Sämtliche Dramen
wollen. Zum Henker mit ihm! Er mag’s dem Könige sagen: wir sind gerüstet. Ich will noch diese Nach aufbrechen.
Lady Percy tritt auf.
Nun, Käthchen? Ich muß Euch in zwei Stunden verlassen.
Lady Percy
.
O mein Gemahl, was seid Ihr so allein?
Für welchen Fehl war ich seit vierzehn Tagen
Ein Weib, verbannt aus meines Heinrichs Bett?
Sag, süßer Gatte, was beraubt dich so
Der Eßlust, Freude und des goldnen Schlafs?
Was heftest du die Augen auf die Erde
Und fährst so oft, wenn du allein bist, auf?
Warum verlorst du deiner Wangen Frische?
Gabst meine Schätze und mein Recht an dich
Starrseh’ndem Grübeln und verhaßter Schwermut?
Ich habe dich bewacht in leichtem Schlummer
Und dich vom eh’rnen Kriege murmeln hören,
Dein bäumend Roß mit Reiterworten lenken
Und rufen: »Frisch ins Feld!« Dann sprachest du
Von Ausfall und von Rückzug, von Gezelten,
Laufgräben, Pallisaden, Parapetten,
Feldschlangen, Basilisken und Kanonen,
Gefangner Lösung und erschlagnen Kriegern
Und jedem Vorfall einer heißen Schlacht.
Dein Geist in dir ist so im Krieg gewesen
Und hat im Schlafe so dich aufgeregt,
Daß Perlen Schweißes auf der Stirn dir standen,
Wie Blasen in dem erst getrübten Strom:
Und im Gesicht erschien gewalt’ge Regung,
Wie wenn ein Mensch den Odem an sich hält
In großer, schneller Eil’. Oh, was sind dies für Zeichen?
Ein schwer Geschäft hat mein Gemahl in Händen,
Und wissen muß ich’s, wenn er noch mich liebt.
Percy
.
Heda! Ist Wilhelm fort mit dem Paket?
Ein Bedienter kommt.
Bedienter
.
Ja, gnäd’ger Herr, vor einer Stunde.
Percy
.
Ist Butler mit den Pferden da vom Sheriff?
Bedienter
.
Ein Pferd, Herr, hat er eben jetzt gebracht.
Percy
.
Was für ein Pferd? Ein Rapp’, ein Stutzohr, nicht?
Bedienter
.
Ja, gnäd’ger Herr.
Percy
.
Der Rappe rafft mich weg.
Gut, ich besteig’ ihn gleich. – O Espérance! –
Laßt Butler in den Park hinaus ihn führen?
Lady Percy
.
So hört doch, mein Gemahl!
Percy
.
Was sagst du, meine Gemahlin?
Lady Percy
.
Was reißt dich so von mir hinweg?
Percy
.
Ei, mein Pferd,
Mein Kind, mein Pferd!
Lady Percy
.
O du tollköpf’ger Affe!
Ein Wiesel hat so viele Grillen nicht,
Als die dich plagen. Traun,
Ich will’s erfahren, Heinrich, ja durchaus.
Ich fürchte, daß mein Bruder Mortimer
Sein Recht betreibt und hat zu Euch gesandt
Um Vorschub für sein Werk; doch, gehet Ihr –
Percy
.
So weit zu Fuß, so werd’ ich müde, Kind.
Lady Percy
.
Komm, komm, du Papagei! Antworte mir
Geradezu auf das, was ich dich frage:
Ich breche dir den kleinen Finger, Heinrich,
Wenn du mir nicht die ganze Wahrheit sagst.
Percy
.
Fort, fort,
Du Tändlerin! – Lieben? – Ich lieb’ dich nicht.
Ich frage nicht nach dir. Ist dies ’ne Welt
Zum Puppenspielen und mit Lippen fechten?
Nein, jetzo muß es blut’ge Nasen geben,
Zerbrochne Kronen, die wir doch im Handel
Für voll anbringen. – Alle Welt, mein Pferd! –
Was sagst du, Käthchen? Wolltest du mir was?
Lady Percy
.
Ihr liebt mich nicht? Ihr liebt mich wirklich nicht?
Gut, laßt es nur; denn, weil Ihr mich nicht liebt,
Lieb’ ich mich selbst nicht mehr. Ihr liebt mich nicht?
Nein, sagt mir, ob das Scherz ist oder Ernst?
Percy
.
Komm, willst mich reiten sehn?
Wenn ich zu Pferde bin, so will ich schwören,
Ich liebe dich unendlich. Doch höre, Käthchen:
Du mußt mich ferner nicht mit Fragen quälen,
Wohin ich geh’, noch raten, was es soll.
Wohin ich muß, muß ich: und kurz zu sein,
Heut abend muß ich von dir, liebes Käthchen.
Ich kenne dich als weise, doch nicht weiser.
Als Heinrich Percys Eh’frau; standhaft bist du,
Jedoch ein Weib, und an Verschwiegenheit
Ist keine besser: denn ich glaube sicher,
Du wirst nicht sagen, was du selbst nicht weißt,
Und so weit, liebes Käthchen, trau’ ich dir.
Lady Percy
.
Wie? So weit?
Percy
.
Nicht einen Zollbreit weiter. Doch höre, Käthchen:
Wohin ich gehe, dahin sollst du auch;
Ich reise heute, du sollst morgen reisen.
Bist du zufrieden nun?
Lady Percy
.
Ich muß ja wohl.
Ab.
¶
Vierte Szene
Eastcheap. Eine Stube in der Schenke zum wilden Schweinskopf.
Prinz Heinrich und Poins treten auf.
Prinz Heinrich
. Ich bitte dich, Poins, komm aus der fettigen Stube und steh mir ein bißchen mit Lachen bei!
Poins
. Wo bist du gewesen, Heinz?
Prinz Heinrich
. Mit drei bis vier Ochsenköpfen zwischen drei bis vier Dutzend Oxhöften. Ich habe den allertiefsten Ton der Leutseligkeit
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