Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
wünschte.«
    Olivia
. Mit kreuzweise gebundnen Kniegürteln?
    Malvolio
. »Nur zu! Dein Glück ist gemacht, wo du es wünschest.«
    Olivia
. Mein Glück?
    Malvolio
. »Wo nicht, so bleib’ nur immer ein Bedienter.«
    Olivia
. Nun, das ist eine rechte Hundstagstollheit.
    Ein Bedienter kommt.
    Bedienter
. Gnädiges Fräulein, der junge Kavalier vom Grafen Orsino ist wieder da; ich konnte ihn kaum bewegen, zurückzukommen. Er erwartet Euer Gnaden Befehle.
    Olivia
. Ich komme gleich zu ihm.
    Bedienter ab.
    Liebe Maria, trag’ mir für diesen Menschen Sorge! Wo ist mein Vetter Tobias? Daß ein paar von meinen Leuten recht genau auf ihn achten: Ich wollte um alles nicht, daß ihm ein Unglück zustieße.
    Olivia und Maria ab.
    Malvolio
. Ha, ha! legt Ihr mir’s nun näher? Kein Geringerer als Junker Tobias soll Sorge für mich tragen? Dies trifft aufs Haar mit dem Briefe überein. Sie schickt ihn mit Fleiß, damit ich mich widerspenstig gegen ihn betragen kann: denn dazu ermahnt sie mich ja in dem Briefe. »Wirf deine demütige Hülle ab«, sagt sie, »sei widerwärtig gegen einen Verwandten, mürrisch mit den Bedienten; laß Staatsgespräche von deinen Lippen schallen; lege dich auf ein Sonderlingsbetragen«; und hierauf setzt sie die Art und Weise aus einander, als da ist: ein ernsthaftes Gesicht, eine stattliche Haltung, eine langsame Zunge, nach der Manier eines vornehmen Herrn, und so weiter. Ich habe sie im Netz, freilich durch der Götter Gnade, und geben die Götter, daß ich dankbar sei! Und als sie eben wegging: »Tragt mir für diesen Menschen Sorge!« Mensch! Nicht Malvolio, oder nach meinem Titel, sondern Mensch! Ja, alles paßt zu einander, so daß kein Gran von einem Skrupel, kein Skrupel von einem Skrupel, kein Hindernis, kein unwahrscheinlicher oder zweideutiger Umstand – Was kann man einwenden? Es kann nichts geben, was sich zwischen mich und die weite Aussicht meiner Hoffnungen stellen könnte. Wohl, die Götter, nicht ich, haben dies zustande gebracht, und ihnen gebührt der Dank.
    Maria kommt mit Junker Tobias und Fabio zurück.
    Junker Tobias
. Wo ist er hin, im Namen der Gottseligkeit? Hätten sich auch alle Teufel der Hölle zusammengedrängt, und besäße ihn Legion selbst, so will ich ihn doch anreden.
    Fabio
. Hier ist er, hier ist er. Wie steht’s mit Euch, Freund? Wie steht’s mit Euch?
    Malvolio
. Geht fort! Ich entlasse Euch. Laßt mich meine Einsamkeit genießen! Geht fort!
    Maria
. Hört doch, wie hohl der Böse aus ihm spricht! Sagt’ ich’s Euch nicht? – Junker Tobias, das Fräulein bittet Euch, Sorge für ihn zu tragen.
    Malvolio
. He, he! tut sie das?
    Junker Tobias
. Still! Still! Wir müssen sanftmütig mit ihm umgehn; laßt mich nur machen! Was macht Ihr, Malvolio? Wie steht’s mit Euch? Ei, Freund, leistet dem Teufel Widerstand: bedenkt, er ist der Erbfeind der Menschenkinder.
    Malvolio
. Wißt Ihr auch, was Ihr sagt?
    Maria
. Seht nur, wenn Ihr vom Teufel übel redet, wie er sich’s zu Herzen nimmt. Gebe Gott, daß er nicht behext ist!
    Fabio
. Die weise Frau muß ihm das Wasser beschaun.
    Maria
. So wahr ich lebe, es soll morgen früh geschehn. Das Fräulein möchte ihn um alles in der Welt nicht missen.
    Malvolio
. Ei so, Jungfer?
    Maria
. Ojemine!
    Junker Tobias
. Ich bitte dich, sei ruhig! Dies ist nicht die rechte Art: seht Ihr nicht, daß Ihr ihn reizt? Laßt mich allein machen!
    Fabio
. Da hilft nichts wie Sanftmut. Sanftmütig! sanftmütig! Der böse Feind ist trotzig und läßt sich nicht trotzig begegnen.
    Junker Tobias
. Ei, was machst du, mein Täubchen? Wie geht’s, mein Puthühnchen?
    Malvolio
. Herr!
    Junker Tobias
. Ei sieh doch! komm, tucktuck! – Nun, Mann? Es steht der Ehrbarkeit nicht an, mit dem Teufel Knicker zu spielen. – Fort mit dem garstigen Schornsteinfeger!
    Maria
. Laßt ihn sein Gebet hersagen, lieber Junker Tobias! Bringt ihn zum Beten!
    Malvolio
. Mein Gebet, Meerkatze?
    Maria
. Seht, ich sagt’ es Euch; er will nichts von Gottesfurcht wissen.
    Malvolio
. Geht alle zum Henker! Ihr seid alle dumme alberne Geschöpfe. Ich gehöre nicht in eure Sphäre: ihr sollt weiter von mir hören. Ab.
    Junker Tobias
. Ist’s möglich?
    Fabio
. Wenn man dies auf dem Theater vorstellte, so tadelte ich es vielleicht als eine unwahrscheinliche Erdichtung.
    Junker Tobias
. Sein Kopf ist bis oben an voll von unserm Einfalle.
    Maria
. Ja, setzt ihm nur gleich zu, damit der Einfall nicht Luft kriegt und verfliegt.
    Fabio
. Wir werden ihn gewiß völlig

Weitere Kostenlose Bücher