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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Sinnes Klarheit mess’ ich
    Des seinen Reinheit.
    Der alte Schäfer
.
    Beschlossen, gebt die Hände; –
    Und, unbekannte Freund’, ihr seid uns Zeugen:
    Die Tochter geb’ ich ihm, und ihre Mitgift
    Mach’ ich der seinen gleich.
    Florizel
.
    Das könnt Ihr nur
    In Eurer Tochter Wert. Wenn jemand stirbt,
    Hab’ ich einst mehr, als Ihr Euch träumen laßt;
    Genug für Euer Staunen. Jetzt verbindet
    Vor diesen Zeugen uns!
    Der alte Schäfer
.
    So gebt die Hand, –
    Auch, Tochter, du!
    Polyxenes
.
    Halt, Jüngling, noch ein wenig!
    Hast du ’nen Vater?
    Florizel
.
    Ja. Doch was soll der?
    Polyxenes
.
    Weiß er davon?
    Florizel
.
    Nein, und er soll auch nicht.
    Polyxenes
.
    Ein Vater, dünkt mich,
    Ist bei des Sohnes Hochzeitfest ein Gast,
    Der seinen Tisch am meisten schmückt. Sprich, bitte,
    Ist nicht dein Vater zu vernünft’gem Tun
    Unfähig? auch nicht blöd gesinnt vor Alter?
    Von Gicht geplagt? Kann er noch sprechen, hören?
    Sein Gut verwalten? Menschen unterscheiden?
    Liegt er gelähmt im Bett? und handelt nur
    Wie kind’sches Alter?
    Florizel
.
    Nein, mein guter Herr,
    Er ist gesund, und wen’ge seines Alters
    Sind so voll Kraft.
    Polyxenes
.
    Bei meinem weißen Bart,
    Ihr tut ihm, ist es so, ein Unrecht, das
    Nicht einem Kinde ziemt; Recht ist’s, daß sich
    Mein Sohn selbst wählt die Braut; doch Recht nicht minder,
    Daß auch der Vater, dessen größte Freude
    Die Enkel sind, zu Rat gezogen werde
    Bei diesem Schritt.
    Florizel
.
    Das will ich nicht bestreiten;
    Doch wegen andrer Gründe, ernster Herr,
    Die Ihr nicht wissen dürft, sagt’ ich dem Vater
    Von meinem Vorsatz nichts.
    Polyxenes
.
    Doch laßt’s ihn wissen!
    Florizel
.
    Er soll nicht.
    Polyxenes
.
    Tut’s, ich bitt’ Euch!
    Florizel
.
    Nein, er darf nicht.
    Der alte Schäfer
.
    Tu’s, lieber Sohn; er hat sich nicht zu grämen,
    Erfährt er deine Wahl.
    Florizel
.
    Nein, nein, er darf nicht: –
    Jetzt zur Verlöbnis!
    Polyxenes
indem er sich zu erkennen gibt.
    Jetzt zur Scheidung, Knabe,
    Den ich nicht Sohn mehr nennen darf; zu niedrig
    Für dieses Wort: der seinen Szepter tauscht
    Um einen Schäferstab! – Greiser Verräter,
    Lass’ ich dich hängen, kürz’ ich leider nur
    Dein Leben um acht Tage. – Und du, Prachtstück
    Ausbünd’ger Hexenkunst, die kennen mußte
    Den Königsnarren, der ihr nachlief; –
    Der alte Schäfer
.
    Oh, mein Herz!
    Polyxenes
.
    Der Dorn soll deine Schönheit dir zergeißeln,
    Bis sie nichtswürd’ger wird als deine Herkunft. –
    Dir sag’ ich, junger Tor, – erfahr’ ich je,
    Daß du nur seufzest, weil du nie mehr, nie
    Dies Ding hier siehst, wie du gewiß nicht sollst,
    Verschließ’ ich dir dein Erbrecht, nenne dich
    Mein Blut nicht, ja, mir auch nicht anverwandt,
    Fern von Deukalion her: – merk’ auf mein Wort,
    Folg’ uns zum Hof! – Du, Bauer, für diesmal,
    Ob unsers Zorns gleich wert, doch freigesprochen
    Von seinem Todesstreich. – Und du, Bezaub’rung,
    Wohl eines Schafknechts wert, ja, sein sogar,
    Für den du, wär’ mein Ruhm dadurch nicht krank,
    Zu gut noch bist, – wenn du von jetzt an wieder
    Für ihn den Riegel dieser Hütte öffnest
    Und seinen Leib mit deinem Arm umklammerst, –
    Erfind’ ich Todesarten dir, so grausam,
    Wie du für sie zu zart bist.
    Er geht ab.
    Perdita
.
    Nun schon jetzt vernichtet!
    Ich war nicht sehr erschreckt, denn ein, zweimal
    Wollt’ ich schon reden, wollt’ ihm offen sagen,
    Dieselbe Sonn’, an seinem Hofe leuchtend,
    Verberg’ ihr Antlitz nicht vor unsrer Hütte
    Und schau’ auf beide gleich. – Wollt Ihr nun gehn, mein Prinz?
    Ich sagt’ Euch, was draus werden würde; bitte,
    Denkt Eures Standes nun: von meinem Traum
    Erwacht, bin ich kein Zoll mehr Kön’gin, nein,
    Die Schafe melkend wein’ ich.
    Camillo
.
    Nun, Vater, wie?
    Sprich, eh’ du stirbst!
    Der alte Schäfer
.
    Nicht denken, sprechen kann ich,
    Getrau’ mir nicht zu wissen, was ich weiß. –
    O Prinz!
    Elend macht Ihr den Mann von dreiundachtzig,
    Der ohne Angst sein Grab zu füllen dachte,
    Im Bett zu sterben, wo mein Vater starb,
    Ganz nah bei seinem ehrbar’n Staub zu liegen:
    Jetzt hüllt ein Henker mich ins Leichenhemd,
    Wirft hin mich, wo kein Priester Erde streut. –
    Gottloses Ding! die du den Prinzen kanntest,
    Und hatt’st das Herz, dich mit ihm zu verloben! –
    Oh, Unheil! Unheil! Stürb’ ich diese Stunde,
    Hätt’ ich’s erlebt, zu sterben recht nach Wunsch.
    Er geht ab.
    Florizel
.
    Was seht Ihr mich so an?
    Ich bin verstört, nicht

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