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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Reise ginge,
    Da Ihr dies Land nicht kennt, das einem Fremden,
    Der führerlos und freundlos, oft sich rauh
    Und unwirtbar erzeigt. Bei diesen Gründen
    Der Furcht ist meine will’ge Liebe Euch
    So eher nachgeeilt!
    Sebastian
.
    Mein güt’ger Freund,
    Ich kann Euch nichts als Dank hierauf erwidern,
    Und Dank, und immer Dank; oft werden Dienste
    Mit so verrufner Münze abgefertigt.
    Doch wär’ mein Gut gediegen wie mein Sinn,
    Ihr fändet bessern Lohn. – Was machen wir?
    Sehn wir die Altertümer dieser Stadt?
    Antonio
.
    Auf morgen, Herr; seht erst nach einer Wohnung!
    Sebastian
.
    Ich bin nicht müd’, und es ist lang’ bis Nacht.
    Ich bitt’ Euch, laßt uns unsre Augen weiden
    Mit den Denkmälern und berühmten Dingen,
    So diese Stadt besitzt.
    Antonio
.
    Entschuldigt mich:
    Ich wandre mit Gefahr durch diese Gassen.
    Im Seekrieg tat ich gegen die Galeeren
    Des Herzogs Dienste; ja in Wahrheit, solche,
    Daß, wenn man hier mich fing’, ich könnte kaum
    Darüber Rede stehn.
    Sebastian
.
    Ihr habt vielleicht
    Ihm eine große Menge Volks erschlagen?
    Antonio
.
    Nicht von so blut’ger Art ist meine Schuld,
    War Zeit und Zwist schon der Beschaffenheit,
    Daß sie uns Stoff zu blut’gen Taten gaben.
    Es hätt’ indes geschlichtet werden mögen
    Durch Wiederzahlung des genommnen Guts,
    Was auch aus unsrer Stadt des Handels wegen
    Die meisten taten; ich allein blieb aus:
    Wofür, ertappt man mich an diesem Ort,
    Ich teuer büßen werde.
    Sebastian
.
    Geht also nicht zu offenbar umher!
    Antonio
.
    Es wär’ nicht ratsam. Nehmt! Hier ist mein Beutel.
    Man wohnt am besten in der Südervorstadt
    Im Elefanten; ich will unsre Kost
    Bestellen, während Ihr die Stunden täuscht
    Und durch Beschauen Eure Kenntnis nährt:
    Dort trefft Ihr mich.
    Sebastian
.
    Weswegen mir den Beutel?
    Antonio
.
    Vielleicht fällt Euer Aug’ auf einen Tand,
    Den Ihr zu kaufen wünscht; und Eure Barschaft
    Reicht, denk’ ich, nicht zu müß’gem Einkauf hin.
    Sebastian
.
    Ich will Eu’r Säckelmeister sein und auf
    Ein Stündchen gehn.
    Antonio
.
    Im Elefanten –
    Sebastian
.
    Wohl!
    Beide ab.
    ¶

Vierte Szene
    Olivias Garten.
    Olivia und Maria treten auf.
    Olivia
.
    Ich hab’ ihm nachgeschickt; gesetzt, er kommt:
    Wie kann ich wohl ihn feiern? was ihm schenken?
    Denn Jugend wird erkauft, mehr als erbeten. –
    Ich sprach zu laut. –
    Wo ist Malvolio? – Er ist ernst und höflich,
    Und paßt zum Diener sich für meinen Fall.
    Wo ist Malvolio?
    Maria
.
    Eben kommt er, Fräulein,
    Doch wunderlich genug. Er ist gewiß besessen.
    Olivia
.
    Was gibt’s denn? Spricht er irr’?
    Maria
.
    Nein, er tut nichts
    Als lächeln; Euer Gnaden täten wohl,
    Wen bei der Hand zu haben, wenn er kommt,
    Denn sicher ist der Mann nicht recht bei Sinnen.
    Olivia
.
    Geht, ruft ihn her! – So toll wie er bin ich,
    Gleicht lust’ge Tollheit und betrübte sich.
    Malvolio kommt.
    Wie geht’s, Malvolio?
    Malvolio
lächelt phantastisch. Schönes Fräulein, he, he!
    Olivia
.
    Lächelst du?
    Ich rief dich her bei einem ernsten Anlaß.
    Malvolio
. Ernst, Fräulein? Ich könnte wohl ernsthaft sein; es macht einige Stockung im Blute, dies Binden der Kniegürtel. Aber was tut’s? Wenn es den Augen einer Einzigen gefällt, so heißt es bei mir wie jenes wahrhafte Sonett: »Gefall’ ich einer , so gefall’ ich allen!«
    Olivia
. Ei, Malvolio, wie steht es mit dir? Was geht mit dir vor?
    Malvolio
. Ich bin nicht schwarz von Gemüt, obschon gelb an den Beinen. Es ist ihm zu Handen gekommen, und Befehle sollen vollzogen werden. Ich denke, wir kennen die schöne römische Hand.
    Olivia
. Willst du nicht zu Bett gehn, Malvolio?
    Malvolio
. Zu Bett? Ja, liebes Herz, und ich will zu dir kommen.
    Olivia
. Gott helfe dir! Warum lächelst du so und wirfst so viele Kußhände?
    Maria
. Wie geht’s Euch, Malvolio?
    Malvolio
. Auf Eure Erkundigung? – Ja, Nachtigallen antworten Krähen.
    Maria
. Warum erscheint Ihr mit dieser lächerlichen Unverschämtheit vor dem Fräulein?
    Malvolio
. »Sei nicht bange vor der Hoheit.« Das war schön gesagt.
    Olivia
. Was meinst du damit, Malvolio?
    Malvolio
. »Einige werden hoch geboren –«
    Olivia
. Nun?
    Malvolio
. »Einige erwerben Hoheit –«
    Olivia
. Was sagst du?
    Malvolio
. »Und einigen wird sie zugeworfen.«
    Olivia
. Der Himmel steh’ dir bei!
    Malvolio
. »Erinnre dich, wer deine gelben Strümpfe lobte.«
    Olivia
. Deine gelben Strümpfe?
    Malvolio
. »Und dich mit kreuzweise gebundnen Kniegürteln zu sehn

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