Sämtliche Dramen
abgeschreckt; verhindert,
Doch nicht verändert: was ich war, das bin ich;
Nur mut’ger streb’ ich vor, zieht man mich rückwärts,
Nicht folg’ im Mißmut ich dem Zügel.
Camillo
.
Prinz,
Ihr kennt des Vaters Sinnesart: für jetzt
Ist nicht mit ihm zu sprechen, – und, ich denke,
Das ist auch Eure Absicht nicht; – so wird er
Auch Euren Anblick kaum ertragen, fürcht’ ich;
Drum, bis der Zorn der Majestät sich stillt,
Erscheinet nicht vor ihm!
Florizel
.
Ich will auch nicht.
Ihr seid Camillo?
Camillo
.
Ja, mein gnäd’ger Herr.
Perdita
.
Wie oft sagt’ ich Euch nicht, so würd’ es kommen?
Wie oft sprach ich: die Würde trag’ ich nur,
Bis es bekannt wird?
Florizel
.
Nichts kann sie dir nehmen,
Als meiner Treue Bruch; und leichter möchte
Natur der Erde Wölbung wohl zerdrücken
Und allen innern Lebenskeim vernichten! –
Erheb’ den Blick; – streich’, Vater, mich als Erbe
Des Reiches aus, bleibt mir doch meine Liebe!
Camillo
.
Nehmt Rat an!
Florizel
.
Ich tu’s, von meinem Herzen; wenn Vernunft
Sich ihm gehorsam fügt, hab’ ich Vernunft;
Wo nicht, heißt mein Gemüt Wahnsinn willkommen,
Als bessern Freund.
Camillo
.
Das ist Verzweiflung, Prinz.
Florizel
.
So nennt es, aber meinen Schwur erfüllt es,
Und so muß mir es Tugend sein. Camillo,
Für Böhmen nicht, noch jenen Pomp, den etwa
Ich hier verliere, für alles, was die Sonne
Erblickt, die Erd’ umwölbt, die See verbirgt
In dunkeln Tiefen, brech’ ich meinen Eid
Ihr, der Geliebten: darum bitt’ ich dich,
Wie du stets meines Vaters Freund gewesen,
Wenn er mich nun entbehrt, wie ich ihn nie mehr
Zu sehn gedenke, sänft’ge seinen Zorn
Durch gutes Wort; ich und mein Glück, wir ringen
Nun künftig mit einander. Dies nur wisse,
Und sag es ihm, – ich sei zur See gegangen,
Mit ihr, die ich im Lande nicht kann schützen;
Und, höchst erwünscht für unsre Not, hab’ ich
Ein Schiff hier nahe, wenn gleich nicht gerüstet
Für diesen Zweck. Wohin mein Lauf sich wendet,
Frommt deiner Kenntnis nicht, noch paßt es mir,
Es dir zu sagen.
Camillo
.
Prinz, ich wünschte, daß
Sich Euer Geist dem guten Rat mehr fügte,
Wenn ihn nicht Not bezwingen soll.
Florizel
.
Horch, Perdita! –
Ich hör’ Euch gleich.
Camillo
.
Er ist ganz unbeweglich
Zur Flucht entschlossen. Glücklich wär’ ich jetzt,
Könnt’ ich sein Weggehn mir zum Vorteil kehren,
Vor Leid ihn schützen, Lieb’ und Dienst ihm weihn,
Siziliens teuren Anblick so erkaufen
Und meines Herrn, des unglücksel’gen Königs,
Wonach ich lange schmachte.
Florizel
.
Nun, Camillo,
Von ungewohnten Sorgen so belastet,
Verletzt’ ich den Anstand.
Camillo
.
Mein Prinz, ich glaube,
Ihr wißt, wie ganz mein armer Dienst in Liebe
Sich Eurem Vater weihte.
Florizel
.
Ja, höchst edel
Hast du ihm stets gedient; ihm ist’s Musik,
Dein Tun zu preisen, nicht sein kleinstes Sorgen,
Es so zu lohnen, wie er des gedenkt.
Camillo
.
Wohl, Prinz!
Glaubt Ihr im Ernst, daß ich den König liebe,
Und, seinethalb, was ihm am nächsten steht,
Eu’r teures Selbst: so laßt durch mich Euch leiten,
Wenn Eu’r gewicht’ger, überlegter Plan
Veränd’rung dulden mag: bei meiner Ehre,
Ich führ’ Euch hin, wo man Euch so empfängt,
Wie Eurer Hoheit ziemt, Ihr der Geliebten
Euch mögt erfreun (von der, das seh’ ich wohl,
Euch nichts mehr trennt, als eins, und das verhüte
Der Himmel: Euer Tod!), Euch ihr vermählen,
Und seid Ihr fort, such’ ich mit aller Müh’
Den mißvergnügten Vater zu besänft’gen
Und zur Versöhnung ihn zu stimmen.
Florizel
.
Wie!
Dies, fast ein Wunder, sollte möglich sein?
Dann nenn’ ich mehr dich als ein menschlich Wesen
Und will dir so vertraun.
Camillo
.
Habt Ihr bestimmt,
Nach welchem Land Ihr schiffen wollt?
Florizel
.
Noch nicht;
Denn wie unvorgesehner Zufall schuld
An dem ist, was wir rasch beginnen, so
Ergeben wir als Sklaven uns dem Wechsel,
Und folgen jedem Windeshauch.
Camillo
.
So hört mich:
Ich rat’ Euch, – wollt Ihr Euren Plan nicht ändern
Und Euch der Flucht vertraun -: geht nach Sizilien,
Und stellt Euch dort, mit Eurer schönen Fürstin
(Das wird sie, wie ich seh’), Leontes vor;
Man wird sie wohl empfangen, wie sich’s ziemt
Für Euer Eh’gemahl. Ich sehe schon
Leontes, wie er weit die Arme öffnet
Und Willkomm Euch entgegen weint: Vergebung
Von Euch, dem Sohn, erfleht, als wär’s der Vater:
Die Hände küßt der jugendlichen
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