Sämtliche Dramen
toll machen.
Maria
. Desto ruhiger wird’s im Hause zugehn.
Junker Tobias
. Kommt, er soll in eine dunkle Kammer gesperrt und gebunden werden. Meine Nichte ist schon in dem Glauben, daß er toll ist; wir können’s so forttreiben, uns zum Spaß und ihm zur Buße, bis unser Zeitvertreib selbst so müde gejagt ist, daß er uns bewegt, Erbarmen mit ihm zu haben; und du, Mädchen, sollst bestallter Tollheitsvisitator werden. Aber seht! seht!
Junker Christoph kommt.
Fabio
. Hier ist wieder etwas für einen Fastnachtsabend.
Junker Christoph
. Da habt ihr die Ausfoderung; lest sie: ich steh’ dafür, es ist Salz und Pfeffer darin.
Fabio
. Ist sie so verwegen?
Junker Christoph
. Ei ja doch! Ich stehe ihm dafür. Lest nur!
Junker Tobias
. Gib her! »Junger Mensch, was du auch sein magst, du bist doch nur ein Lumpenkerl.«
Fabio
. Schön und tapfer!
Junker Tobias
. »Wundre dich nicht, und erstaune nicht in deinem Sinn, warum ich dich so nenne, denn ich will dir keinen Grund davon angeben.«
Fabio
. Eine gute Klausel! Das stellt Euch vor dem Verklagen sicher.
Junker Tobias
. »Du kommst zu Fräulein Olivia, und sie tut vor meinen Augen schön mit dir: aber du lügst’s in den Hals hinein, das ist nicht die Ursache, warum ich dich herausfodre.«
Fabio
. Ungemein kurz und auserlesen im Sinn- losen.
Junker Tobias
. »Ich will dir beim Nachhausegehn aufpassen, und wenn du alsdann das Glück hast, mich umzubringen –«
Fabio
. Schön!
Junker Tobias
. »So bringst du mich um wie ein Schuft und ein Spitzbube.«
Fabio
. Ihr haltet Euch immer außerhalb dem Schusse.
Junker Tobias
. »Leb wohl, und Gott erbarme sich einer von unsern Seelen! Er kann sich der meinigen erbarmen, aber ich hoffe ein Besseres, und also sieh dich vor! Dein Freund, je nachdem du ihm begegnest, und dein geschworner Feind,
Christoph von Bleichenwang.«
Wenn dieser Brief ihn nicht aufbringt, so ist er gar nicht auf die Beine zu bringen. Ich will ihn ihm geben.
Maria
. Ihr könnt leicht Gelegenheit dazu finden: er ist jetzt in einem Gespräch mit dem Fräulein und wird gleich weggehn.
Junker Tobias
. Geh, Junker, laure ihm an der Gartenecke auf wie ein Häscher; sobald du ihn nur erblickst, zieh’ und fluche fürchterlich dabei: denn es geschieht oft, daß ein entsetzlicher Fluch, in einem rechten Bramarbastone herausgewettert, einen mehr in den Ruf der Tapferkeit setzt, als eine wirkliche Probe davon jemals getan hätte. Fort!
Junker Christoph
. Nun, wenn’s Fluchen gilt, so laßt mich nur machen! Ab.
Junker Tobias
. Ich will mich wohl hüten, seinen Brief zu übergeben. Das Betragen des jungen Mannes zeigt, daß er verständig und wohl erzogen ist; sein Geschäft für seinen Herrn bei meiner Nichte bestätigt das auch: also wird dieser Brief wegen seiner außerordentlichen Abgeschmacktheit dem jungen Mann kein Schrecken erregen; er wird merken, daß er von einem Pinsel herkommt. Ich will statt dessen die Ausfoderung mündlich bestellen, will ein großes Wesen von Bleichenwangs Tapferkeit machen, und jenem, der jung genug ist, um sich leicht etwas aufbinden zu lassen, eine gewaltige Meinung von seiner Wut, Geschicklichkeit und Hitze beibringen. Dies wird sie beide so in Angst setzen, daß sie einander wie Basilisken mit den Augen umbringen werden.
Olivia und Viola kommen.
Fabio
. Da kommt er mit Eurer Nichte. Macht ihnen Platz, bis er Abschied nimmt, und dann gleich hinter ihm drein!
Junker Tobias
. Ich will mich indessen auf recht entsetzliche Ausdrücke für die Ausfoderung bedenken.
Junker Tobias und Fabio ab.
Olivia
.
Zu viel schon sagt’ ich für ein Herz von Stein,
Gab unbesonnen meine Ehre bloß.
In mir ist was, das mir den Fehl verweist;
Doch solch ein starrer, mächt’ger Fehler ist’s,
Er trotzt Verweisen nur.
Viola
.
Ganz nach der Weise Eurer Leidenschaft
Geht’s mit den Schmerzen meines Herrn.
Olivia
.
Tragt mir zu lieb dies Kleinod, ’s ist mein Bildnis;
Schlagt es nicht aus, mit Schwatzen quält’s Euch nicht;
Und kommt, ich bitt’ Euch, morgen wieder her!
Was könnt Ihr bitten, das ich weigern würde,
Wenn unverletzt es Ehre geben darf?
Viola
.
Nur dieses: Euer Herz für meinen Herrn.
Olivia
.
Wie litte meine Ehr’, ihm das zu geben,
Was Ihr von mir schon habt?
Viola
.
Ich sag’ Euch los.
Olivia
.
Gut, lebe wohl, und sprich mir morgen zu!
Zur Hölle lockte mich ein böser Feind wie du.
Ab.
Junker Tobias und Fabio kommen.
Junker Tobias
. Gott grüß’ dich, junger Herr!
Viola
.
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