädigen Fräuleins, wegen einer Fuchsprelle.
    Junker Tobias
. Ihm zum Ärger soll der Fuchs noch einmal dran; und wir wollen ihn braun und blau prellen. Nicht wahr, Junker Christoph?
    Junker Christoph
. So wir das nicht täten, möchte sich der Himmel über uns erbarmen.
    Maria kommt.
    Junker Tobias
. Hier kommt der kleine Schelm. – Nun, wie steht’s, mein Goldmädchen?
    Maria
. Stellt euch alle drei hinter die Hecke: Malvolio kommt diesen Gang herunter. Er ist seit einer halben Stunde dort in der Sonne gewesen und hat seinem eignen Schatten Künste gelehrt. Gebt acht auf ihn, bei allem, was lustig ist! Denn ich weiß, dieser Brief wird einen nachdenklichen Pinsel aus ihm machen. Still, so lieb euch ein Schwank ist! –
    Die Männer verbergen sich.
    Lieg’ du hier Sie wirft den Brief hin. denn dort kommt die Forelle, die mit Kitzeln gefangen werden muß. Ab.
    Malvolio kommt.
    Malvolio
. ’s ist nur ein Glück, alles ist Glück. – Maria sagte mir einmal, sie hegte eine Neigung zu mir; und ich habe sie selbst es schon so nahe geben hören: wenn sie sich verlieben sollte, so müßte es jemand von meiner Statur sein. Außerdem begegnet sie mir mit einer ausgezeichneteren Achtung als irgend jemanden in ihrem Dienst. Was soll ich davon denken?
    Junker Tobias
. Der eingebildete Schuft!
    Fabio
. O still! Die Beratschlagung macht einen stattlichen kalekutischen Hahn aus ihm. Wie er sich unter seinen ausgespreizten Federn bläht!
    Junker Christoph
. Sakrament, ich könnte den Schuft so prügeln!
    Junker Tobias
. Still, sag’ ich!
    Malvolio
. Graf Malvolio zu sein. –
    Junker Tobias
. O du

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