Sämtliche Dramen
verschließen wir
Den vor’gen Zweifel in gesperrten Toren,
Von unsrer Furcht beherrscht, bis diese Furcht
Uns ein gewisser Herrscher löst und bannt.
Bastard
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Bei Gott! dies Pack von Angers höhnt euch, Fürsten:
Sie stehn auf ihren Zinnen sorglos da,
Wie im Theater gaffen sie und zeigen
Auf dies geschäft’ge Schauspiel voller Tod.
Folg’ eure Fürstenhoheit meinem Rat!
Wie die Empörer von Jerusalem
Seid Freunde eine Weil’ und kehrt vereint
Der Feindschaft ärgste Mittel auf die Stadt!
Von Ost und West laßt Frankreich so wie England
Die übervoll geladnen Stücke feuern,
Bis ihre Donnerstimme niederbrüllt
Die Kiesel-Rippen dieser kecken Stadt.
Ich wollt’ auf dies Gesindel rastlos zielen,
Bis wehrlos liegende Verheerung sie
So nackend ließ’ wie die gemeine Luft.
Wenn das geschehn, teilt die vereinte Macht,
Trennt die vermischten Fahnen noch einmal:
Kehrt Stirn an Stirn und Spitze gegen Spitze!
Dann wird Fortuna sich im Augenblick
Auf einer Seite ihren Liebling wählen:
Dem wird sie günstig den Gewinn des Tages,
Glorreichen Sieg mit ihrem Kuß verleihn.
Behagt der wilde Rat euch, mächt’ge Staaten?
Schmeckt er nicht etwa nach der Politik?
König Johann
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Beim Himmel, der sich wölbt ob unsern Häuptern!
Mir steht er an. – Sag, Frankreich, sollen wir
Die Macht verbinden und dies Angers schleifen,
Dann fechten, wer davon soll König sein?
Bastard
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Ja, wenn dich stolzer Fürstenmut beseelt,
Da dich wie uns die lump’ge Stadt beleidigt,
So kehre deiner Stücke Mündungen
Mit unsern gegen diese trotz’gen Mauern;
Und wenn wir nun zu Boden sie gesprengt,
Dann fodert euch, und schafft euch auf der Stelle,
Wie’s kommen mag, zu Himmel oder Hölle!
König Philipp
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So sei’s! – Sagt, wo berennet Ihr die Stadt?
König Johann
.
Von Westen wollen wir Zerstörung senden
In ihren Busen.
Österreich
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Ich von Norden her.
König Philipp
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Und unser Donner soll sein Kugelschauer
Aus Süden regnen über diese Stadt.
Bastard
beiseit.
Von Nord nach Süden – welch ein kluger Fund! –
Schießt Östreich sich und Frankreich in den Mund:
Ich will dazu sie hetzen. – Fort denn, fort!
Erster Bürger
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Verweilt noch, große Fürsten, hört ein Wort,
Und Frieden zeig’ ich euch und frohen Bund.
Gewinnt die Stadt doch ohne Wund’ und Streich,
Bewahrt die Leben für den Tod im Bette,
Die hier als Opfer kommen in das Feld:
Beharrt nicht, sondern hört mich, mächt’ge Fürsten!
König Johann
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Sprecht! mit Genehmigung; wir hören an.
Erster Bürger
.
Die Tochter da von Spanien, Fräulein Blanca,
Ist England nah verwandt: schaut auf die Jahre
Des Dauphin Louis und der holden Magd!
Wenn muntre Liebe nach der Schönheit geht,
Wo fände sie sie holder als in Blanca?
Wenn fromme Liebe nach der Tugend strebt,
Wo fände sie sie reiner als in Blanca?
Fragt ehrbegier’ge Liebe nach Geburt:
Wes Blut strömt edler als der Fräulein Blanca?
Wie sie, an Tugend, Schönheit und Geburt,
Ist auch der Dauphin allerdings vollkommen.
Wo nicht vollkommen: sagt, er ist nicht sie;
Und ihr fehlt wieder nichts, wenn dies für Mangel
Nicht etwa gelten soll, sie sei nicht er.
Er ist die Hälfte eines sel’gen Manns,
Den eine solche Sie vollenden muß,
Und sie, geteilte holde Trefflichkeit,
Von der in ihm Vollendungsfülle liegt.
O so zwei Silberströme, wenn vereint,
Verherrlichen die Ufer, die sie fassen;
Und solche Ufer so vereinter Ströme,
Zwei Grenzgestade, Kön’ge, mögt ihr sein,
Wenn ihr ein fürstlich Paar wie dies vermählt.
Der Bund wird an den festverschloss’nen Toren
Mehr tun, als Stürmen: denn auf diese Heirat
Tut plötzlicher, als Pulver sprengen kann,
Der Tore Mündung angelweit sich auf,
Euch einzulassen! Aber ohne sie
Ist die empörte See nicht halb so taub,
Nicht Löwen unerschrockner, Berg’ und Felsen
Nicht unbeweglicher, ja selbst der Tod
In grauser Wut nicht halb so fest entschieden
Als wir, die Stadt zu halten.
Bastard
.
Das ist ein Trumpf!
Der schüttelt euch des alten Tods Geripp’
Aus seinen Lumpen! Traun, ein großes Maul,
Das Tod ausspeit und Berge, Felsen, Seen,
Das so vertraut von grimmen Löwen schwatzt
Wie von dem Schoßhund dreizehnjähr’ge Mädchen.
Hat den Kumpan ein Kanonier erzeugt?
Er spricht Kanonen, Feuer, Dampf und Knall,
Er gibt mit seiner Zunge Bastonnaden,
Das Ohr wird ausgeprügelt; jedes Wort
Pufft kräftiger als eine fränk’sche Faust.
Blitz! ich bin nie mit Worten so
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