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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Krone.
    Doch du bist schön, dich schmückten, lieber Knabe,
    Natur und Glück vereint bei der Geburt.
    Von Gaben der Natur prangst du mit Lilien
    Und jungen Rosen; doch Fortuna – oh!
    Sie ist verführt, verwandelt, dir entwandt.
    Sie buhlt mit deinem Oheim stündlich, hat
    Mit goldner Hand Frankreich herbeigerissen,
    Der Hoheit Anspruch in den Grund zu treten,
    Daß seine Majestät ihr Kuppler wird.
    Er ist Fortunas Kuppler und Johanns,
    Der Buhlerin mit ihm, dem Kronenräuber. –
    Sag mir, du Mann, ist Frankreich nicht meineidig?
    Vergift’ ihn mir mit Worten, oder geh,
    Und laß allein dies Weh, das ich allein
    Zu tragen bin bestimmt.
    Salisbury
.
    Verzeiht mir, Fürstin.
    Ich darf ohn’ Euch nicht zu den Kön’gen gehn.
    Constanze
.
    Du darfst, du sollst: ich will nicht mit dir gehn.
    Ich will mein Leiden lehren, stolz zu sein;
    Denn Gram ist stolz, er beugt den Eigner tief.
    Um mich und meines großen Grames Staat
    Laßt Kön’ge sich versammeln; denn so groß
    Ist er, daß nur die weite, feste Erde
    Ihn stützen kann; den Thron will ich besteigen,
    Ich und mein Leid; hier laßt sich Kön’ge neigen!
    Sie wirft sich auf den Boden.
    König Johann, König Philipp, Louis, Blanca, Eleonore, der Bastard, Österreich und Gefolge treten auf.
    König Philipp
.
    Ja, holde Tochter: diesen Segenstag
    Soll man in Frankreich festlich stets begehn.
    Um ihn zu feiern, wird die hehre Sonne
    Verweilen und den Alchymisten spielen,
    Verwandelnd mit des kostbar’n Auges Glanz
    Die magre Erdenscholl’ in blinkend Gold.
    Der Jahres-Umlauf, der ihn wiederbringt,
    Soll ihn nicht anders denn als Festtag sehn. –
    Constanze
aufstehend.
    Ein Sündentag und nicht ein Feiertag!
    Was hat der Tag verdient und was getan,
    Daß er mit goldnen Lettern im Kalender
    Als eins der hohen Feste sollte stehn?
    Nein, stoßt ihn aus der Woche lieber aus,
    Den Tag der Schande, der Gewalt, des Meineids,
    Und bleibt er stehn, laßt schwangre Weiber beten,
    Nicht auf den Tag der Bürde frei zu werden,
    Daß keine Mißgeburt die Hoffnung täusche;
    Der Seemann fürcht’ an keinem sonst den Schiffbruch,
    Kein Handel brech’, als der an ihm geschlossen;
    Was dieser Tag beginnt, schlag’ übel aus,
    Ja, Treue selbst verkehr’ in Falschheit sich!
    König Philipp
.
    Beim Himmel, Fürstin, Ihr habt keinen Grund,
    Dem schönen Vorgang dieses Tags zu fluchen.
    Setzt’ ich Euch nicht die Majestät zum Pfand?
    Constanze
.
    Ihr troget mich mit einem Afterbild,
    Das glich der Majestät: allein berührt, geprüft,
    Zeigt es sich ohne Wert; Ihr seid meineidig,
    Ihr wolltet meiner Feinde Blut vergießen,
    Und nun vermischt Ihr Eures mit dem ihren.
    Die Ringer-Kraft, das wilde Drohn des Krieges
    Kühlt sich in Freundschaft und geschminktem Frieden,
    Und unsre Unterdrückung schloß den Bund.
    Straf, Himmel, straf’ die eidvergess’nen Kön’ge!
    Hör’ eine Witwe, sei mir Gatte, Himmel!
    Laß nicht die Stunden dieses sünd’gen Tags
    In Frieden hingehn; eh’ die Sonne sinkt,
    Entzweie diese eidvergess’nen Kön’ge!
    Hör’ mich, o hör’ mich!
    Österreich
.
    Frau Constanze, Friede!
    Constanze
.
    Krieg! Krieg! Kein Friede! Fried’ ist mir ein Krieg.
    O Östreich! o Limoges! du entehrst
    Die Siegstrophäe: du Knecht, du Schalk, du Memme!
    Du klein an Taten, groß an Büberei!
    Du immer stark nur auf der stärkern Seite!
    Fortunas Ritter, der nie ficht, als wenn
    Die launenhafte Dame bei ihm steht
    Und für ihn sorgt! Auch du bist eidvergessen
    Und dienst der Größe. Welch ein Narr bist du,
    Gespreizter Narr, zu prahlen, stampfen, schwören
    Für meine Sache! Du kaltblüt’ger Sklav’,
    Hast du für mich wie Donner nicht geredet?
    Mir Schutz geschworen? mich vertrauen heißen
    Auf dein Gestirn, dein Glück und deine Kraft?
    Und fällst du nun zu meinen Feinden ab?
    Du in der Haut des Löwen? Weg damit,
    Und häng’ ein Kalbsfell um die schnöden Glieder!
    Österreich
.
    O daß ein Mann zu mir die Worte spräche!
    Bastard
.
    Und häng’ ein Kalbsfell um die schnöden Glieder!
    Österreich
.
    Ja, untersteh dich das zu sagen, Schurke!
    Bastard
.
    Und häng’ ein Kalbsfell um die schnöden Glieder!
    König Johann
.
    Wir mögen dies nicht, du vergißt dich selbst.
    Pandulpho tritt auf.
    König Philipp
.
    Hier kommt der heilige Legat des Papstes.
    Pandulpho
.
    Heil euch, gesalbte Stellvertreter Gottes!
    König Johann, dir gilt die heil’ge Botschaft.
    Ich, Pandulph, Kardinal des schönen Mailand
    Und von Papst Innocenz Legat allhier,
    Frag’ auf

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