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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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auf die leichten Binsen
    Und sanft Eu’r Haupt an ihrem Schoße ruhn:
    So singt sie Euch das Lied, das Euch gefällt,
    Und krönt den Schlummergott auf Euren Wimpern,
    Eu’r Blut mit süßer Müdigkeit bezaubernd,
    Den Schlaf vom Wachen so gelinde scheidend,
    Als zwischen Tag und Nacht die Scheidung ist,
    Die Stunde, eh’ das himmlische Gespann
    Im Osten seinen goldnen Zug beginnt.
    Mortimer
.
    Von Herzen gern will ich sie singen hören;
    Indes wird unsre Schrift wohl fertig sein.
    Glendower
.
    Tut das!
    Die Musikanten, die Euch spielen sollen,
    Sind tausend Meilen weit von hier in Lüften
    Und sollen flugs doch hier sein. Sitzt und horcht!
    Percy
. Komm, Käthchen, du verstehst dich aufs stille liegen; komm, geschwind! geschwind! daß ich meinen Kopf in deinen Schoß lege.
    Lady Percy
. Geh mir, du wilde Gans!
    Glendower spricht einige wäl’sche Worte, und dann spielt die Musik.
    Percy
.
    Nun merk’ ich, daß der Teufel Wäl’sch versteht,
    Und ’s ist kein Wunder, daß er launisch ist.
    Mein’ Seel’, er ist ein guter Musikant.
    Lady Percy
. Dann solltet Ihr ganz und gar musikalisch sein, denn Ihr werdet ganz von Launen regiert. Lieg’ stille, du Schelm, und höre die Dame Wäl’sch singen!
    Percy
. Ich möchte lieber Dame, meine Dogge, Irländisch heulen hören.
    Lady Percy
. Möchtest du gern ein Loch im Kopfe haben?
    Percy
. Nein.
    Lady Percy
. So liege still!
    Percy
. Auch nicht, das ist ein Weiberfehler.
    Lady Percy
. Nun, Gott helfe dir!
    Percy
. Zu der wäl’schen Dame Bett.
    Lady Percy
. Was soll das?
    Percy
. Still! Sie singt.
    Ein wäl’sches Lied von Lady Mortimer gesungen.
    Kommt, Käthchen, Ihr müßt mir auch ein Lied singen.
    Lady Percy
. Ich nicht, gewiß und wahrhaftig.
    Percy
. Ihr nicht, gewiß und wahrhaftig! Herzchen, Ihr schwört ja wie eine Konditors-Frau. Ihr nicht, »gewiß und wahrhaftig!« und: »so wahr ich lebe!« und: »wo mir Gott gnädig sei!« und: »so gewiß der Tag scheint!«
    Und gibst so taftne Bürgschaft deiner Schwüre,
    Als wärst du weiter nie als Finsbury spaziert.
    Nimm als ’ne Dame, Käthchen, deinen Mund
    Mit derben Schwüren voll; und laß »fürwahr«
    Und solche Pfeffernuß-Beteu’rungen
    Den Sammet-Borten und den Sonntagsbürgern!
    Komm, sing’!
    Lady Percy
. Ich will nicht singen.
    Percy
. Es führt auch gerade Weges dazu, Schneider zu werden oder Rotkehlchen abzurichten. Wenn die Kontrakte aufgesetzt sind, so will ich in den nächsten zwei Stunden fort; also kommt mir nach, wenn Ihr wollt! Ab.
    Glendower
.
    Kommt, kommt, Lord Mortimer! Ihr seid so träge,
    Als glühend heiß Lord Percy ist zu gehn.
    Die Schrift wird fertig sein: wir woll’n nur siegeln,
    Und dann sogleich zu Pferd!
    Mortimer
.
    Von ganzem Herzen!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    London. Ein Zimmer im Palast.
    König Heinrich, Prinz von Wales und Lords treten auf.
    König Heinrich
.
    Laßt uns, ihr Lords! Der Prinz von Wales und ich,
    Wir müssen uns geheim besprechen; doch
    Seid nah zur Hand, wir werden euch bedürfen.
    Lords ab.
    Ich weiß nicht, ob es Gott so haben will
    Für mißgefäll’ge Dienste, die ich tat,
    Daß sein verborgner Rat aus meinem Blut
    Mir Züchtigung und eine Geißel zeugt.
    Doch du, in deinen Lebensbahnen, machst
    Mich glauben, daß du nur gezeichnet bist
    Zur heißen Rach’ und zu des Himmels Rute
    Für meine Übertretung. Sag mir sonst,
    Wie könnten solche wilde, niedre Lüste,
    Solch armes, nacktes, liederliches Tun,
    So seichte Freuden, ein so roher Kreis
    Als der, womit du dich verbrüdert hast,
    Sich zu der Hoheit deines Bluts gesellen
    Und sich erheben an dein fürstlich Herz?
    Prinz Heinrich
.
    Geruh’ Eu’r Majestät: ich wollt’, ich könnte
    Von jedem Fehl so völlig los mich sagen,
    Als ich mich ohne Zweifel rein’gen kann
    Von vielen, die mir schuld gegeben werden.
    Doch so viel Milderung laßt mich erbitten,
    Daß, nach erlogner Märchen Widerlegung,
    Die oft das Ohr der Hoheit hören muß
    Von Liebedienern und gemeinen Klätschern,
    Mir etwas Wahres, wo mich meine Jugend
    Verkehrt geleitet und unregelmäßig,
    Auf wahre Unterwerfung sei verziehn.
    König Heinrich
.
    Verzeih’ dir Gott! – Doch muß mich’s wundern, Heinrich,
    Daß deine Neigung so die Schwingen richtet,
    Ganz abgelenkt von deiner Ahnen Flug.
    Dein Platz im Rat ward gröblich eingebüßt,
    Den nun dein jüngrer Bruder eingenommen;
    Du bist beinah’ ein Fremdling in den Herzen
    Des ganzen Hofs, der Prinzen vom Geblüt.
    Die Hoffnung und Erwartung deiner Zeit
    Ist ganz

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