Sämtliche Dramen
Fürstin;
Jetzt denkt er seiner Härte, jetzt der Liebe;
Verwünscht den Haß zur Höll’ und wünscht, daß Liebe
Noch schneller wachs’ als Stunden und Gedanken.
Florizel
.
Mein würdigster Camillo,
Welch einen Anstrich geb’ ich dem Besuch?
Camillo
.
Daß Euch der König, Euer Vater, sendet,
Um ihn zu grüßen, ihn zu trösten. Prinz,
Die Art, wie Ihr vor ihm Euch zeigen müßt,
Was Ihr von Eurem Vater ihm sollt melden,
Was nur uns drei’n bekannt, schreib’ ich Euch auf.
Dies zeigt Euch an, was Ihr zu sagen habt
In jeglichem Gespräch; so muß er denken,
Ihr bringt des Vaters eigne Seele mit
Und sprecht sein ganzes Herz.
Florizel
.
Ich dank’ Euch innig:
In diesem Plan ist Leben.
Camillo
.
Mehr verheißt Euch dies,
Als gebt Ihr Euch in blinder Unterwerfung
Pfadlosen Fluten, ungeträumten Küsten,
Gewissem Elend hülf- und ratlos hin:
Ein Leid besiegt, droht Euch das zweite schon:
Nichts Euch so treu, als Euer Anker, der,
Tut er den besten Dienst, dort fest Euch hält,
Wo wider Willen Ihr verweilt. Auch wißt Ihr,
Glück ist allein das wahre Band der Liebe;
Mit ihrem frischen Rot verwandelt auch
Ihr Herz die Trübsal.
Perdita
.
Eines nur ist wahr:
Trübsal, denk’ ich, besiegt die Wange wohl,
Doch dringt sie nicht ins Herz.
Camillo
.
So, glaubt Ihr das?
Es wird wohl deines Vaters Haus nicht wieder
In sieben Jahren solch ein Kind geboren.
Florizel
.
Sie ist in ihrem Adel mehr voraus,
Als sie zurück in unserm Stammbaum steht.
Camillo
.
Bedauern kann ich nicht, daß Unterricht
Ihr mangelt; denn sie meistert jeden Lehrer.
Perdita
.
Zu viel, mein Herr; Erröten ist mein Dank.
Florizel
.
Du süße Perdita! –
Doch, oh, wir stehn auf Dornen hier! Camillo, –
Du Retter meines Vaters, jetzt der meine;
Du unsres Hauses Arzt! – was soll’n wir tun?
Wie Böhmens Sohn sind wir nicht ausgestattet,
Noch werden wir dort so erscheinen.
Camillo
.
Prinz,
Das fürchtet nicht: Ihr wißt, mein ganz Vermögen
Liegt dort; und meine Sorge sei’s, so fürstlich
Euch auszustatten, als wenn Ihr für mich
Auf meiner Bühne spieltet. Und zum Beispiel,
Damit Ihr seht, daß nichts Euch mangelt – hört!
Sie sprechen heimlich mit einander.
Autolycus tritt auf.
Autolycus
. Ha, ha! was für ein Narr ist doch Ehrlichkeit! Und Redlichkeit, ihr geschworner Bruder, ist ein recht einfältiger Herr! Ich habe alle meinen Plunder verkauft; kein unechter Stein, kein Band, Spiegel, Bisamkugel, Spange, Taschenbuch, Ballade, Messer, Zwirnstrahn, Handschuh, Schuhriemen, Armband, Hornring mehr ist mir geblieben: sie drängten sich danach, wer zuerst kaufen sollte; als wenn alle meine Lumpereien geweiht wären und dem Käufer einen Segen brächten: durch dies Mittel sah ich nun, wessen Börse das beste Ansehn hatte; und was ich sah, das merkte ich mir zu beliebigem Gebrauch. Mein junger Narr, dem nur etwas fehlt, um ein vernünftiger Mensch zu sein, war so in die Dirnenlieder verliebt, daß er nicht wanken und weichen wollte, bis er Text und Weise hatte; und dies zog die ganze andre Herde so zu mir, daß alle ihre übrigen Sinne in den Ohren steckten; ich hätte einen Schlüssel abfeilen können, den sie an einer Kette trugen: kein Gehör, kein Gefühl, als für die Lieder meines Burschen, und die Bewunderung ihres Nichts. So daß ich, während dieser Betäubung, die meisten ihrer festlichen Börsen abschnitt und erschnappte; und wäre nicht der Alte dazu gekommen, mit einem Hallo über seine Tochter und den Sohn des Königs, womit er meine Krähen von dem Kaff scheuchte, so hätte ich in der ganzen Armee nicht eine Börse am Leben gelassen.
Camillo
.
Nein, meine Brief, auf diesem Weg zugleich
Mit Euch dort, werden jeden Zweifel lösen.
Florizel
.
Die Ihr mir von Leontes wollt verschaffen –
Camillo
.
Beruh’gen Euren Vater.
Florizel
.
Seid gesegnet!
Was Ihr nur sagt, beglückt.
Camillo
.
Wer ist das hier?
Wir woll’n zum Werkzeug ihn gebrauchen; nichts
Bleib’ unbenutzt, was uns nur helfen kann.
Autolycus
beiseit. Wenn die mich behorcht haben, – dann – hängen!
Camillo
.
Heda, guter Freund! Warum zitterst du so?
Fürchte dich nicht, hier tut man dir nichts zu Leide.
Autolycus
. Ach, Herr, ich bin ein armer Kerl.
Camillo
. Nun, das magst du bleiben; hier ist niemand, der dir das nehmen wird; doch, was die Außenseite deiner Armut betrifft, da müssen wir einen Tausch treffen: darum entkleide dich sogleich, – du mußt wissen, daß es dringend ist, – und
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